Franz Eber­hard

Nachruf

Der ehemalige Stadtbaumeister von St. Gallen und Zürich verstarb im Alter von 69 Jahren.

Publikationsdatum
19-06-2014
Revision
18-10-2015

«Complexity und Contradiction in Architecture», Begriffe des Amerikaners Robert Venturi – Begriffe, die Franz Eberhard gelebt hat! Komplexität und Widerspruch als Chance zu sehen war für ihn Herausforderung, scheinbar Unmögliches möglich zu machen seine Passion. Mit dieser Haltung hat es Franz Eberhard wiederholt fertiggebracht, Leute für sich zu gewinnen, auch wenn sie eigentlich anderer Meinung waren. 

Bewunderung ausgelöst haben immer wieder seine spontanen und kreativen Ideen. Ideen, die in der Stadt St. Gallen zahlreiche Spuren hinterlassen haben – und nicht nur planerische und bauliche. Seinen Ideen zu folgen war nicht immer einfach, gingen sie doch oft über das hinaus, was man gemeinhin von einem Stadtbaumeister erwartet. So war der Franz von Assisi in ihm eben auch Prediger und in dieser Rolle Pionier des ökologischen Bauens. Anderseits hat sich der Franz Josef in ihm ihn auch dazu verleiten lassen, den einem Stadtbaumeister zugestandenen Kompetenzbereich etwas weiter zu sehen.

«Humus muss man pflegen, wenn man ernten will.» Pflegen hiess dabei Qualitäten zu finden, die über das Einzelne hinaus das Gemeinsame fördern. Beziehungen knüpfen, nicht im Alleingang etwas erzwingen wollen war das Credo, und dafür hatte er seinen Blick weit über St. Gallen hinaus streifen lassen. Der Austausch mit Hochbauämtern und mit Hochschulen war ihm wichtig, der Trialog von Nutzern, Bauherrenvertretern und Architekten in Projektteams Pflicht.

Während seiner Tätigkeit in St. Gallen als Stadtbaumeister-Stellvertreter und später als Stadtbaumeister ist höchst Beachtenswertes entstanden. Zu erwähnen sind der Zonenplan 1980 und parallel dazu die Inventarisierung der schützenswerten Bauten und Quartiere, die vorausschauenden städtebaulichen Studien, für die St. Gallen der Wakkerpreis zugesprochen wurde, die Sanierungen des Kunst- und Naturmuseums, der Tonhalle und der Musikschule, die Schulbauten Hof, Spelterini und Engelwies, der Werkhof Waldau, das neue Polizeigebäude sowie die Einleitung der Sanierung des Rathauses. Zu erwähnen ist aber auch sein Engagement für die Kunst. So hatte er zusammen mit Gleichgesinnten 1991 die Arbeitsgruppe «Kunst und Raum» ins Leben gerufen.

Sein Wirken in St. Gallen hatte einer neuen Generation Architekten zum Durchbruch verholfen. Seine städtebaulichen Ideen sind in St. Gallen aber vorwiegend Visionen geblieben. Mit Erfolg umsetzen konnte er sie dann ab 1997 in der Stadt Zürich. 

 

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