Ge­räu­sche und Ru­he

Einer der spektakulärsten Neubauten jüngster Zeit ist das Klanghaus Toggenburg von Meili, Peter & Partner Architekten und Staufer & Hasler Architekten. Das Buch «Resonanzen» widmet sich den schöpferischen Überlegungen während des zwanzigjährigen Planungsprozesses ebenso wie den holzbautechnischen Raffinessen.

Publikationsdatum
29-09-2025

Noch vor dem Inhaltsverzeichnis stimmen Fotos, die Details der Architektur im Zusammenhang mit der Landschaft wiedergeben, auf die Sorgfalt ein, mit der hier gedacht, geplant und gebaut wurde. Die Abbildungen und Pläne vermitteln zusammen mit den Texten etwas von der atmosphärischen Dichte und der Lust am wohlbedachten Experiment, aus der das Klanghaus entstanden ist. 

Im Buch finden sich Kapitel zu den grossen Themen: dem Konzept, dem Bau, der umgebenden Landschaft und ihren Bewohnenden. 

Gleich vier Essays widmen sich Aspekten des «Gebäudes als Instrument». Die traditionelle Toggenburger Musik gehört in die offene Landschaft. Aus diesem Grund ist der Raum um das Haus herum und seine Haut als Reflektor der Schallwellen von innen und aussen eine wichtige Komponente des Entwurfs. 

➔ Hier gibt es mehr Infos zum Klanghaus.

Anders als beim Kloster La Tourette, dessen bauliche Rhythmisierung auf Iannis Xenakis, den Komponisten und Mitarbeiter von Le Corbusier, zurückgeht, beschränkt sich der musikalische Ausdruck des Gebäudes nicht auf einzelne Bauteile, sondern ist Teil seiner DNA. Die Hohlräume und akustischen Beziehungen verankern das Haus in der Umgebung.

Hervorzuheben ist ein Gespräch, das Sabine von Fischer mit dem Akustiker Martin Lachmann und dem Klangkünstler Andres Bosshard führt. Während sie sich im und um das Haus herum bewegen, beobachten sie sich selbst und erörtern die akustische Reaktion des Baukörpers auf ihre Stimmen und Schritte. Obwohl sich Lachmann für gewöhnlich dagegen wehrt, Architektur als «Instrument» zu bezeichnen, gesteht er dem zentralen Raum hier diese Einordnung zu: Ihm wohne eine aktive Komponente inne, die durchaus mit dem Hohlraum eines Instruments vergleichbar sei. 

Die verschiedenen Blickwinkel vermitteln einen Eindruck von der komplizierten Planung eines Hauses in Bezug auf seine Resonanz, die eine Mitte zwischen Computerberechnungen und emotionalen Wahrnehmungen finden muss.

Stellvertretend für die Vielfalt des innovativen Einsatzes von Holz führt ein Text von Susanna Koeberle die Verwendung der Holzschindeln aus. Die Schwingungen der Fassaden erhalten ihre besondere Schönheit durch das Schuppenkleid, das die Bewegungen nachzeichnet. Über den Bezug zu den traditionellen Häusern der Region hinaus ist die Anordnung der Schindeln hier auch als eigene Partitur, als Rhythmus oder Takt zu lesen. Eine philosophische Einordnung spannt den Bogen vom Handwerker vor Ort, der täglich rund 300 Schindeln spaltete, bis zu der Bedeutung der Energie, die der Materie innewohnt. 

Erol Doguoglu, Mirjam Fischer, Astrid Staufer (Hg.): Resonanzen. Klanghaus Toggenburg. Lars Müller Publishers, Zürich 2025. 144 Seiten, 20 cm x 30 cm, 120 Abb., ISBN ISBN 978-3-03778-787-8, Fr. 50.–

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