Ers­chlies­sung als An­gel­punkt

Selektiver Projektwettbewerb Neubau Kindergarten Ross­winkel, Effretikon ZH

Ein neuer Vierfachkindergarten soll in Illnau-Effretikon das Platzangebot erweitern. Beim Wettbewerb setzten sich Bienert Kintat Architekten mit Cukrovicz Landschaften durch.

Date de publication
21-11-2019

Für die seit 2016 steigenden Kinderzahlen ist das Raum­angebot der Schule Illnau-­Effretikon unzureichend. Im Kindergarten Ross­winkel, der in direkter Nachbarschaft des Schlimpergschulhauses liegt, lassen die vielen kleinen und schlecht nutzbaren Räumen einen zukunftsorientierten Unterricht kaum noch zu. Hier sieht die Stadt Potenzial durch eine Neukonzeption.

Aus drei mach vier

Anstelle des Altbaus mit drei Einheiten soll nun eine neue Vierfachkindergartenanlage geplant werden. Das bietet die Chance einer besseren Raumkonzeption und ermöglicht einen ruhigen, gut organisierten ­Betrieb. Ebenso können Synergien in den Bereichen Therapie, Deutsch als Zweitsprache und integrative Förderung entstehen. Für die neue Gesamtkonzeption hatte die Stadt Illnau-Effretikon einen Projektwett­bewerb im selektiven Verfahren ausgeschrieben. Gesucht wurde ein Planerteam, das über Kompetenzen für die Planung bis zur Realisierung (100 % Planerleistung) des Neubaus verfügt. Besonderen Wert legte die Stadt auf die Gestaltung eines zeitgemässen Schulraums und auf die Kosten: Die Aufwendungen für die Erstellung stehen in einem guten Kosten-Nutzen-Verhältnis, und die künftigen Unterhaltskosten sind gering.

Um einen optimalen Ablauf im Schulbetrieb zu gewährleisten, sollen je zwei Kindergartenabtei­lungen eine Einheit bilden und die schulischen Zusatzräume auch für Drittlehrpersonen zugänglich sein. Beim architektonischen Konzept war eine Nutzungsflexibilität durch veränderbare Wandkonstruktionen gewünscht. Zudem mussten die Haupträume verschiedene Anforderungskriterien erfüllen: Multifunktionalität, Anpassungsmöglichkeiten in der Raumaufteilung und nach situativen Bedürfnissen, eine flexib­le Raumnutzung und enge Beziehungen der Räume untereinander sowie individuelle Gestaltungsmöglichkeiten. Die gewünschten Kriterien erfüllt am besten das Projekt «same same but different» von Bienert Kintat Architekten mit Cukrovicz Landschaften, das die Jury denn auch einstimmig zur Weiterbearbeitung empfahl.

Lineares Erschliessungskonzept

Die Planenden schlagen einen eingeschossigen Holzbau mit einer repetitiven Raumstruktur vor. An einen zentralen, in Nord-Süd-Richtung orientierten gedeckten Erschliessungs- und Aufenthaltsbereich docken im Westen und Osten je zwei längliche Gruppenzimmer und ein Gemeinschafts­­­­­­­bereich mit Garderobe, Materialraum, Küche und Lernzone an. Im Süden führt die Erschliessungszone über eine Veranda auf die gemeinsamen Aussenspielflächen. Durch diese geschickte Anordnung der Raumschichten entsteht eine grosse Vielfalt an Innen- und Aussenräumen. Die Jury merkt an, dass die vorgeschlagene Struktur eine hohe Flexibilität und Anpassbarkeit für zukünftigen Entwicklungen in dieser Schulstufe erlaubt. Mithilfe einer durchgehenden Bepflanzung der Grundstücksgrenzen schafft es das Planerteam, den Kindergarten und seine Aussenräume von den umgebenden Strassen abzugrenzen und die Parzelle räumlich zu fassen.

Hinsichtlich der Adressierung erwartet die Jury in der Überarbeitung eine Stärkung des Projekt­konzepts beim Eingangsbereich. Ausserdem ist der überdachte Aussenbereich in seinen Abmessungen zu überdenken und zu reduzieren. Erstrebenswert ist eine Verbesserung der natürlichen Belichtung der zentralen Erschliessungszone (Oblichtgrössen), die auch in der Mitte mit Garderobe, Küche und Lernzone nicht optimal gestaltet ist.

Die Qualität der Innenräume lebt vom Bezug zum Aussenraum und der verschiedenen Räume ­untereinander. Daher kritisiert die Jury, dass die Therapieräume nicht direkt aus der Pausenhalle erschlossen sind und dass die Platzierung des Mate­rialraums die Garderoben von den Lernzonen trennt. Hier würde die Ausgestaltung eines offenen Lernbereichs mit integrierter Garderobe, der die beiden Aussenräume verbindet, die Idee der Verzahnung von Innen und Aussen weiter stärken.

Weitere Pläne und Visualisierungen zum Wettbewerb finden sich auf competitions.espazium.ch

Auszeichnungen

1. Rang / 1. Preis: «same same but different»
Bienert Kintat Architekten, Zürich; Cukrovicz Landschaften, Winterthur
2. Rang / 2. Preis: «Ping-Pong»
kollektiv marudo Architekten, Baden; Sima Breer Landschaftsarchitektur, Winterthur
3. Rang / 3. Preis: «Sputnik»
Thomas De Geeter Architektur, Zürich; Heinzer, Einsiedeln
4. Rang / 4. Preis: «Mein Hut hat acht Ecken»
Edelaar Mosayebi Inderbitzin Architekten, Zürich; Hoffmann & Müller Landschaftsarchitektur, Zürich
5. Rang / 5. Preis: «Häuptling Wackelnix»
BEM Architekten, Baden; Bischoff Landschaftsarchitektur, Baden.

FachJury

Bertram Ernst, Architekt, Zürich; Barbara Wiskemann, Architektin, Zürich; Maja Stoos, Architektin, Brugg; Roger Weber, Architekt, Zürich; Florian Glowatz, Landschaftsarchitekt, Zürich; Ivana Vallarsa, Stadtplanerin, Illnau-Effretikon (Ersatz)

SachJury

Marco Nuzzi, Stadtrat Ressort Hochbau (Vorsitz); Erika Klossner-Locher, Stadträtin, Ressort Bildung; Reto Diem, Schulleitung SH Schlimperg; Clarissa Grélat, Schulpflege (Ersatz)

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