Krea­tive Kom­pro­misse

Hebelschulhaus Riehen – Gebäudetechnik

Nach über 50 Jahren Betrieb hatten viele gebäudetechnische Anlagen des Hebelschulhauses ihre Lebensdauer erreicht. Bei der Instandsetzung wurden darum die Sanitär- und Elektroanlagen nahezu vollständig ersetzt.

Date de publication
25-09-2015
Revision
22-11-2015
Alan Wakefield
Projektmanager Hochbauamt Kanton Basel-Stadt, Leiter FS Nachhaltiges Bauen
Paul Scherb
Projektmanager Hochbauamt Kanton Basel-Stadt, Fachspezialist Gebäudetechnik

Die bestehende Heizzentrale mit Holzschnitzel- und Gasbrenner sowie die Warmwassererzeugung wurden nur marginal angepasst. Die installierte Wärmeleistung beträgt ca. 500 kW Holz und 1000 kW Gas. Sie stellt die Heizung der Schule sicher und ist auch die Zentrale des Nahwärmeverbunds Wasserstelzen, der die benachbarten Wohnhäuser mit Wärme versorgt.

Die originale Wärmeverteilung von 1953 erfolgte weitgehend über Deckenheizungen. Die ursprüngliche Planung hatte zum Ziel, die Deckenheizungen zu erhalten und nur punktuell anzupassen. Innerhalb der ersten Bauetappe, beim Umbau der Turnhalle zur Aula, stellte man aber fest, dass der konstruktive und finanzielle Aufwand dafür sehr gross wurde. Weil die für die Befestigung der Deckenheizungsregister verwendeten Holzklötze im Lauf der Jahre geschwunden waren und durch die Erschütterung der Bauarbeiten teilweise gelockert wurden, musste man sie mit einem neuen Rückhaltesystem sichern. Die dünnen Flach- und Rippendecken aus Beton erforderten für alle Bohrungen eine vorgängige Prüfung durch den Ingenieur. Ein Kostenvergleich mit einer neuen Radiatorenheizung führte dazu, dass man sich in der zweiten Bauetappe, der Instandsetzung des Schulhauses, für Heizkörper mit Thermostatventilen entschied, die in den Brüstungen unterhalb der Fenster angeordnet wurden.

Durch den Ersatz der Fenster und eine neue Wärmedämmung in Dach, Untergeschoss, Brüstungsbereich und an den verputzten Fassaden konnte der Heizwärmebedarf um mehr als zwei Drittel von ehemals mehr als 600 auf heute 167 MJ/m2a gesenkt werden. Zusammen mit der Holzschnitzelheizung wird die Energiekennzahl von Minergie für einen Schulhausneubau erreicht. Aus Kosten- und Denkmalschutzgründen verzichtete man auf eine kontrollierte Lüftung. Die bestehende Fensteranordnung erlaubt einen sehr guten Luftaustausch in den meisten Räumen, der zwar etwas mehr Wärmeverlust bedeutet, dafür aber keinen Strom- und Unterhaltsbedarf verursacht.

Selbst für die Aula wurde aus Kostengründen auf eine Lüftungsanlage verzichtet – dies entgegen der Empfehlung des Fachplaners, der bei Vollbelegung eine verminderte Raumluftqualität nachgewiesen hatte. Die ersten Erfahrungen im Betrieb zeigen, dass dank der Raumhöhe und Querlüftung die Luftqualität im Schulalltag genügt, bei den grösseren Veranstaltungen mit Vollbelegung die Luftqualität aber als ungenügend empfunden wird – was durch die Nutzer jedoch akzeptiert wird. Neue Lüftungsanlagen wurden einzig für die Hauswirtschaft und für eine Teeküche eingebaut. Für die WC-Anlagen wurden bedarfsgerecht gesteuerte Einzellüfter eingesetzt.

Auf den Dächern des Gebäudes realisierte man eine PV-Anlage mit einer Leistung von 59 kWp. Sie deckt ca. 60 % des jährlichen Strombedarfs der Schule. Die Module wurden bei den südausgerichteten Trakten C und D auf dem originalgetreu nachgebildeten Aluminiumblechdach im Furalsystem mittels einer speziellen Befestigungsklemme fixiert. Durch die flache Dachneigung von 6° und den unbenutzten Randbereich treten sie kaum in Erscheinung. Vorgesehen ist eine spätere Erweiterung auf dem Dach des Klassentrakts A.

Der Komplettersatz des Deckenspiegels erlaubte die verdeckte Elektroinstallation für Licht, Storen und Multimediaeinrichtungen. In Kombination mit vertikalen Steigzonen in den Backsteinwänden erreichte man eine fast unsichtbare Neuinstallation der Unterrichtsräume. Lichtsensoren, Lautsprecher, Beameraufhängung, Anschlüsse für die Universelle Kommunikationsverkabelung (UKV) und Storenschalter wurden möglichst unauffällig in die Architektur integriert.

Viele Massnahmen standen im Spannungsfeld zwischen technischen Anforderungen, Kosten und dem denkmalgerechten Konzept des Umbaus. Insbesondere die von der Bauherrschaft geforderte Zugänglichkeit und Austauschbarkeit der Installationen stellten eine Herausforderung dar. Durch kreative Lösungen z. B. mit Verwendung der Akustikpaneele als Revisionsklappen konnten oft sinnvolle Kompromisse gefunden werden. Viele Fragestellungen zeigten sich aber erst im Bau und erforderten eine intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten vor Ort. Die Aufteilung der Gesamtsanierung erlaubt es, mit den Erfahrungen aus der ersten Etappe wichtige Korrekturen vorzunehmen. 

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