Sta­bi­li­sier­ter Pro­jek­tie­rung­ssek­tor

Geschäftsaussichten der Planungsbranche im vierten Quartal 2015

Die Schweizer Wirtschaft scheint sich leicht zu erholen. Laut Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) bestimmt derzeit eine Seitwärtsbewegung den Projektierungs­sektor. Die Architekten sind etwas optimistischer als die Ingenieure.

Date de publication
27-11-2015
Revision
05-12-2015

Ausgehend von aktuellen Recherchen und Analysen, ­haben in den vergangenen Wochen verschiedene Immobilien­experten erleichtert verkündet, dass die lange Phase der jährlich steigenden Preise vorbei sei. Von einer Entspannung der Situation kann indes noch nicht die Rede sein. Die Immobilienpreise befinden sich vielerorts, auch in peripheren Lagen, auf immer noch sehr hohem Niveau.

Entscheidend sind in diesem Zusammenhang die aktuellen Verhältnisse in den Kapital- und Kreditmärkten: Mangels Anlagealternativen fliessen nach wie vor grosse Summen in den Immobilienmarkt. Die im dritten Quartal eingereichten Baugesuche (Baublatt: + 14 % zum Vorjahr, + 12 % zum vorangehenden Quartal) scheinen dies zu bestätigen. Trotz leicht gestiegenen Hypothekarzinsen sind wegen der weiter andauernden Tiefzinsphase die damit verbundenen konjunkturellen Risiken keineswegs gebannt.

Finanzstabilität der Schweiz weiterhin im Fokus

Was bedeutet das konkret? Der Vize­präsident der Schweizer Nationalbank, Fritz Zurbrügg, führte anlässlich der KOF-Prognosetagung von Anfang Oktober namentlich drei Arten von Risiken auf, die die Finanz­stabilität weiter gefährden könnten:

  1. Am Immobilienmarkt steht zunehmend die Preisentwicklung der sogenannten Wohnrenditeobjekte im Blickpunkt. Die Jagd nach vernünftigen Renditen könnte aufgrund des Anlagedrucks auch in naher Zukunft die Nachfrage hoch halten und damit die Preise nach oben treiben.
  2. Die im Tiefzinsumfeld sinkenden Margen setzen die Banken unter Druck. Bei dem Versuch, die sinkenden Einnahmen zu kompensieren, gehen sie im Hinblick auf potenzielle Änderungen der Zinslage höhere Risiken ein. Im Fall eines plötzlichen Zinsanstiegs drohen daher unter Umständen hohe ökonomische Verluste. Das ist einer der Gründe, warum die grossen Banken gehalten sind, genügend Eigenkapital zur Stärkung ihrer Widerstandskraft bereitzustellen.
  3. Vermehrt erscheint auf der Suche nach Rendite die Vergabe von ­Hypothekarkrediten auch für Nichtbanken wie Versicherungen und Pensionskassen als attraktiv. Der dadurch entstehende Wettbewerbsdruck dürfte den ohnehin schon geringen Spielraum der Banken bei der Erhöhung der Hypothekarzinsen weiter einschränken – was letztlich den notwendigen weiteren Aufbau des Eigenkapitals behindert.

Immerhin ist aus Sicht von Fritz Zurbrügg die «leicht tiefere ­Dynamik am Hypothekar- und Immobilienmarkt» eine erfreuliche Entwicklung; sie sei aber bis auf Weiteres mit Vorsicht zu geniessen.

Komfortable Lage im Projektierungssektor

Im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen schwingen in den Umfragen zur Einschätzung der ­Geschäftslage der Konjunktur­forschungsstelle (KOF) die Architekten und Ingenieure obenaus (vgl. Tabellen). Insgesamt stabilisiert sich in der KOF-Quartalsumfrage die Geschäftslage im Projektierungssektor. Die Architekten rechnen mit einer zunehmenden Leistungsnachfrage, während sich die Aussichten der Ingenieurbüros eher eintrüben. Ein Fünftel der befragten Büros geht von einer abnehmenden Tendenz aus.

Gesamthaft schätzen die Planungsbüros die Entwicklung der Bausummen allerdings als nicht sehr rosig ein. Es fällt auf, dass immer mehr Büros von abnehmenden Bausummen berichten, insbesondere die Entwicklung des öffentlichen Baus scheint gebremst.

Architekten im Plus

Die Architekturbüros sehen leichte Verbesserungen für die nächsten sechs Monate – positiv ist die Erwartung hinsichtlich der Nachfrage, der Beschäftigungs- und Ertragslage. Allerdings ist der Anteil der Befragten, die von einem steigenden Auftragsvolumen ausgehen, seit einem halben Jahr um fünf Prozentpunkte auf etwa 20 % gesunken. Im Gegensatz zu den Ingenieurbüros gehen die Architekturfirmen zunehmend von steigenden Bausummen im Wohnbau aus.

Ingenieure verhalten

Die Einschätzung der Geschäftslage der Ingenieure ist zwar erstmals seit 2013 gestiegen, aber insgesamt hellen sich die Erwartungen für das nächsten halbe Jahr nicht auf. Der Auftragsbestand geht bei ihnen weiter zurück (vgl. Grafiken).


KOF-Geschäftsbericht

Die Grafiken zeigen den Saldowert (in Punkten). Der Saldowert ist die Differenz zwischen dem Anteil positiver und negativer Antworten.

Ein Beispiel: 30 % positive Antworten, 20 % negative Antworten, 50 % Gleichmeldungen ergeben einen Saldowert von 10 Punkten.

Die Konjunkturumfrage der ETH-Konjunkturforschungsstelle (KOF) für den Projektierungssektor ist eine Befragung von freiwillig teilnehmenden Schweizer Architektur- und Ingenieurbüros. Die Fragebögen bestehen aus Einschätzungen hinsichtlich der jüngst vergangenen, gegenwärtigen und künftigen Geschäftsaktivitäten.

Wer an der Umfrage teilnehmen möchte, kann den Fragebogen online unter http://survey.kof.ethz.ch beantworten. Sie können die Onlineumfrage unverbindlich testen.

Weitere Infos: www.kof.ethz.ch

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