Schin­deln: Tra­di­tion mit Zu­kunft

Editorial TEC21  17–18/2020

Date de publication
10-06-2020

Holzschindeln gehören zum kulturellen Erbe der Alpen und Voralpen. Sie zeugen von konzentriertem Geist und minutiöser Spalt- und Verlegearbeit, aber auch von Sparsamkeit und respektvollem Umgang mit Rohstoffen. Für die bauliche Verwendung hat das Holz aus den umliegenden Wäldern genau die richtigen Eigenschaften wie Feuchtigkeit oder Zellstruktur. Zudem sind die Transportwege überschaubar, und Schindeln sind durch ihr Harz ohne Chemie natürlich imprägniert. Trotz maschinellen Hilfsmitteln ist ein weiteres überzeugendes Merkmal der feinen Holzplättchen, dass sie von Hand, nur mit menschlicher Energie spaltbar sind. Arbeitsplätze in Bergregionen sind gefragt, und es ist wichtig, sie zu erhalten und zu schaffen. 

Das hölzerne Schuppenkleid an Fassaden und Dächern ist Ausdruck des Lokalen «aus der Region», wie man heute sagt. Man findet Schindeln an Alphütten, Kirch- und Schlosstürmen oder an Bauernhäusern. Vor allem an Fassaden faszinieren sie durch ihre Differenziertheit: abgerundet oder eckig, mit Ornamenten geschmückt, fein, roh oder gestrichen. Seit der überarbeiteten Brandschutznorm finden sie auch an höheren Bauten ihren Platz, was sie vom Heimatstil-Image wegbringt, in dem sie lang verhaftet waren. Dass sie in dieser neuen Rolle eine natürliche Selbstverständlichkeit ausstrahlen, die nicht zwischen traditionell und modern abzuwägen braucht, zeigen aktuelle Beispiele. Es geht dabei um kulturelle Werte, die von Architekten wiederentdeckt und modern umgesetzt werden: Sorgfalt, Bescheidenheit, Dauerhaftigkeit und ein Sinn für die Natur und ihre Möglichkeiten sind Eigenschaften, die wir zukünftig mehr denn je brauchen werden.

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