Op­ti­mis­tische Eins­chät­zung der Er­trag­slage im Pla­nung­ssek­tor

Gemäss der aktuellen Umfrage der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) beurteilen die Planungsbüros ihre wirtschaftliche Lage bis auf ein paar Hickser als stabil. Ausserdem rechnen die Büros mit einer leichten Verbesserung der Geschäftslage.

Nach all den wirtschaftlichen Pleiten, Pech und Pannen der vergangenen Monate ist es wieder einmal Zeit für eine gute Nachricht. Die aktuellen Resultate der KOF-Konjunkturumfrage des Planungssektors vom April 2023 sind dabei wie so oft ein sichererer Wert. Denn gemäss diesen Ergebnissen hat sich die Ertragslage der Planungsbüros in den vergangenen drei Monaten bedeutend verbessert. Zudem beurteilen die befragten Büros die Entwicklung der Nachfrage leicht positiver als noch im Januar. Allerdings hat sich die Entwicklung der erbrachten Leistung in den vergangenen drei Monaten leicht verschlechtert. Des Weiteren revidieren die Büros ihr Urteil über den Verlauf der Beschäftigtenzahl deutlich nach oben. Einziger Wermutstropfen in diesem vielversprechenden Gesamturteil: Im Vergleich zur letzten Befragung im Januar zeigen sich die Planungsbüros nun deutlich pessimistischer im Hinblick auf ihren gegenwärtigen Auftragsbestand.

Vielversprechend ist der Blick der Büros in die nahe Zukunft: Die Erwartungen hellen sich verglichen mit der Januar-Befragung erneut auf, denn sie gehen von einer leichten Verbesserung ihrer Geschäftslage aus. Ebenso beurteilen sie die Leistungs- und Nachfrageentwicklung in den kommenden drei Monaten in einem vergleichbaren Mass. Hinsichtlich der zukünftigen Ertragslage bleiben die Erwartungen der Befragten aber unverändert.

Architekturbüros beurteilen aktuelle Geschäftslage positiv

Die Architekturbüros revidieren ihr Urteil über die gegenwärtige Geschäftslage seit der letzten Befragung leicht nach oben. In den vergangenen drei Monaten hat jedoch die Entwicklung der Nachfrage, des Auftragsbestands und der erbrachten Leistung weiter an Dynamik verloren. Derweil hat sich die Einschätzung über die Ertragslageentwicklung in den vergangenen drei Monaten etwas aufgehellt. Ebenfalls aufgehellt hat sich das Urteil der Büros über ihre Beschäftigtenzahl. Es ist das beste Ergebnis seit Frühjahr 2020. Dennoch wird die Zahl immer noch als deutlich zu tief taxiert.

Die Vorhersagen der Architekturbüros für die nächsten Monate gleichen einer Achterbahnfahrt: Einerseits revidieren sie die Erwartungen für die Entwicklung der Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten – verglichen zum Januar – leicht nach unten, andererseits hellen sich ihre Erwartungen hinsichtlich der Nachfrageentwicklung in den nächsten drei Monaten weiter auf, während die Ertragslageerwartungen wieder etwas einbüssen. Die Aussichten für die Erträge sind jedoch nach wie vor tendenziell optimistisch. Stabil seit Jahresbeginn bleiben nur die Preiserwartungen: Aktuell rechnen 17% der Architekturbüros mit steigenden Preisen in den nächsten drei Monaten, 77% mit gleichbleibenden und 6% mit sinkenden Preisen.

Ingenieurbüros vergrössern ihre Beschäftigungszahl

Die Ingenieurbüros sind vergleichbar zufrieden mit ihrer gegenwärtigen Geschäftslage wie zu Beginn des Jahres. In den vergangenen drei Monaten hat sich die Nachfrage sowie die erbrachte Leistung der Büros gut entwickelt, während die Einschätzung der Ertragslageentwicklung unverändert positiv bleibt. Obwohl die Ingenieurbüros von einer Vergrösserung ihrer Beschäftigtenzahl in den vergangenen drei Monaten berichten, sind sie noch immer sehr pessimistisch in ihrem Urteil über die Grösse der Belegschaft. Dementsprechend liegt der Anteil der Büros, die den Mangel an Arbeitskräften als eines ihrer Leistungshemmnisse nennen aktuell bei 71%. Die Reichweite der Auftragsbestände sinkt seit Beginn des Jahres um 0.3 Monate auf eine Reichweite von 10.6 Monaten im zweiten Quartal 2023.

