Die Ge­schäfts­la­ge im Pla­nungs­sek­tor be­wegt sich seit­wärts

Die Planungsbüros schätzen ihre gegenwärtige Geschäftslage, laut der KOF-Konjunkturumfrage vom Januar 2023, als stabil ein. Auch für die kommenden Monate sehen die Büros keine grosse Veränderung.

Gemäss den Ergebnissen der KOF-Konjunkturumfragen vom Januar 2023 bleibt die Geschäftslage im Planungssektor weitgehend stabil. Denn im Vergleich zur Oktober-Umfrage des vergangenen Jahres revidierten die Planungsbüros ihr Urteil über die gegenwärtige Geschäftslage nur wenig nach oben. In anderen Worten: Aktuell berichten 58% der Büros von einer guten Geschäftslage, 37% von einer zufriedenstellenden und nur 5% von einer schlechten.

Die Entwicklung der Nachfrage, des Auftragsbestands, der erbrachten Leistung und der Ertragslage in den vergangenen drei Monaten verhält sich ebenfalls ähnlich wie im vergangenen Oktober. Dagegen schwächt sich der Aufbau der Beschäftigtenzahl in den Büros weiter ab. Zurzeit berichten 16% der Büros, dass die Zahl der Beschäftigten in den vergangenen drei Monaten abgenommen hat, bei 63% hat sie sich nicht verändert. Der Personalstamm wird demnach per saldo deutlich als zu klein angesehen. Gleichzeitig nennen 63% der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer den Mangel an Arbeitskräften als Leistungshemmnis (viertes Quartal 2022: 60%).

Für die kommenden Monate keine Veränderung

Die Planungsbüros revidieren ihre Erwartungen für die konjunkturelle Entwicklung in den kommenden Monaten im Vergleich zur Befragung im Oktober kaum. Aktuell erwarten 12% der Firmen, dass sich ihre Geschäftslage verbessern wird, 82% erwarten, dass sie sich nicht verändert und gut 5% rechnen mit einer Verschlechterung.

Die erwartete Entwicklung der Nachfrage, der zu erbringenden Leistung und der Ertragslage in den kommenden drei Monaten ist seit dem letzten Bericht Ende des vergangenen Jahres ebenfalls unverändert: 17% der Planungsbüros erwarten eine Verbesserung ihrer Ertragslage, 76% keine Veränderung und 7% eine Verschlechterung. Gleichzeitig dürfte die Preisentwicklung weiter an Dynamik zulegen. Aktuell rechnen 26% der Büros mit steigenden und 66% mit gleichbleibenden Preisen in den kommenden drei Monaten.

Architekturbüros bleiben zuversichtlich

Der Blick in die Zukunft ist allerdings leicht optimistisch: Denn gemäss den Umfrageresultaten revidieren die Architekturbüros ihre Erwartungen für die zukünftige Entwicklung grösstenteils nach oben. Zudem bleiben sie, verglichen mit der letzten Befragung, für die Geschäftslageentwicklung in den nächsten sechs Monaten unverändert zuversichtlich, und sie rechnen für die kommenden drei Monate mit einer kräftigeren Entwicklung der Nachfrage und der zu erbringenden Leistung. Auch die Erwartungen hinsichtlich der künftigen Ertragslage hellen sich leicht auf. Allerdings rechnen im Vergleich zum Oktober nun noch mehr Architekturbüros damit, dass sie ihre Belegschaft in den kommenden drei Monaten aufstocken müssen, und die Preise erhöhen werden.

Ebenso belassen die Architekturbüros ihr Urteil über die gegenwärtige Geschäftslage gegenüber der Befragung im Oktober 2022 unverändert. Sowohl die Nachfrage als auch der Auftragsbestand haben sich in den vergangenen drei Monaten aber deutlich stärker entwickelt als in den drei Monaten zuvor. Nichtsdestotrotz revidieren die Architekturbüros ihr Urteil über die jüngste Entwicklung der erbrachten Leistung leicht nach unten. Die Beurteilung der gegenwärtigen Beschäftigtenzahl zeigt eine zu kleine Belegschaft an und hat sich seit Oktober nochmals eingetrübt: Nach wie vor nennen 52% der Büros den Arbeitskräftemangel als gegenwärtiges Leistungshindernis.

Ingenieurbüros – Auftragsbestände verkürzt

Im Gegensatz zu den Architekturbüros revidieren die Ingenieurbüros ihr Urteil über die gegenwärtige Geschäftslage leicht nach oben. Jedoch beurteilen sie die Entwicklung der Nachfrage, der erbrachten Leistung und der Beschäftigtenzahl sowie des Auftragsbestands in den vergangenen drei Monaten zurückhaltender als noch in der Oktober-Befragung. Die Reichweite der Auftragsbestände verkürzt sich im ersten Quartal dieses Jahres auf 10.9 Monate (drittes Quartal 2022: 11.3 Monate). Des Weiteren ist der Anteil der Ingenieurbüros, die den Arbeitskräftemangel als Hemmnis für die Leistungserbringung nennen, auf 68% angestiegen.

