Hong­kong zwis­chen Mo­derne und Ver­gan­gen­heit

Editorial TEC21 38/2019

Date de publication
19-09-2019

Gleich zwei Projekte realisieren ­Herzog & de Meuron derzeit in Hongkong: den bald fertigen Museums­­neubau M+ am Victoria Harbour auf aufgeschüttetem Terrain und zwei kleinere Bauten im ehemaligen, heute denk­malgeschützten Polizeihauptquartier Tai Kwun auf Hong Kong Island. Der städtische Kontext prägt ihre jewei­lige Architektur – doch auch historische und soziale Umstände spielen eine Rolle. So ­zeigen die Komplexe auf gegensätzliche Art, wie sehr Kultur und Politik zusammenhängen.

Das M+ im boomenden West Kowloon hat kürzlich die Kunstsammlung des Schweizers Ueli Sigg erhalten. Darunter befinden sich auch china­kritische Werke. So verwundert es nicht, dass die Sammlung ihren Weg nach Hongkong fand, dessen Sonderstatus eine gewisse Eigenständigkeit erlaubt. Für diese wird zurzeit ­demonstriert – Anlass ist ein Gesetz, das flüch­tige Straftäter an ­China ausliefern soll.

Zu diesem Thema passt das zweite Projekt – auch wenn Tai Kwun, das ehemalige Polizei­haupt­quartier der früheren britischen Kolonialisten, aus der zeitlichen Distanz geradezu nostalgisch anmutet. Heute sind die renovierten Verwaltungs­bauten und das Gefängnis mit den Zellen Touristen­attraktionen. Die Metallfassaden der beiden ­Neubauten der Basler Architekten er­innern an das Kettenhemd einer Ritterrüstung. Ist dies eine klimatische oder politische Antwort auf die aktuellen Verhältnisse in Hongkong oder eine An­spielung auf die Funktion des Areals in der Vergangenheit? Die Interpretation bleibt den Besuchenden überlassen.

Weitere Infos zu dieser Ausgabe finden sich hier.

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