Streit um Pierre Cardins «Palais Lumière» in Venedig
Der französische Modeschöpfer Pierre Cardin will auf dem Gelände eines ehemaligen Chemiekonzerns in Porto Marghera bei Venedig einen 245 Meter hohen «Lichtpalast» errichten. Den Venezianern gefällt das nicht: Das Hochhaus würde nämlich den Markusdom überragen.
Drei Milliarden Dollar plant der Modepapst mit venezianischen Vorfahren zu investieren. Der «Palais Lumière» soll binnen vier Jahren errichtet werden, modernsten Umweltstandards entsprechen und unter anderem ein Bildungszentrum für Mode und Design sowie ein Hotel beherbergen. Geplant sind 69 Stockwerke, 21 Lifte und mehrere Aussichtsplattformen. 4500 Personen sollen Beschäftigung finden. In wenigen Tagen muss der Stadtrat entscheiden, ob er Cardin für sein Projekt grünes Licht geben will, berichtete die Tageszeitung «Corriere della Sera» am 20. Juli 2012. Das Hochhaus würde unter anderem die 110-Meter-Limite überschreiten, die von der Luftfahrtbehörde Enac als Sicherheitsgrenze verfügt wurde, heisst es. Befürwortet wird das Projekt vom Präsidenten der Region Veneto, Luca Zaia: «Der Palais Lumière wird komplett beleuchtet sein und soll zum Zugangstor Venedigs werden. Er wird der Eiffelturm von Venedig sein.»
Projekt für Scheichs
Der venezianische Kunsthistoriker Tomaso Montanari führt die Gegner des Palais Lumière an. «Cardin will in Venedig ein Zeichen hinterlassen. Doch sein Turm ist etwas für Scheichs, die immer höhere Wolkenkratzer bauen, um ihren Reichtum zur Schau zu stellen. Das ist nichts für Venedig.» Rodrigo Basilicati, Mitarbeiter und Neffe Cardins, verteidigt das Projekt. Die Gruppe Pierre Cardin werde allein 1.5 Milliarden Euro für den Bau des Turms ausgeben. Der Rest soll Infrastrukturprojekten dienen, von denen Porto Marghera profitieren werde. Sollte Cardin nicht die Baugenehmigung erhalten, werde er sein Projekt anderswo umsetzen.
Cardin - Modelegende, Geschäftsmann und Kunstmäzen - wurde 1912 in der Ortschaft Sant'Andrea di Barbarana, 16km von Venedig entfernt, geboren. Er war mit seiner Familie im Alter von zwei Jahren nach Frankreich übersiedelt, blieb seiner Heimat aber immer verbunden. Cardin ist laut Luca Zaia «ein neuer Lorenzo de' Medici». Es brauche einen Mäzen zur Verwertung dieses Geländes vor Venedig und zur Errichtung eines symbolischen Werks.