Di­gi­ta­li­sie­rung ja – aber bitte si­cher!

Anwälte, Notare, Ärzte, Bankiers, Psychologen und Architekten: Sie alle haben ein grosses Interesse, dass ihre Daten nicht in falsche Hände geraten. Die Ansprüche an Datenschutz und -sicherheit steigen mit der fortschreitenden Digitalisierung. Am vierten Tag der Freien Berufe haben die Betroffenen ihre Forderungen an die Politik gestellt.

Date de publication
18-06-2019

Ausgangspunkt – und zugleich Grundlage für die Forderungen der Mitgliederverbände – zum vierten Tag der Freien Berufe am 10. Mai 2019 war eine Studie, die der Schweizerische Verband Freie Berufe (SVFB) zu ­diesem Thema in Auftrag gegeben hatte. Als Spitzenverband vertritt der SVFB die Angehörigen der freien Berufe sowie deren Standesorganisationen aus den Bereichen Gesundheit, Recht und Finanzen sowie ­Planung und Bau. Der SIA ist seit mehreren Jahren Mitglied des SVFB und im Vorstand vertreten.

Die Digitalisierung schafft mehr Stellen

Die Quintessenz der Studie: In den freien Berufen werden durch die ­Digitalisierung tendenziell mehr Stellen geschaffen, zugleich werden Datensicherheit und Datenschutz immer wichtiger. Entsprechend steigen die Ansprüche an die Berufs­ausübung. Die Studie prognostiziert denn auch einen sich zuspitzenden Fachkräftemangel, falls Investitionen in eine adäquate Aus- und Weiterbildung ausbleiben. Ebenfalls zu diesem Schluss kam Bundesrat Guy Parmelin in seiner Rede vor den SVFB-Mitgliederverbänden; dabei attestierte er den freien Berufen einen hohen wirtschaftlichen Stellenwert.

Viele Fragen, aber wenig Antworten

Wichtige offene Fragen zu Datensicherheit und Datenschutz treiben die freien Berufe im Zuge der Digitalisierung um. Das geltende Datenschutzgesetz liefert jedoch auf viele Fragen keine Antworten, wie in dendrei Referaten des Schweizerischen Notarenverbands, der Assoziation der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie des SIA zum Ausdruck kam.

Unter dem Titel «Bauwerke in der Cloud – wer schützt unsere Daten?» zeigte SIA-Präsident Stefan Cadosch die anstehenden Her­ausforderungen durch die digitale Transformation der Baubranche. Er wies dabei auf die erhöhten Anforderungen an den Datenschutz und die Datensicherheit hin – insbesondere auch auf das zentrale Bedürfnis, das Urheberrecht am Datenmodell zu gewährleisten.

Cadosch machte deutlich: Erst wenn alle Antworten auf dem Tisch lägen, könne man neue Technologien zum Standard für den Datenaustausch und die Zusammenarbeit erheben. Dabei bezog er sich auf den äusserst ambitiösen Aktionsplan zur Strategie «Digitale Schweiz» des Bundes. Dieser sieht ab 2021 eine obligatorische Anwendung der BIM-Methode für die Ausschreibung von Planungsleistungen für Hochbauten des Bundes und bundesnaher Betriebe vor.

Angesichts der stark aus­geprägten KMU-Struktur der Planungsbranche würden zahlreiche kleinere und mittlere Büros vor grossen Herausforderungen stehen, sowohl in technischer und juristischer als auch in finanzieller und personeller Hinsicht. Der SIA sei daher gemeinsam mit weiteren ­Partnern mit Hochdruck dabei, für diese zentralen Fragen praktikable Lösungen zu erarbeiten. Auch die SIA-Regelwerke würden dabei unter die Lupe genommen und den neuen Anforderungen angepasst.

Für einmal ist die Politik sich einig

Die Diskussion zwischen den Nationalratsmitgliedern Angelo Barrile (SP), Philippe Bauer (FDP), Ruth Humbel (CVP) und Claudio Zanetti (SVP) zeigte, dass sich die Politik über die Parteigrenzen hinweg einig ist: Die Schweiz braucht ein modernes Datenschutzgesetz.

SVFB-Präsident und Ständerat Pirmin Bischof fasste zum Schluss die Forderungen der Mitgliederverbände zusammen: Die laufende Revision des Datenschutzgesetzes dürfe das Klienten- und Patientengeheimnis sowie Urheber-, Zugriffs- und Nutzungsrechte nicht durchlöchern und müsse zugleich auf die spezifischen Bedürfnisse der KMU Rücksicht nehmen. Der Aufwand für Datenschutz und Daten­sicherheit sei heute schon hoch. Der SVFB werde sich mit seinen Mitgliederverbänden entsprechend in den Revisionsprozess einbringen.

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