Was will der Neue?

Zuwachs im Dschungel der Nachhaltigkeitsstandards

Bei der Vielzahl an Beurteilungsinstrumenten für nachhaltiges Bauen ist es schwer, den Überblick zu behalten. Trotzdem wurde mit dem Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz ein weiteres Element hinzugefügt – wird es umgesetzt wie geplant, könnte es aber mehr bewirken als andere.

Publikationsdatum
07-05-2014
Revision
18-10-2015

Für die Erarbeitung des neuen Standards Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) hat sich ein grosser Teil der Schweizer Akteure im Bereich des nachhaltigen Bauens an einen Tisch gesetzt. Gemeinsam hat man definiert, wie sich die Nachhaltigkeit eines Gebäudes bewerten lässt – eine gute Voraussetzung, um das wichtigste Ziel des Standards zu erreichen: eine breite Anwendung. 

Alle bisher bestehenden internationalen und nationalen Instrumente werden entweder nur bei wenigen Gebäuden angewendet oder bewerten lediglich einzelne Aspekte der Nachhaltigkeit, sodass der Optimierungseffekt gering ist. Der SNBS könnte durch sein niederschwelliges Angebot eine grössere Wirkung erreichen: Das Tool ist gratis verfügbar, relativ einfach und kompakt, umfasst aber alle wesentlichen Aspekte der Nachhaltigkeit. So können sich auch Planer und Bauherrschaften von kleineren Projekten mit vertretbarem finanziellem und zeitlichem Aufwand einen Überblick verschaffen, wo ihr Projekt steht und wie es sich optimieren lässt. Bis zu einem gewissen Grad geschieht das zwar bereits.

Nachhaltigkeit in ihrer ganzen Breite zu beurteilen ist jedoch anspruchsvoll. Daher haben an der Erarbeitung des SNBS Fachleute aus den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt mitgewirkt. Erleichtert wird seine Anwendung dadurch, dass viele bereits bestehende Instrumente und Hilfsmittel integriert wurden und die erforderlichen Berechnungen und Nachweise oft beinahe unverändert für den SNBS verwendet werden können. Nur bisher fehlende und aus Schweizer Sicht wichtige Elemente wurden ergänzt, etwa die Themen Biodiversität und Landschaftszersiedlung, die Handelbarkeit einer Immobilie oder der Umgang mit dem Ort. Der Standard lässt sich sowohl bei neuen als auch bei bestehenden Gebäuden anwenden, derzeit für die Nutzungsarten Wohnen und Büro/Verwaltung. 

Nach seiner Lancierung im Juni 2013 wurde eine Pilotphase gestartet. Im Lauf dieses Jahres wird entschieden, ob und wie der Standard aufgrund der gewonnenen Erfahrungen optimiert wird. Ab ca. Anfang 2015 soll ausserdem ergänzend ein Label erarbeitet werden. Ob das sinnvoll ist, ist fraglich, denn vermutlich wären dann die Vorteile des Standards dahin und das Label ähnlich aufwendig und teuer wie andere. Wichtig für alle weiteren Entwicklungen ist zudem die Sicherung der Finanzierung. Bisher wurde sie grösstenteils vom Bundesamt für Energie (BFE) getragen. Vom Erfolg der derzeit laufenden Diskussionen zur finanziellen Zukunft wird laut Joe Luthiger, Geschäftsführer des Netzwerks Nachhaltiges Bauen, abhängen, wie viel Aufwand für die weitere Optimierung betrieben und ob der Standard weiterhin gratis angeboten werden kann.

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