Pla­nungs­sek­tor: Nach­fra­ge- und Ar­beits­kräf­te­man­gel neh­men ab

Die Planungsbüros beurteilen laut der KOF-Konjunkturumfrage vom Oktober die gegenwärtige Geschäftslage ähnlich positiv wie im Juli. Auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate sind insgesamt solide.

Publikationsdatum
15-11-2024

Es sind guten Nachrichten: Gemäss den Ergebnissen der KOF-Konjunkturumfrage vom Oktober 2024 beurteilen die Planungsbüros ihre gegenwärtige Geschäftslage ähnlich positiv wie in der vorangegangenen Befragung vom Juli. Auch die Nachfrage, der Auftragsbestand und die erbrachte Leistung haben sich in den vergangenen drei Monaten gleich wie in der Juli-Befragung entwickelt. 

Die Planungsbüros sind aber nun zurückhaltender in ihrer Beurteilung der Ertragslageentwicklung: Das heisst, dass aktuell gleich viele Büros eine Verschlechterung wie eine Verbesserung der Ertragslage in den vergangenen drei Monaten melden – und zwar je 14%. Positiv hingegen ist, dass seit Juli der Anteil der Büros weiter gesunken ist, die die ungenügende Nachfrage (22%) oder den Mangel an Arbeitskräften (49%) beklagen. Allerdings schätzen 28% der Büros die Zahl ihrer Beschäftigten unvermindert als zu gering ein. Dennoch berichten 22% der Büros, dass sie zurzeit mit keinen Leistungshemmnissen konfrontiert sind. 

Für die nächsten Monate revidierten die Planungsbüros ihre Erwartungen im Vergleich zur vorangegangenen Befragung insgesamt nur wenig: 14% rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten, 82% rechnen mit keiner Veränderung und nur 4% mit einer Verschlechterung. Die Erwartungen für die Entwicklung der Nachfrage, der Beschäftigtenzahl und der Ertragslage sind gleich zuversichtlich wie im Juli. 

Jedoch wird die Entwicklung der zu erbringenden Leistung in den kommenden drei Monaten nun günstiger eingeschätzt als dies noch im Juli der Fall war. Im Hinblick auf die eigene Preispolitik verändert sich das Bild im Planungssektor kaum: Nach wie vor erwarten 12% der Büros, dass sie ihre Preise in den nächsten drei Monaten anheben werden, ein grosser Teil, sprich 83%, will die Preise unverändert lassen und 4% wollen sie senken.

Architekturbüros beurteilen ihre Geschäftslage positiv

Die Architekturbüros beurteilen ihre gegenwärtige Geschäftslage in der Oktober-Umfrage nach wie vor positiv Jedoch zeigen sie sich jetzt leicht zurückhaltender in ihrer Beurteilung darüber, wie sich die Nachfrage und die erbrachte Leistung in den vergangenen drei Monaten entwickelt haben. Verglichen mit dem Juli trübte sich auch ihre Einschätzung der jüngsten Ertragslageentwicklung weiter ein: 18% der Büros melden, die Ertragslage hat sich in den vergangenen drei Monaten verschlechtert und 12% melden eine Verbesserung. 

Dahingegen hellen sich die Erwartungen der Architekturbüros für die kommenden Monate auf. Während der Ausblick für die Entwicklung der Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten unverändert zuversichtlich bleibt, wird die Entwicklung der zur erbringenden Leistung in den kommenden drei Monaten nun günstiger eingeschätzt. 

