SIA: Ge­bäu­de­park als Herz­stück der En­er­gie­wen­de

Zum dritten Energiefrühstück des SIA im Bundeshaus fanden sich mehr als 20 Parlamentarier ein. Der SIA nutzte das Interesse der Politik, um seine Anregungen zu den Entwürfen von Energie- und CO2-Gesetz zu vermitteln.

Publikationsdatum
18-12-2014
Revision
05-11-2015
Luca Pirovino
Dipl. Kultur-Ing. ETH/SIA, MAS Energie-Ing., Verantwortlicher Themenfeld Energie und Berufsgruppe Technik (BGT)

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr hat der SIA National- und Ständeräte zu einem Energiefrühstück im Bundeshaus eingeladen. Mehr als zwanzig Parlamentarier aus National- und Ständerat nahmen am Parlamentarierfrühstück teil. Der SIA war erfreut über das rege Interesse – es kommt zur rechten Zeit, denn in der jetzigen Session des Nationalrats wird die Energiestrategie 2050 debattiert, die eine ganze Reihe von energiepolitisch wichtigen, aber auch umstrittenen Änderungen in Gesetzen und Verordnungen vorsieht. Der entsprechende Vorschlag des Bundesrats wurde während der letzten Monate von der Kommis­sion für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrats (UREK-N) diskutiert. Zentral für die Energiewende ist das Energiegesetz, bei dessen Ausgestaltung sich der SIA vor allem hinsichtlich der Gebäude einbringt. 

Besonders erfreulich ist aus Sicht des SIA die Tatsache, dass die UREK-N in zentralen Anliegen weiter als der Bundesrat ging und für das Gesetz eine ganzheitliche Bewertung aller Energieformen ­vorsieht; neben dem Einsatz der jeweils effizientesten Geräte wird eine fachgerechte Inbetriebnahme der Gebäudetechnik sowie eine Energieverbrauchserfassung und Betriebs­optimierung (Art. 46, Abs. e–h) gefordert. Schon in diesem Bereich ist das Einsparungspotenzial erstaunlich gross. Zudem amortisieren sich diese Massnahmen im Gegensatz zu anderen Energiesparmassnahmen schon nach wenigen Jahren.

Die angedachte Verschärfung des CO2-Gesetzes zielt darauf, den Einsatz fossiler Brennstoffe weiter zu reduzieren, unter anderem durch eine Abgabe auf fossile Brennstoffe. Das CO2-Gesetz sieht eine Verminderung der CO2-Emis­sionen vor allem bei Verkehrsmitteln und Gebäuden vor. Bei den Gebäuden soll wie bisher ein Drittel des Ertrags aus der CO2-Abgabe für Massnahmen zur langfristigen Verminderung der CO2-Emissionen verwendet werden. Der jährliche Maximalbetrag dieses Budgets wird im aktuellen Vorschlag des Bundesrats auf 450 Mio. Fr. erhöht.

SIA-Vizepräsident Adrian Altenburger erläuterte die aus Sicht des SIA wichtigsten Schritte auf dem Weg zur Energiewende. Urs Rieder, Präsident des SIA-Fachrats Bildung zog die Verbindung zum Thema Aus- und Weiterbildung: Nur wenn in allernächster Zeit genug Fachkräften ausgebildet werden, seien die Ziele der Energiewende zu erreichen.

Schwächen bei Energielabels

Beide Vorträge boten Impulse für die Diskussion. So waren die Parlamentarier erstaunt über die Erkenntnis, dass die gängigen Energielabels noch nicht einmal 40% des gesamten Primärenergiebedarfs Betrieb abdecken. Es bleiben also mehr als 60%, die bislang noch gar nicht erfasst werden. Dazu ist es notwendig, den Fokus mehr als bisher von der Dämmung und der Heizenergie in Richtung einer energetischen Gesamtbetrachtung zu rücken.

Ein wichtiges Instrument, das als Grundlage für diesen Ansatz dient, ist der SIA-Effizienzpfad Energie (Merkblatt SIA 2040). Er sieht eine ganzheitliche Analyse der Energie­bilanz von Gebäuden und Siedlungen vor – also unter Betrachtung von Betrieb, Erstellung und Mobilität. 

Altenburgers Vortrag liess keinen Zweifel daran, dass der Energieverbrauch von Gebäuden heute technisch immer besser beherrschbar ist – und durch wirkungsvolle Dämmsysteme in Kombination mit immer effizienteren Photovoltaikmodulen und Energiespeicher­systemen scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis das Plusenergiehaus zum allgemeinen Neubaustandard wird. Der Berner Nationalrat Jürg Grossen (glp) unterstrich diesen Standpunkt und führte als Beispiel sein eigenes, 15 Jahre altes Bürogebäude an: Hier konnte der Energiebedarf ohne grosse Fassadensanierung, aber mithilfe energietechnischer Nachrüstungen um drei Viertel reduziert werden. 

Wirtschaftlicher Nutzen der Energiewende

Wie auch Raymond Clottu (UDC) aus Neuenburg unterstreicht Beat Jans (SP) die volkswirtschaftliche Bedeutung der Energiewende. Seit dem Jahr 2000 hätten allein die Preisaufschläge auf importiertes Öl und Gas die Schweiz 6.5 Mrd. Fr. gekostet. «Dieses Geld fehlt uns hierzulande für die Umsetzung der Energiewende», sagt Jans. «Anstatt für viele Milliarden Franken fossile Energie, also Öl und Gas aus Libyen oder Russland zu importieren, sollten wir diese Summen hierzulande investieren, um Patente zu entwickeln und Innovationen zu fördern», fordert der Nationalrat. Damit würde das Geld zugleich Arbeitsplätze und eine zukunftsfähige Energieerzeugung im Inland aufbauen helfen. 

Eric Nussbaumer (SP), Natio­nalrat aus dem Kanton Basel-Land, teilt die Auffassung Adrian Altenburgers, dass im Bereich der Be­triebs­optimierung, also der optimalen Auslegung und Steuerung der energetischen Anlagen, grosse, ungenutzte Potenziale liegen, die sich zudem vergleichsweise leicht erschliessen lassen. Die Betriebs­phase von Gebäuden sei bislang nicht Gegenstand des Energiegesetzes gewesen. «Das wurde nun von der zuständigen Kommission ein­gebracht», erklärt Nussbaumer. «Unser Ziel ist, dass künftig auch eine gesetzliche Verpflichtung besteht, den Betrieb eines Gebäudes zu ­kontrollieren und wo möglich zu ­optimieren.» 

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