Das DGNB-Ge­bäu­de­la­bel fasst Fuss in der Schweiz

Im Rahmen der Swissbau wurden am 18.01.2012 die ersten beiden Vorzertifikate des für die Schweiz adaptierten DGNB-Zertifizierungssystems vergeben. Sowohl das Projekt Majova in Bern als auch das Projekt für das Baufeld H an der Europaallee in Zürich wurden mit dem Vorzertifikat in Gold ausgezeichnet.

Publikationsdatum
19-01-2012
Revision
01-09-2015

Das Zertifizierungssystem der DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) verfolgt einen breiten Ansatz bei der Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden (siehe TEC21 Nr. 47/2011). Eine der Grundlagen des Systems sei dabei die Anpassungs-
fähigkeit an lokale Gegebenheiten, betonte Johannes Kreissig, stellvertretender Geschäftsführer der DGNB im Rahmen der Swissbau-Veranstaltung. Die Schweizer Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (SGNI) hat es nun für die Schweiz adaptiert und an Schweizer Normen und Richtlinien angepasst. Für das erste adaptierte Nutzungsprofil «Neubau Büro- und Verwaltungsbauten» läuft derzeit die Pilotphase. Im Rahmen einer Veranstaltung an der Swissbau konnte die SGNI am 18.01.2012 die ersten beiden Vorzertifikate vergeben. Anhand dieser Projekte werde sich zeigen, wie sich das adaptierte System in der Praxis bewähre, sagte SGNI-Geschäftsführer Stefan Jäschke. An der Adaption waren zahlreiche Vertreter der Baubranche beteiligt. Man hoffe daher auf eine breite Akzeptanz, so Jäschke. Gleichzeitig gewährleiste es als internationales Label aber die länderübergreifende Vergleichbarkeit. Die Adaption weiterer Nutzungsprofile – Wohnen, Retail, Hotel, Büro- und Verwaltungsbauten Bestand – sei in Vorbereitung. Die Zertifizierung nach DGNB muss durch eigens ausgebildete Auditoren erfolgen. Die ersten Pilot-Auditoren für das adaptierte DGNB-System erhielten  im Rahmen der Veranstaltung an der Swissbau ihre Zertifikate.

Bei den mit dem Vorzertifikat in Gold ausgezeichneten Gebäuden handelt es sich um das Projekt Majova auf dem Areal Wankdorf City in Bern, in dem die Post ihren neuen Hauptsitz beziehen wird (Bauherrschaft: Losinger Construction SA, Architektur: Atelier WW Architekten SIA AG) sowie um das Baufeld H an der Europaallee, einem neuen Stadtteil unmittelbar neben dem Hauptbahnhof Zürich (Bauherrschaft: SBB AG, Architektur: e2a eckert eckert architekten ag). Das Projekt Majova solle eine Art Aushängeschild für das Nachhaltigkeitsverständnis von Losinger Marazzi sein, sagte Alec von Graffenried, zuständig für nachhaltige Entwicklung bei Losinger Marazzi. Dabei gehe es ihnen darum, die Systemgrenzen breiter zu ziehen. Das bedeute zum Beispiel, dass man nicht nur die Betriebsenergie betrachte, sondern auch graue Energie und Mobilität, oder dass man nicht nur das Gebäude an sich, sondern auch das Quartier betrachte.

Gute Erfahrungen bei der Umsetzung dieser Ansprüche haben die SBB mit dem Einbeziehen externer Experten aus den verschiedenen Bereichen der Nachhaltigkeit bei der Entwicklung des Baufeldes H der Europaallee gemacht. Gemeinsam wurden Ideen entwickelt für die Gebäude selbst, für den Bereich Mobilität und für eine gute Integration in das Quartier. Nicht alle dort entwickelten Ideen liessen sich auch umsetzen - so scheiterte die Koppelung des Mietzinses an den persönlichen Energieverbrauch am Mietrecht. Stattdessen fördert man mit zahlreichen Angeboten das nachhaltige Verhalten der Bewohnerschaft. Dazu gehören zahlreiche soziale und kulturelle Angebote im Quartier, ebenso wie Gratisvelos und attraktive Velo-Abstellplätze oder auch Wasserzähler an den Armaturen im Gebäude, die zum sparsamen Gebrauch anregen sollen.

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