Vier Per­spek­ti­ven auf das ers­te Jahr im SIA-Vor­stand

Federico Ferrario, Salome Hug, Marco Waldhauser und Barbara Wittmer sind an der Delegiertenversammlung vom April 2022 gemeinsam in den SIA-Vorstand gewählt worden. Nun blicken sie auf ihr erstes Jahr zurück und schauen in die Zukunft.

Publikationsdatum
12-07-2023

Faire ­Honorare und ­Beschaffungsverfahren

Federico Ferrario: «Nach mehreren Jahren im Vorstand der Sektion Jura und Berner Jura, einige davon als Präsident, und meinem Engagement als Mitglied des Fachrats Vergabewesen wurde für mich mit der Wahl in den SIA-­Vorstand ein neues Kapitel aufgeschlagen – darüber freute ich mich sehr. Beim Amtsantritt überraschte mich die eher angespannte Situation innerhalb des Vereins, die schliesslich zum Rücktritt unseres Präsidenten führte. Dieser Wechsel brachte aber auch Chancen: Wir konnten und mussten uns mit zentralen Fragen zu unserem Verein beschäftigen. Dieser Prozess hat die Stimmung im Vorstand ins Posi­tive gewendet, heute haben wir ein sehr gutes Einvernehmen und arbeiten mit Energie und Motivation. Wir sind dabei, uns neu zu organisieren, und ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit dem Vorstand und allen Mitgliedern einen gelungenen Neuanfang vorbereiten. Eben «ensemble pour créer un cadre de vie dura­ble».

Ich sehe viele Herausforderun­gen, die auf uns warten und für die ich mich einsetzen möchte. Insbesondere denke ich an das Image unserer ­Berufe und die angemessene Ver­gütung unserer qualitativ hoch­­­wer­tigen Leistungen sowie an die ­Anwendung korrekter Vergabeverfahren sowohl für Bauherrschaften als auch für Auftragnehmer. Ich bin davon überzeugt, dass es dem SIA gelingen wird, diese zahl­reichen Herausforderungen zu meistern, und ich blicke unserer Zukunft positiv entgegen.»

Persönliche Begegnung als Mittel gegen Silodenken

Salome Hug: «Die Delegiertenversammlung in Lausanne, an der ich in den Vorstand gewählt wurde, war zugleich meine erste überhaupt. Die gut gefüllte Traktandenliste zeigte mir die grosse Themenvielfalt, mit der ich mich künftig als Vorstandsmitglied würde beschäftigen dürfen. Ein wenig schüchterte mich die schiere Menge zwar schon ein, gleichzeitig war ich ja mit den drei anderen frisch Gewählten nicht allein. Die Entdeckung der weitverzweigten Strukturen des SIA erwies sich als spannend, manchmal auch als etwas über­raschend und dauert im zweiten Amtsjahr weiter an. Infolge meiner ­bisherigen Tätigkeit in den Kommissionen SIA 142/143 und 144 durfte ich im Fachrat Vergabewesen und in der Zentralkommission für Ordnungen einsteigen und die Brücke von diesen beiden Gremien zum Vorstand schlagen. Dadurch habe ich erneut verstanden, wie viel Arbeit von engagierten Leuten im SIA geleistet wird, was mich tief beeindruckt. Gleichzeitig habe ich mit Bedauern gesehen, wie Einzelne ihren Einsatz gegen andere ausspielen und Besser­wisserei und Silodenken entstehen. Diesem Silodenken wirken die Veranstaltungen mit den Mitgliedern entgegen, weshalb sie für mich die Höhepunkte meines ersten Amtsjahres waren: das SIA-Dinner, das Forum, die Veranstaltung zur LHO-Revision und die Delegiertenversammlung in meiner Heimatstadt Basel. Allfällige Reibungen im Verein können bei diesen persönlichen Begegnungen in positive Energie umgesetzt werden.»

Stärke dank ­interdisziplinärer DNA

Marco Waldhauser: «Unsere einzigartige und interdisziplinäre Zusammensetzung mit den diversen Berufsgruppen und Sektionen zeichnet den SIA aus. Sie fördert unseren viel gelobten Diskurs über sämtliche Themen und ist zugleich ein Garant, dass immer Bewegung im System bleibt. Diese Bewegungen prägten mein erstes Jahr im Vereinsvorstand denn auch stark und nahmen zeitweise ein Ausmass an, das auch mich überraschte. Dies, obschon ich den SIA aufgrund meiner jahrelangen Tätigkeiten in den Kommissionen und Berufsgruppen aus dem Innersten gut kannte. Neben dem Rücktritt des Präsidenten vor Weihnachten 2022 war und bin ich stark mit der Begleitung des Projekts der LHO-Revision und im Spe­zi­fischen mit der Frage der Aufwand­ermittlung beschäftigt. Die Honorierung unserer Leistungen betrifft uns alle – als Auftrag­nehmer und als Auftraggeber. Nicht überraschend bietet das Thema den grösstmöglichen Nährboden für Diskussionen und divergierende Meinungen bis hin zu Existenzängsten. Ungewohnt deutlich und teilweise positionsstarr ist diskutiert und gestritten worden, insbesondere bis zur Delegiertenversammlung 2023. Für mein zweites Amtsjahr wünsche ich mir, dass wir nach dem klaren Auftrag durch die Delegierten wieder gemeinsam zu unserer Stärke des konstruk­tiven Diskurses zurückfinden und so Schritt für Schritt dem Ziel näherkommen. Diese gemeinsame Stärke macht den SIA aus. Heute wie auch in zehn Jahren.»

Der SIA soll sich mit ­Megatrends entwickeln

Barbara Wittmer: «Die Liste an beeindruckenden Erlebnissen in ­meinem ersten Jahr im SIA-Vorstand und generell im SIA ist lang. Ich denke an die unglaubliche Themenvielfalt, an die kollegiale, konstruktive und zukunftsgerichtete Zusammenarbeit im Vorstand, ans Engagement unserer Mit­glieder in den Kommissionen und Berufsgruppen sowie an die Zusammenarbeit mit der Geschäfts­stelle. Besonders hervorzuheben sind auch die beiden wichtigsten Anlässe für die Delegierten: das SIA-Forum im September 2022, an dem das Fokusthema Klima und Energie festgesetzt wurde, und die Delegiertenversammlung im April 2023, an der trotz einiger herausfordernder Themen der Fokus auf die weitere Zusammenarbeit ausgerichtet war. In meinem zweiten Jahr werden mich insbesondere die Konsolidierung des Fachrats für Raumplanung und das Einbringen der SIA-­Position bei richtungsweisenden Gesetzes­revisionen wie dem Raumplanungsgesetz oder dem Zweit­woh­nungs­gesetz beschäftigen. Auf der Weiterentwicklung des Vorstands, für die wir verschiedene Arbeitsgruppen geschaffen haben, wird ein weiterer Fokus liegen. Megatrends wie ­beispielsweise der Klimawandel, die Digitale Transformation oder der Wandel der Gesellschaft ­wirken sich auch auf den SIA aus.

Für die Zukunft unseres Vereins wünsche ich mir, dass sich der SIA mit diesen Trends weiter­ent­wickelt und auch künftig der massgebende Verein der Planungs­branche bleibt. Und ich wünsche mir eine stärkere Fokussierung auf die Interdisziplinarität und die Diversität seiner Mitglieder.»

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