Aufhellung der Nachfrage bei den Ingenieurbüros

Die Ingenieurbüros revidieren ihr Urteil über die gegenwärtige Geschäftslage im Vergleich zum Juli nicht. Bezüglich der Entwicklung der Nachfrage, der erbrachten Leistung und der Auftragsbestände in den vergangenen drei Monaten hat sich ihre Einschätzung seit Juli jedoch deutlich aufgehellt. Die Zahl der Beschäftigten wird nach wie vor als markant zu tief taxiert. In ihren Erwartungen für die kommenden Monate zeigen sich die Ingenieurbüros bezüglich der Geschäftslageentwicklung, der erwarteten Entwicklung der Nachfrage und der zu erbringenden Leistung minim verhaltener als noch im Juli. Aktuell rechnen lediglich 16% der Ingenieurbüros mit steigenden Preisen in den nächsten drei Monaten, 80% mit gleichbleibenden und nur 3% mit sinkenden Preisen.

Fehlende Auftriebskraft für die Schweizer Wirtschaft

Dieses durchmischte Resultat aus dem Planungssektor widerspiegelt auch der KOF-Geschäftslageindikator, der aus der KOF-Konjunkturumfragen berechnet wird. Insgesamt bewege sich der Geschäftslageindikator seit diesem Frühjahr seitwärts, meldet die KOF in ihrer Medienmitteilung vom 5. November. In ihren Erwartungen hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten seien die Unternehmen leicht zurückhaltender als bisher und es zeige sich über die verschiedenen Wirtschaftsbereiche hinweg keine einheitliche Richtung: Im verarbeitenden Gewerbe, Grosshandel und im Planungssektor sowie bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen trüben sich die Erwartungen ein. Im Gastgewerbe, Baugewerbe, Detailhandel und bei den übrigen Dienstleistungen hellen sie sich dagegen auf. Diese unterschiedlichen Ergebnisse zeigten, dass derzeit die Auftriebskraft fehle, um weite Teile der Wirtschaft zu erreichen. Für einen Aufschwung wäre das allerdings hilfreich, schlussfolgert die KOF. 

Den Aufschwung weiter bremsen, können zudem zwei internationale wirtschaftliche Brennpunkte, die auch die Schweizer Wirtschaft tangieren: Zum einen steckt Deutschland in einer Wirtschaftskrise, die auch an der Schweiz nicht spurlos vorbeigehen wird. Sie betrifft vor allem die Schweizer Techindustrie, denn Deutschland ist für diese der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt. So sind im dritten Quartal 2024 die Exporte nach Deutschland nach den Berechnungen des Verbands der Schweizer Techindustrie Swissmem bereits um knapp 9% Prozent zurückgegangen. 

Zum anderen lässt Trumps Wahl zum 47. Präsidenten der USA die Weltwirtschaft zittern: Trump hat angekündigt, dass er eine protektionistische Handelspolitik mit hohen Zöllen verfolgen wird, was den globalen Handel einschränken und exportorientierte Volkswirtschaften belasten könnte. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt, dass mögliche Handelskriege potenziell bis zu 7% des globalen BIP kosten könnten. Das entspricht der Wirtschaftsleistung von Deutschland und Japan.

Zudem könnte Trumps expansive Fiskalpolitik die US-Staatsverschuldung signifikant erhöhen. Eine hohe US-Staatsverschuldung wäre ein weiteres Risiko für die Stabilität der Weltwirtschaft, da sie finanzielle Verwerfungen verursachen und das Vertrauen in den US-Dollar als Reservewährung untergraben könnte. 

Allerdings hat die Weltwirtschaft in der Vergangenheit bewiesen, dass sie in der Lage ist, sich an neue Gegebenheiten anzupassen und weniger fragil ist, als befürchtet. Es bleibt dennoch abzuwarten, wie flexibel die internationale Gemeinschaft auf die Herausforderungen reagiert und ob es ihr gelingt, gemeinsame Lösungen zu finden.

Der Rohtext dieses Artikels stammt von der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) und wird mit persönlichen Gedanken zum wirtschaftlichen Geschehen ergänzt von Susanne Schnell, Fachspezialistin Kommunikation/Themenmanagerin beim SIA; susanne.schnell [at] sia.ch (susanne[dot]schnell[at]sia[dot]ch)

 

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