Er­neue­rung Kraft­wer­ke Hin­ter­rhein

Zwischen 2011 und 2017 erneuert die Kraftwerke Hinterrhein AG (KHR) ihre Anlagen. Zu diesem Zweck wurde unter anderem der Lago di Lei komplett entleert. Beim Restwasser konnte die KHR mit den Umweltverbänden eine Einigung erzielen.

Publikationsdatum
12-12-2013
Revision
30-10-2015

Vor etwas mehr als fünfzig Jahren erstellte die Kraftwerke Hinterrhein AG die grösste Kraftwerksgruppe in Graubünden. Sie nutzt das Wasser aus Einzugsgebieten, die zu einem Drittel in Italien und zu zwei Dritteln in der Schweiz liegen, in drei Stufen: Die Stromproduktion erfolgt in den Zentralen in Ferrera, Bärenburg und in Sils im Domleschg.

Die drei Francisturbinen in Ferrera liegen komplett im Berginnern. Dafür wurde eine 143m lange, 29m breite und 24m hohe Kaverne aus dem Fels gebrochen. Zur Anlage gehören unter anderem der praktisch komplett in Italien liegende Stausee im Valle di Lei, derjenige bei Sufers sowie zwei Ausgleichsbecken. Mit einer installierten Leistung von 650 MW produziert die Kraftwerke Hinterrhein AG (KHR) im Jahresdurchschnitt 1410 GWh Strom (entspricht knapp 4% des in der Schweiz erzeugten Stroms aus Wasserkraft). Zu den Grossabnehmern zählt die Rhätische Bahn, die 40% ihres Fahrstroms von der KHR bezieht. 

Um Betriebssicherheit und Wirtschaftlichkeit bis zum Konzessionsende im Jahr 2042 zu gewährleisten, führt die KHR derzeit eine Gesamterneuerung ihrer Anlagen durch. Die Investitionen belaufen sich auf rund 280 Mio. Franken. 2011 wurde der Suferser Stausee teilweise und das Ausgleichsbecken Bärenburg komplett entleert. Im Herbst 2012 folgte der Lago di Lei. Das Wasser des knapp 200 Mio. m3 fassenden Staubeckens wurde vollständig abgelassen. Die Arbeiten wurden im Winter ausgeführt. Um die Sicherheit der Zufahrt und der Bauplätze zu gewährleisten, liess die KHR neue Lawinenverbauungen erstellen. 

Als der Stausee leer war, tauchten die Ruinen von Alpgebäuden auf, die vor 50 Jahren in den Fluten verschwanden. Der Schriftsteller Franz Hohler, der oft im Avers weilt, nutzte im Frühling dieses Jahres die einmalige Gelegenheit, um den Seeboden und die alten Gebäude zu erkunden. Es würde nicht erstaunen, wenn die Überreste der beim Kraftwerksbau gesprengten Kirche St. Anna oder die Älpler im Valle di Lei ihm als Stoff für künftige Geschichten dienten. Als wäre nichts geschehen, war der Stausee im Herbst 2013 bereits wieder gefüllt.

Mehr Restwasser

Die KHR sorgte Anfang Jahr auch aus einem anderen Grund für Schlagzeilen. Das Unternehmen konnte sich mit den Umweltverbänden bezüglich der Restwassersanierung verständigen. Bei den vier Wasserfassungen Madris, Niemet, Pignia und Rongellen wird neu Restwasser in den Bächen verbleiben. Unterhalb der drei Stauhaltungen Ferrera, Sufers und Bärenburg wird die bestehende Restwasserdotierung während des Jahres teilweise umgelagert. Weiterhin trocken bleibt hingegen der Reno di Lei unterhalb der Staumauer im Valle di Lei. Der Bund und der Kanton Graubünden haben die Restwasserverfügungen erlassen. Die Produktionseinbussen werden als wirtschaftlich tragbar eingestuft. 

 

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