So­lars­trom von Fas­sa­den und aus den Ber­gen

Der SIA verfasst in loser Folge Artikel zu seinem Positionspapier «Klimaschutz, Klimaanpassung und Energie». Dieses Mal geht es darum, wie der Anteil der erneuerbaren Energien für die Stromproduktion dank der Photovoltaik ausgebaut werden kann.

Date de publication
11-01-2022
Jörg Dietrich
dipl. Maschineningenieur ETH/SIA, MAS nachhaltiges Bauen, Verantwortlicher Klima/Energie beim Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein

Im dritten Leitsatz seines Positionspapiers «Klimaschutz, Klimaanpassung und Energie» fordert der SIA, dass der Gebäude- und Infrastrukturpark zur Erzeugung erneuerbaren Energien und zur Sicherstellung der Stromversorgungssicherheit beiträgt. Was er sich darunter vorstellt und wie er dieses Ziel erreichen will, erläutert er im Positionspapier wie folgt:

«Der SIA und seine Mitglieder setzen sich dafür ein, den Anteil erneuerbarer Energien stark zu erhöhen. Das Potenzial des Gebäude- und Infrastrukturparks als Energieproduzent und -speicher ist weitmöglichst auszuschöpfen. Bei allen Gebäuden und Infrastrukturen ist die erneuerbare Energiegewinnung zu favorisieren. Energieerzeugung und -bedarf schwanken sowohl im Tages- als auch im Jahresverlauf. Um das Gesamtsystem nicht durch ökonomisch ineffiziente und unnötige Infrastruktur zu belasten, ist der Bedarf an Energie besser mit dem Angebot an erneuerbarer Energie abzustimmen. Neben dem Energiebedarf im Sommer ist auch der Energiebedarf an kalten sowie an wind- und sonnenarmen Wintertagen zu berücksichtigen. Speichersysteme sind auszubauen und die Sektorkopplung von Strom, Wärme und Mobilität voranzutreiben. Die Vernetzung von Gebäuden, zum Beispiel der Zusammenschluss in einem Quartier, ist zu prüfen. Vor einer Abgabe von überschüssiger Wärme an Luft und Gewässer soll neben der Speicherung die Nutzung im Areal geprüft werden. Zugleich ist auf den Schutz des baukulturellen Erbes und von Landschaften zu achten.

Die Hürden, um Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energie zu bauen oder in sie zu investieren, sind zu senken. Das bedingt klare und langfristig gültige gesetzliche Rahmenbedingungen, um Investitionssicherheit zu schaffen. Um technologische Entwicklungen voranzutreiben und den Anteil erneuerbarer Energie insbesondere im Winterhalbjahr zu erhöhen, setzt sich der SIA für Kostenwahrheit im Energiemarkt ein. Auch beim Betrieb der Energienetze soll für mehr Markt und Effizienz gesorgt werden. Ein lokaler Stromnetztarif soll den Aufbau von ineffizienten parallelen Infrastrukturen vermeiden.»

Photovoltaik an Fassaden

Wie der bestehende Gebäudepark als Energieprozent genutzt werden kann, zeigt vorbildhaft die Sanierung der zwei Hochhäuser der Baugenossenschaft Zurlinden in der Zürcher Sihlweid. Die 18- und 20-stöckigen Hochhäuser aus dem Jahr 1977 wurden 2013 komplett saniert. Nebst der Anpassung der Grundrisse, einem zusätzlichen Balkon und einer energetischen Sanierung der Gebäudehülle wurden alle Fassadenseiten mit Photovoltaik-Modulen ausgerüstet. Damit konnten deutlich mehr Module installiert werden, als nur auf dem Dach möglich gewesen wären. Des Weiteren erzeugen Photovoltaik-Module auf südausgerichteten Fassaden im Winter mehr Ertrag als horizontale Dachanlagen. Es handelt sich bei diesem Beispiel zwar nicht um ein aktuelles Projekt, aber es zeigt, dass es schon im Jahr 2013 Vordenker gab, die bei der Photovoltaik-Anwendung alle Gebäudeflächen berücksichtigten. Bedauerlicherweise sind seither nur wenige solche Projekte umgesetzt worden. Um den notwendigen massiven Ausbau der Photovoltaik in der Schweiz voranzutreiben, muss sich das in den nächsten Jahren ändern –bei den Neubauten und insbesondere auch im Bestand.

Solarstrom vom Stausee

Solarstrom wird nicht nur von Photovoltaik-Anlagen an Gebäuden gewonnen: Auf dem auf 1800 Meter über Meer liegenden Stausee Lac des Toules im Kanton Wallis ist seit 2019 eine schwimmende Solar-Pilotanlage des Energiekonzerns Romande Energie in Betrieb, die zusammen mit der ABB entwickelt wurde. Das 2240 Quadratmeter grosse Solarkraftwerk besteht aus doppelseitigen Solarmodulen auf 36 Schwimmkörpern. Diese sind mit Gewichten am Grund des Sees befestigt und steigen und fallen so mit dem Wasserstand. Der Ertrag im Winter ist durch die längere Sonnenscheindauer und die Reflexion der Sonnenstrahlen durch den Schnee deutlich höher als im Mittelland, wo Nebellagen die Sonnenscheindauer reduzieren. Wenn die Pilotanlage hält, was sie verspricht, will der Energiekonzern das Projekt ausweiten. Geplant ist eine rund 30-mal grössere Anlage, die sauberen Strom für etwa 6600 Haushalte liefern würde.

Weiterführende Informationen:


SIA-Positionspapier «Klimaschutz, Klimaanpassung und Energie»
 

Artikel zur Präambel des SIA-Positionspapiers


Artikel zum ersten Leitsatz des SIA-Positionspapiers


Artikel zum zweiten Leitsatz des SIA-Positionspapiers

 

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