Ham­bur­ger Him­mels­stür­mer

Editorial

Publikationsdatum
24-03-2017
Revision
24-03-2017

Feierlaune in Hamburg: Der Stolz nach der Fertigstellung der Elbphilharmonie Ende 2016 war gross – mindestens so gross wie die Häme während des Baus. Kostenüberschreitungen, politische Verstrickungen, noch mehr Kosten und eine unglückliche Kommunikation hatten während der 15-jährigen Bau- und Planungsphase Bevölkerung und Medien auf Trab gehalten; die Architektur von Herzog & de Meuron war in den Hintergrund gerückt.
Umso grösser sind nun Erleichterung und Freude: Denn den Beteiligten ist ein Bauwerk gelungen, das sich gegen den Trend zur gnadenlosen Kommerzialisierung städtischer Flächen stellt und einen Mehrwert für die Bevölkerung bietet. Zudem haben die Planer ein auf allen ­Ebenen hochkomplexes Gebäude geschaffen: Eine ikonische Architektur trifft auf ein raffiniertes ­Tragwerk, der grosse Konzertsaal weist eine ­ausgeklügelte Akustik auf, die jetzt im Betrieb kontinuierlich nachjustiert wird.
Das tröstet über Schwächen hinweg: Verkehrs­technisch ist die Elbphilharmonie an der äussersten Spitze der Hamburger HafenCity schlecht erschlossen, und auch die Wegführung im Innern ist kompliziert. Und: Für die Finanzierung des Baus war die Mantelnutzung essenziell. Die von Herzog & de Meuron angestrebte «Stadt im Kleinen» besteht aber neben den Restaurants und der öffentlichen Plaza aus einem Fünfsterne­hotel und hochpreisigen Eigentumswohnungen.
Nichtsdestotrotz: Entgegen allen Widrigkeiten haben die Planer ihre starke Idee nicht aus den Augen verloren – das ist ganz grosses Kino. Glückwunsch nach Hamburg. Und vor allem nach Basel.

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