Stadt aus Holz – Nach­hal­ti­ge, wirt­schaft­li­che Kenn­zah­len

Im Umfeld hoher Mietpreise überzeugt der Holzbau ökologisch und ökonomisch. Um ihn auch für untere Preissegmente attraktiv zu machen, sind effiziente Bau- und Planungsprozesse gefragt.

Publikationsdatum
19-11-2020

Im innerstädtischen Kontext steht die Holzbauweise für verdichtetes Bauen im Bestand. Aufstocken mit Holz heisst weniger Bestandseingriffe und minimale Installationsflächen und Bauzeit. Die Holzbauweise macht seit einigen Jahren jedoch auch bei Neubauten von sich reden. In Zug befindet sich zum Beispiel derzeit ein 80-Meter-Hochhaus in Planung, das voraussichtlich 2024 fertiggestellt wird. Das «Projekt Pi» der V-ZUG Immobilien wird dereinst das höchste Holzhochhaus der Schweiz sein.

Warum Holz ökologisch überzeugt

Im Rahmen des Pa­riser Klimaabkommens hat sich die Schweiz verpflichtet, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 gegenüber dem Stand von 1990 zu halbieren. Bis ins Jahr 2050 will unser Land unterm Strich gar keine Treibhausgase mehr produzieren. Auf den Bau­sektor entfallen derzeit rund 25 % der CO2-Emissionen. Die Minimierung dieser Treibhausgase stellt die Baubranche vor grosse Herausforderungen, bietet ökologischen Bauweisen jedoch auch Chancen.

Eine Antwort auf nachhaltiges Bauen bietet die Holzbauweise. Sie vermag ökologisch durch mehrere Effekte zu überzeugen. Bäume wandeln atmosphärisches CO2 um und bauen den Kohlenstoff in die Zellstruktur ein – was pro m3 Holz knapp eine Tonne CO2 bindet.

Wenn Holz anstelle anderer Baumaterialien wie Stahl oder Beton verwendet wird, kann auf CO2-intensive Herstellungsprozesse wie die Zementproduk­tion verzichtet werden. Holz ist ausserdem CO2-neutral energetisch nutzbar, da der natürliche Verrottungsprozess gleich viel CO2 wie die Verbrennung freisetzt.

Auch die Holzbauweise produziert jedoch Treibhausgasemissionen. Bei der Herstellung von Holzbauteilen wird ­unter Umständen auch eine grosse ­Menge an grauer Energie aufgewendet. Am Fallbeispiel der Wohnüberbauung Hegianwandweg in ­Zürich wurden Vergleiche zwischen Holz- und Massivbau an­gestellt. Doch der Holzbau verbrauchte rund 7 % weniger graue Energie und produzierte rund 15 % we­niger Treib­haus­­gasemissionen. Andere Stu­dien kommen zu gleichen Schlüssen. Ein Holzbau schneidet ökologisch im schlechtesten Fall wie der Massivbau ab, meist jedoch besser.

Warum Holz ökonomisch überzeugt

Der Mythos vom «teuren Holzbau» lässt viele Investoren davor zurückschrecken, die Bauweise in der Projektierung zu berücksichtigen. WüestPartner hat acht realisierte Holzbauten ausgewertet und Baukosten-Benchmarks erstellt. Es handelt sich um hochwertige Wohngebäude ab 10 Mio CHF Erstellungskosten, die mit einer Ausnahme nach 2010 erstellt wurden. Die Fallbeispiele befinden sich alle an sehr guten bis exzellenten Makrolagen.

Die Kosten-Benchmarks zeigen, dass der Holzbau etwas teurer abschneidet als der Referenzdatensatz mit rund 170 Massivbauten. Dies überrascht nicht, bestechen die Holzbauten doch durch hohe bauliche und energetische Standards. Es zeigt sich jedoch auch, dass die Preisspannen der Holzbauten relativ gering ausfallen. Einen Grund stellt sicherlich der ähnliche Gebäudestandard der ausgewerteten Holzbauten dar. Andererseits lassen sich durch eine BIM-gesteuerte Planung der Holzbauweise Termin- und Kostenplanung stark präzisieren. Einen Einfluss der Bauweise auf die Kosten konnte nicht festgestellt werden.

Die Auswertung der Bruttoanfangsrenditen zeigt, dass der Holzbau die Erwartung im heutigen Marktumfeld erfüllt. Im Median weist dieser eine Rendite von 3.2 % aus.

Wie weiter mit dem Holzbau?

Die Auswertung hat gezeigt, dass der Holzbau sowohl ökologisch als auch ökonomisch zu überzeugen vermag. Insbesondere in einem Umfeld mit hohen Mietpreisen lassen sich valable Renditen erzielen. Um den Holzbau auch in Randregionen etablieren zu können, müssen jedoch preiswerte Lösungen gefunden werden. Effiziente Planungs- und Bauprozesse und Bauzeiteinsparungen stellen wichtige Instrumente dar.

Weitere Informationen und An­meldung zu Veranstaltungen auf
www.wuestpartner.com/weiterbildung/stadt-aus-holz

Dieser Artikel ist erschienen im Sonderheft «Stadt aus Holz – Höher bauen, aufstocken, Erdbebensicherheit». Weitere Artikel zum Thema Holz finden Sie in unserem digitalen Dossier.

Verwandte Beiträge