Neue Lang­sam­ver­kehrsfüh­rung Bi­ber­brugg–Chal­ten­bo­den

Anonymer zweistufiger Projektwettbewerb

Mit dem Vorschlag, den Velo- und Gehweg vom bestehenden Strassenkörper abzurücken, gewinnen Bänziger Partner den Wettbewerb im Kanton Schwyz.

Date de publication
14-07-2022

Zwischen Biberbrugg und dem Chaltenboden SZ wurden die Velofahrenden bislang über die stark und schnell befahrene vierspurige Kantonsstrasse geführt – das ist nicht nur unat­traktiv, sondern vor allem auch gefährlich. Deshalb plant der Kanton Schwyz, die Strecke auf einer Länge von rund einem Kilometer mit einer neuen Gehweg- und Veloverbindung zu ergänzen. Mittels eines anonymen zweistufigen Wettbewerbs wurde ein Projekt gesucht, das sowohl konstruktiv als auch gestalterisch überzeugt, sich optimal in die Landschaft integriert und hilft, die gewässerräumliche und landschaftliche Situation zu verbessern.

15 Büros stellten sich der Aufgabe und reichten ihre Unter­lagen ein. Vier Projekte wurden zur Weiterbearbeitung vorgeschlagen. Trotz den vielfältigen Rahmenbedingungen gingen die Verfasserteams sehr unterschiedlich mit ­Streckenführung, Materialisierung und Tragwerkkonzept um, was zu eigenständigen und charakteristischen Lösungen führte.

Frei im Raum

Das Projekt «Flamme Rouge» von Bänziger Partner überzeugte die Jury mit einem Steg, der leicht höher liegt als die Strasse und zwei bis drei Meter von der bestehenden Fahrbahn abgerückt wird. Dank der schlichten Stahlkonstruktion wirke der Steg filigran. Damit werde dem heute massiven Betonbauwerk der Strasse ein baukulturell hochwer­tiges Abschlussbauwerk bewusst anderer Materialität vorgelagert, schreibt die Jury.

Die geplante Brücke setzt sich aus drei Durchlaufträgern mit einer Gesamtlänge von 774 m zu­sammen (Brücke Süd: 439 m; Brücke Mitte: 205 m; Brücke Nord: 130 m), die mittels Auskragung an die angrenzenden, auf der Höhe des Terrains verlaufenden Bereiche des Rad- und Fusswegs anschliessen. Die einzelnen Spannweiten zwischen 18.6 m und 31 m werden durch einen Hohlkasten mit Trapezquerschnitt aus wetterfestem Stahl überspannt. Herzstück des Projekts ist der unterspannte Träger der Brücke Süd. Mit der Hauptspannweite von 108 m gelingt es, die Engstelle der Alp pfeilerfrei zu überqueren und damit Massnahmen zur Renaturierung und Böschungssicherung zu minimieren.

Die Linienführung der neuen Verbindung folgt dem bestehenden Strassenverlauf und ist so gewählt, dass alle funktional nötigen Abstände zur Strasse für Inspektion oder Schneeräumung erfüllt sind.

Rang 2 bis 4 in Kürze

Das zweitrangierte Projekt «dYYrekt» besteht aus vier Stahlbrücken und lebt von einer klaren Linienführung nahe an der Strassenkante. Die Überbrückung der Alp wird von zwei V-Stützen getragen. Die Jury lobt den Projektvorschlag, hatte aber hinsichtlich des Umgangs mit den Umweltthemen Einwände.

Der Projektvorschlag «Wald­route Nr. 8» – eine Stahl-Beton-Verbundkonstruktion – ist in den Augen der Jury zu wuchtig ausgefallen. Die Setzung sei sorgfältig überlegt, dennoch vermöge die starke Wirkung eines Radwegkanals nicht ganz zu überzeugen.

Zum Projekt «P3YP» schreibt die Jury: «Der Projektvorschlag geht eigene Wege.» Besonders auffällig ist dies bei der Linienführung: Die Langsamverkehrsachse liegt unter dem heutigen Lehnenviadukt. Das ist im Grundsatz attraktiv, die Jury war jedoch der Meinung, dass so
das Sicherheitsgefühl der Radfahrer nicht gegeben sei.

Jurybericht und Pläne auf competitions.espazium.ch

Rangierung

1. Rang, «Flamme Rouge»:
Bänziger Partner, Zürich; Lorenz Eugster Landschafts­architekten und Städtebau, Zürich

2. Rang, «dYYrekt»:
Emch + Berger WSB, Cham; INGE-Partner: Emch + Berger, Bern; explorations architecture, Paris

3. Rang, «Waldroute Nr. 8»:
Equi Bridges, Chur; INGE-Partner: ASECon, Breslau; Aschwanden & Partner, Rüti; Stoprocent Architekci, Warschau

4. Rang, «P3YP»:
Passera & Associati Studio d’ingegneria civile, Lugano; Enrico Sassi Architetto Sagl, Lugano

Fachjury

Walter Kaufmann, Bauingenieur; Rainer Klostermann, Architekt; Beat Meier, Bauingenieur; Raimund Rodewald, Stiftung Landschaftsschutz Schweiz; Werner Köhler (Ersatz)

Sachjury

Christian Bommer, Amt für Gewässer, Amtsvorsteher; Martin Hagmann, TBA SZ, Abteilungsleiter Planung; Daniel Kassu­bek, Kantonsingenieur Schwyz (Vorsitz); Bruno Kälin, TBA SZ, Abteilungsleiter Kunstbauten (Ersatz)

Expertinnen und Experten (mit beratender Stimme)

Stephanie Derron, Amt für Gewässer (Wasserbau); Philipp Gerber, Amt für Wald und Natur (Forstrecht, Naturge­fahren, Jagd, Natur und Landschaft); Bruno Kälin, TBA SZ, Abteilungsleiter Kunstbauten; Werner Köhler, dsp Inge­nieure + Planer (Konstruktion/Statik); Daniel Ziegler, dsp Ingenieure + Planer (Bauvorgänge/Kostenplanung)

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