Sto­ries, not stores

Pop-up-Projekt Camper, Weil am Rhein, Deutschland

Im Rahmen der aktuellen Ausstellung «Making Africa» entstand auf dem Vitra Campus ein Hightech-Pop-up-Projekt der spanischen Schuhmarke Camper. Das Projekt von Diébédo Francis Kéré experimentiert mit den Grenzen digitaler und analoger Shoppingwelten.

Date de publication
27-08-2015
Revision
13-01-2016

Seit 2000 steht der geodätische Dome von Richard Buckminster Fuller (Baujahr 1978) als Eventkuppel auf dem Vitra Campus. Der Visionär Fuller träumte schon in den 1960er-Jahren von Nachhaltigkeit und einer immateriellen Welt der Informationsströme. Bis Ende September ist der Bau Schauplatz eines Einkaufsexperiments ­zwischen Kunst, Handwerk und Kommerz.

Den in Burkina Faso geborenen, für seine so­zial nachhaltigen Projekte bekannten Architekten Diébédo Francis Kéré (vgl. TEC21 3–4/2011) reizte es, mit Respekt vor der bestehenden Struktur eine neue Welt im Dome zu erschaffen. Ähnlich einer russischen Matrjoschka entstand ein Raum-im-Raum-Konstrukt. Zwei ineinander gestellte Rotunden aus Fichtenholz formen die Verkaufsfläche. Die in die verschachtelte Wandkonstruktion integrierten weissen Regale bieten Platz für die Verkaufsware, ermöglichen Durchblicke und zeigen neben Infos zur Marke Camper einen Einblick in die multimediale Ausstellung «Life on foot», die aktuell im Design Museum London zu sehen ist. 

Digitaler Mehrwert, analoges Handwerk

Gemäss Camper schätzen die Kunden auch in Zeiten des E-Commerce die physisch-sinnliche Produkterfahrung, erwarten aber gleichzeitig zunehmend die ergänzenden Informationen, die durch technische Verknüpfungen geboten werden können. Im Camper-Pop-up-Projekt vermittelt diese ein RFID-System (radio-frequency identification), das alle Informationen zu einem ausge­wählten Schuh anzeigt. Die Beleuchtung kann per App gesteuert werden, ein kabelloses stromführendes System leitet Licht und digitale Signale über ein Klicksystem in die Regale und vernetzt so die Verkaufsware mit Information. Legt man den gewünschten Schuh auf eine markierte Fläche, erscheinen auf einem Monitor Informationen, welche Grösse im Laden oder online erhältlich ist und welche Modelle von anderen Usern, denen dieser Schuh ebenfalls gefiel, angeklickt und gekauft wurden. Auch die Fussgrösse kann digital vermessen und gespeichert werden; passende Schuhe werden dem Kunden beim nächsten Kontakt automatisch vorgeschlagen.

Dass das Pop-up-Projekt auf dem Vitra Campus realisiert wurde, ist kein Zufall: Die Verbindung entstand über die aktuell im Vitra Design Museum zu sehende Ausstellung «Making Africa». Gezeigt wird auch die Ethical Fashion Initiative, die von Camper unterstützt wird. Dieses Programm der Vereinten Nationen fördert die Vernetzung von talentierten Handwerkern aus Entwicklungsländern, indem es die Zusammenarbeit mit Marken­herstellern ermöglicht. Bei der Eröffnung im Juni konnte man einem Schuhmacher vor Ort bei seinem Handwerk über die Schulter schauen.

Camper Pop-up-Projekt, Vitra Campus, Weil am Rhein (D)


Bauherrschaft
Vitra AG, Weil am Rhein (D)


Architektur
Diébédo Francis Kéré, Berlin


Lichtplanung
Ansorg, Mülheim/Ruhr (D)


Projektausführung
Vizona, Weil am Rhein (D)


Ladenbausysteme
Visplay, Weil am Rhein (D)

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