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BIM in der Schweiz – Jahrestagung 2016 der SIA-Berufsgruppe Technik

Die Berufsgruppe Technik zog an ihrer Jahrestagung Zwischenbilanz zur Entwicklung von BIM in der Bautechnik – mit Erfahrungsberichten aus der Schweiz und einem Blick ins Ausland.

Publikationsdatum
14-07-2016
Revision
15-07-2016

Vor drei Jahren habe sich der SIA in Sachen digitales Planen noch im Tiefschlaf befunden, ganz im Gegensatz zur Baubranche in Ländern wie Dänemark oder Grossbritannien – mit diesem selbstkritischen Rückblick eröffnete Jobst Willers die Tagung der Berufsgruppe Technik (BGT) zum Thema «BIM in der Gebäudetechnik» am 9. Juni 2016 in Luzern. Um die BIM-­Einführung und Digitalisierung in der Schweizer Bau- und Planungsbranche zu forcieren, habe sich die Berufsgruppe Technik seinerzeit des Themas BIM angenommen, und Anfang dieses Jahres formierte sich die Interessengemeinschaft «Bauen digital Schweiz». 

Die Tagung in Luzern sollte Gelegenheit bieten für eine erste Zwischenbilanz: Welche Schritte wurden in Richtung intelligenter 3-D-Planung gemacht, welche Erfahrungen bestehen in der Schweiz bereits? Die Referenten präsentierten dazu Best-Practice-Beispiele aus verschiedenen Planungsdiziplinen. Die Bauphysik, so erklärte Valentina Zanotto, habe im Bau­prozess eine Sonderposition: Ihre Berechnungen gehen als Rückmeldungen an die Gebäudeplanung und würden deshalb nicht als Planung verstanden. Bauphysiker werden zu wenig in den Feedbackprozess der Planung eingebunden und müssten die ihnen gelieferten Modelle mit viel Aufwand bereinigen. 

Schnell wurde klar: Wären die verschiedenen Akteure von Anfang an in den Planungsprozess eingebunden – bei der Projektdefinition, um Standardmodelle festzulegen, wie auch bei der Prozessplanung – und würde die interne Kommuni­kation kontinuierlich gepflegt, liesse sich BIM leichter umsetzen. Die BIM-Einführung wird vor allem von grossen Bauherren vorangetrieben, ja ist häufig schon Vorbedingung für eine Beauftragung.

Die erfolgreiche Zusammenarbeit in solchen grossen, interdisziplinären Teams veranschaulichten Andreas Zachmann und Andreas Andermatt aus Sicht der der Tragwerksplanung. Ihr Projektteam, zusammengesetzt aus verschiedenen Baufachleuten, arbeitet räumlich nah zusammen und beruft bei akuten Fragen kurz­fristige Sitzungen ein – sogenannte ICE-Sessions. Gemeinsam erarbei­tete Lösungen werden auf die Fachbereiche koordiniert. Die Schnittstellen von Tragwerk und Technik werden früh definiert und das Statik- und Gebäudetechnikkonzept früh verbindlich abgestimmt. Alle haben Einblick in die Modelle. Fazit: Bei der Arbeit mit der Methode BIM ist strategisches und koordinatives Denken von zentraler Bedeutung. Bringen alle Beteiligten Offenheit und Pioniergeist mit, bewährt sich der neue, transparente Ansatz, und es entstehen keine Mehrkosten.

Berufsprofil durch BIM attraktiver

In der Elektroplanung hat BIM erst vereinzelt Fuss gefasst. Der Elektroplaner Gianfranco Pavan plädiert dafür, dass Unternehmen einzelne softwareaffine BIM-Verantwortliche bestimmen, die sich BIM-Wissen aneignen und sukzessive andere Mitarbeiter einführen. Er ist überzeugt, dass das Berufsprofil des Elektroplaners durch BIM viel attraktiver wird – weg vom reinen Zeichner, hin zum Konstrukteur, der Konzepte der Ingenieure in 3-D-Modelle umsetzt und fortan über viel mehr Fachwissen verfügt. 

Feedbackprozess wird intensiver 

Was schon seitens Bauphysik und Tragwerksplanung be­män­gelt wurde, bestätigte Peter Eggimann für die Gewerke Heizung – Lüftung – Klima: Nur ca. 30 % der Aufträge gehen bis anhin als 3-D-Modelle von den Planern an den HLK-Hersteller. Die möglichen Aufwand­ersparnisse für alle werden verkannt. Vorbehalte gegenüber BIM führt er auf das zeitaufwendige Ein­arbeiten in die Software und das Erstellen der 3-D-Modelle zurück – aber auch auf deren Transparenz, liegen doch Mängel und Fehlerquellen offen. Die Erfahrungsberichte zeigten: Optimale Zusammenarbeit in BIM gibt es nur dann, wenn alle Projektbeteiligten mit derselben Methode arbeiten. A

uch wenn in der Schweiz noch Methodenfreiheit gilt, zieht mit BIM eine Regelung ein. Sie nimmt alle Projektbeteiligten in die Pflicht und steigert die Transparenz. Der Feedbackprozess wird intensiver, Teams werden agiler und selbst­organisierter. Gefragt sind der Wille, das BIM-Handwerk zu erlernen, sowie stufengerechte Weiterbildungsangebote – aber auch die Kühnheit, in BIM-sattelfesten Ländern wie Norwegen oder Dänemark nach Erfahrungen zu fragen, sich Anwenderwissen abzuschauen und aus den dort gemachten Fehlern zu lernen.

Der Film und die Präsentationen zur BGT-Fachtagung BIM in der Gebäudetechnik 2016 finden sich unter www.sia.ch/bgt2016

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