Auf das Stadt­bild ab­ges­timmt

Vor elf Jahren sorgte die geplante Erneuerung des Lonza-Sitzes in Basel für politischen Aufruhr. Die Aluminiumfassade des knapp 70 m hohen Bürohochhauses am Christoph-Merian-Park sollte mit Solarmodulen versehen werden.

Date de publication
04-03-2020

Gegen diesen Eingriff am denkmal­ge­schützten Objekt erhob die Stadtbildkom­mission jedoch Einspruch und verhängte ein Erneuerungsverbot. Inzwischen fanden Renovationsarbeiten an diesem Gebäude statt. Doch die Eingriffe konzentrierten sich auf das Innenleben. An der Hülle passierte nichts; die äussere Erscheinung ist gleich geblieben.

Eine Kehrtwende bei der Beurteilung von Photovoltaikfassaden haben hingegen die offiziellen Beurteilungsgremien vollzogen. Die Stadtbildkommission begrüsst nun den Umbau des Coop-Hochhauses, das ennet den Bahngleisen im Gundeldingerquartier steht. Der 14-geschossige Massivbau mit Baujahr 1979, dessen Korpus von nach aussen gestellten Betonstützen getragen wird, erhält eine tief greifende und visuell erkennbare Erneuerung.

Die Bauherrschaft wünschte dazu stromerzeugende Fassaden. Mit diesem Wunsch setzte sich das ­Architekturbüro Burckhardt + Partner sorg­fältig auseinander und bestimmte die Farbe und die Oberfläche der verglasten, monokristallinen Solarmodule in enger Absprache mit der Stadtbildkommission. Die Integration und die Gestaltung der Photovoltaikanlage sind für die Architekten kein Neuland; sie entwarfen bereits für den Grosspeter-Tower eine Solarhülle.

Mehrkosten bei «5 bis 6 %»

Alle vier Fassaden bieten Platz für eine Solarfläche von insgesamt 1350 m2, worauf knapp 10 % des eigenen Jahres­bedarfs erzeugt werden können. Die PV-Module selbst sind eine Spezial­anfertigung: Das Abdeckglas ist inwendig mit einem anthraziten Farbton ­bedruckt und äusserlich satiniert. Die Brüstungen erzeugen trotz technoider Verkleidung eine ruhige und homogene Wirkung.

Und obwohl sie sich deutlicher von der mächtigen Betonskelettstruktur abheben als die vormaligen hellen Metallbänder, bleiben Ausdruck und Charakter des markanten Hochhauses, das den Gleiseinschnitt zum Bahnhof SBB säumt, erhalten. Farbgebung und Satinierungsgrad wurden schrittweise optimiert und mussten jeweils der Stadtbildkommission präsentiert werden, bestätigt Marco Husmann, Mitglied der Standortleitung von Burckhardt + Partner. Die Mehrkosten der PV-Bänder gegenüber einer hinterlüfteten Metall- oder Glasverkleidung belaufen sich nach seinen Worten auf «5 bis 6 %».

Auch die Fensterbänder haben einen erkennbar aufgefrischten Ausdruck erhalten: Die Glaselemente besitzen ein breiteres Format als zuvor. Und die vormals abgeschrägten Ecken sind nun kantiger und rahmenlos ausgeführt worden. Die Erneuerung soll noch dieses Jahr abgeschlossen werden.
 

Am Bau Beteiligte


Bauherrschaft
Coop Genossenschaft, vertreten durch Coop Immobilien, Bern

Architektur
Burckhardt + Partner, Architekten Generalplaner, Basel

Tragwerksplanung
Schnetzer Puskas Ingenieure, Basel

Fassadenplanung
Neuschwander + Morf, Basel

Solarplanung
BE Netz, Luzern

Solarmodule
Megasol Energie, Deitingen SO

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