Auch die Ingenieurbüros blicken positiv in die nächsten Monate: Ihre Erwartungen hinsichtlich der Geschäftslageentwicklung revidieren die Büros in den nächsten sechs Monaten nach oben. Für den Ausbau ihrer Beschäftigtenzahl werden sie ebenfalls optimistischer. Im Gegensatz dazu werden die Erwartungen der Ingenieurbüros hinsichtlich der Nachfrage, der Leistungserbringung und der Ertragslage in den kommenden drei Monaten verhaltener. Währenddessen ziehen die Preiserwartungen nochmals deutlich an.

Geschäftslageindikator der KOF zeigt sich solide

Zusammengefasst zeigt sich die Geschäftslage im Planungssektor stabil. In den einzelnen Bereichen gibt es zwar hier und da eine Korrektur nach oben oder nach unten, aber es sind keine gravierenden Ausschläge zu beobachten. Auch der KOF-Geschäftslageindikator für die Schweizer Privatwirtschaft, der aus den KOF-Konjunkturumfragen berechnet wird, zeigt sich sehr solide, denn er steigt deutlich. Während sich die Geschäftslage der Unternehmen im vergangenen Herbst eingetrübt hat, ist nun im Januar eine klar positive Tendenz sichtbar. Ebenso sind die Erwartungen für die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten zuversichtlicher als bisher.

Überdies bereitet auch der KOF-Beschäftigungsindikator Freude, denn auch er verharrt auf einem hohen Niveau. Insgesamt liege er deutlich über dem langjährigen Mittelwert, wie die KOF in einer Medienmitteilung vom Februar verlauten lässt. Ab so vielen guten Nachrichten stellt sich die Frage, ob die Schweizer Wirtschaft nun wieder auf dem aufsteigenden Ast ist. Sind die schlechten Prognosen nur viel Lärm um nichts gewesen – das wirtschaftliche Waldsterben oder Ozonloch? Selbst die «Handelszeitung» fragt mit Blick auf Europa: «Ist Europas Rezession abgesagt?» Es wäre zu schön, um wahr zu sein, wenn nicht immer ein paar ausgemachte Pessimisten – oder sind es Realisten? – einen Strich durch die frohen Botschaften machen würden. Aber der Reihe nach.

Euro-Zahlen lassen nicht aufatmen

Die Lockerungen der chinesischen Pandemiebeschränkungen lassen eine wirtschaftliche Erholung des Landes erwarten und damit auch wieder einen steigenden Rohstoffbedarf. Das führt insbesondere bei den Industriemetallen wie beispielsweise Kupfer, Aluminium, Nickel, Zinn und Zink zu steigenden Kursen. Gleichzeitig ist in Europa die Raffinadeproduktion von Stahl und Zement infolge der gestiegenen Energiekosten gesunken. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Preise von wichtigen Industriemetallen und Baustoffen weiter hoch bleiben oder sogar noch steigen, denn je knapper ein Gut ist, desto höher sind die Preise.

Ausserdem lassen die im Januar veröffentlichten Euro-Zahlen kaum ein Aufatmen zu. Insgesamt habe die Eurozone mit 0.1% Wachstum im vierten Quartal stagniert. Die Kerninflation (Energie- und Nahrungsmittelpreise werden aus der Berechnung ausgeschlossen) für Europa verharre bei 5.2%, wie der Ökonom Klaus Wellershoff im Videoformat «Morning Call» der «Handelszeitung» ausgeführt hat. Das Wirtschaftswachstum in Europa verlangsamt sich – in erster Linie durch den Kaufkraftverlust der privaten Konsumentinnen und Konsumenten. Diese haben real schlicht weniger finanzielle Mittel.

Und es ist kein Geheimnis: Die Schweiz ist keine Insel. Wenn Europa schwächelt, schwächelt die Schweiz mit. Ausserdem sei die Inflation in der Schweiz im Aufwärtstrend, so Wellershoff weiter. Die Kernrate im Dezember sei bei 2%. Nun würden noch die Stromkosten, die immer noch stiegen und die Effekte des gestiegenen Referenzzinssatzes auf die Mieten dazu kommen. Daraus folgt, dass auch Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten real weniger Geld haben, um ihrer Kauflust zu frönen. Was wiederum schlecht für das Wirtschaftswachstum ist.

Ganz ähnlich beurteilt der US-Ökonom Nouriel Roubini die wirtschaftliche Lage. Laut einem Interview, das er im Januar der «Sonntagszeitung» gegeben hat, glaubt er, dass die Teuerung in den wichtigsten Währungsräumen ihren Höhepunkt erreicht hat. Doch der schwierige Teil komme erst noch. Seiner Meinung nach sei es einfacher, von einem zweistelligen Inflationswert auf 5 oder 6% zu kommen. Komplizierter werde es, den Wert auf 2% zu senken. Deshalb würde die Inflation in den wichtigsten Währungsräumen im Bereich von 5 bis 10% verharren. Folglich wird die toxische Mischung aus steigenden Preisen und einer schwachen Konjunktur aller Voraussicht nach noch länger das globale wirtschaftliche Geschehen dominieren.

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