Ihre Erwartungen für die Entwicklung der Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten sowie für die Entwicklung von Nachfrage, der zu erbringenden Leistung und Ertragslage in den nächsten drei Monaten hellen sich weiter auf. Ausserdem rechnen zurzeit 25% der Büros mit steigenden Preisen in den kommenden drei Monaten und nur 4% erwarten sinkende Preise.

Gesamtwirtschaftliche Lage solide

Somit kann die wirtschaftliche Lage der Planungsbüros zum jetzigen Zeitpunkt und für die nahe Zukunft als stabil bezeichnet werden. Dasselbe gilt auch für die gesamtwirtschaftliche Lage der Schweiz. Der Konjunktur fehle es an Impulsen, titelt indes die KOF in einer Medienmitteilung von Anfang Mai 2023. Die Branchen entwickelten sich unterschiedlich. Zwar sei ein wenig Sand im Konjunkturgetriebe, es gebe aber auch positive Signale. Global gesehen beurteilt Pierre-Oliver Gourinchas, Chefökonom vom Internationalen Währungsfonds, das ähnlich. In einem Interview mit der «Sonntagszeitung» vom April 2023 hat er gesagt: «Einerseits haben wir manche Probleme wie etwa die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie und den Energiepreisschock erst einmal gemeistert, andererseits können jederzeit alte und neue Störfeuer aufflammen, die alles wieder infrage stellen. Nehmen Sie nur die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor.» Und er sollte recht behalten: Nur wenige Wochen später ist auch die US-Bank First Republic Geschichte – neben der Silicon Valley Bank, der Signature Bank und der CS. Der Grund der Pleiten dieser Banken ist auf den ersten Blick schnell gefunden: falsche Strategien, mangelhafte Risikokontrollen und Missmanagement. Auf den zweiten Blick offenbart sich aber die treibende Ursache: Ein Vertrauensverlust der Kundinnen und Kunden in diese Institutionen, die sodann ihr Vermögen abgezogen haben.

Vertrauen – unverzichtbare Grundlage jeder Kooperation

Dabei ist Vertrauen der Kitt jeder Beziehung, ob geschäftlich oder privat. Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert Vertrauen wie folgt: «Vertrauen ist die Erwartung, nicht durch das Handeln anderer benachteiligt bzw. geschädigt zu werden; als solches stellt es die unverzichtbare Grundlage jeder Kooperation dar.» Die Psychologie sagt weiter, dass es sich bei Vertrauen um ein erlerntes Verhalten handelt. Das bedeutet in anderen Worten, dass die meisten Menschen ihrem Gegenüber einen Vertrauensvorschuss geben. – Es geht demzufolge darum, diesen nicht zu zerstören.

Vertrauen wiederum selbst beruht auf den Säulen: Wohlwollen, Kompetenz und Integrität. Gerade letzteres ist ein zentrales Element. Denn Integrität steht für die Übereinstimmung von Worten und Taten. Das heisst, es genügen keine Lippenbekenntnisse, keine Versprechen auf der Website und keine Compliance-Strategien, wenn sie nicht in die Tat oder schludrig umgesetzt werden. Und sollte dennoch einmal ein Fehler passieren, dann ist Transparenz und aufrichtige Reue unerlässlich. Reue beinhaltet eine Wiedergutmachung und das Unterlassen des vorangegangenen fehlerhaften Handelns.

Unternehmen in ihrer Rolle nach aussen und als Arbeitgeber tun also gut daran, den Wert des Vertrauens nicht zu unterschätzten. Es ist ein immaterieller Wert, der für den Geschäftserfolg unbezahlbar ist. «Mangelndes Vertrauen ist nichts als das Ergebnis von Schwierigkeiten. Schwierigkeiten haben ihren Ursprung in mangelndem Vertrauen.», dozierte schon Seneca im antiken Rom.

Der Rohtext dieses Artikels stammt von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) und wird mit persönlichen Gedanken zum wirtschaftlichen Geschehen ergänzt von Susanne Schnell, Fachspezialistin Kommunikation/Themenmanagerin beim SIA; susanne.schnell@sia.ch

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