«Bau­kul­tur: Qua­li­tät und Kri­tik» – die Ver­nis­sa­ge

Der Begriff Baukultur ist in aller Munde, der Definitionen gibt es viele. Deswegen muss über den Begriff einer «hohen Baukultur» argumentiert und debattiert werden. Mit dem Projekt «Baukultur: Qualität und Kritik» und der dazugehörigen Publikation haben die vier Redaktionen von espazium – Der Verlag für Baukultur gemeinsam eine Annäherung gewagt. Am 30. Juni fand nun die Vernissage im Architekturforum Zürich im Zollhaus statt.

Publikationsdatum
01-07-2022

Die Vernissage der Publikation «Baukultur: Qualität und Kritik» am 30. Juni 2022 hätte sich kein besseres Wetter wünschen können. Viele der Gäste trudelten pünktlich zur Vernissage vorhergehenden Führung von Philipp Fischer von Enzmann Fischer durch ihr Projekt Wohn- und Gewerbeüberbauung Zollhaus mit einem Eis in der Hand ein. Wunderbar, denn viele Attraktionen des Zollhauses liegen an der frischen Luft. Sowie die öffentliche Terrasse, die mittlerweile fast jede Zürcherin und jeder Zürcher kennt.

Aber auch der Innenhof des Hallenwohnens und die halbprivate Dachterrasse sind Qualitäten im Aussenraum, die sich die Bewohnenden teilen und die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Qualitätvolle Aussenräume tragen zu einer hohen Baukultur bei. Aber auch das Konzept der «Sharing-Comunity», für die im Projekt die Quadratmeterzahl Wohnfläche pro Kopf gesenkt wurde, sind für die hier Lebenden ein Parameter der Programmierungsqualität, der in einem mehrjährigen Partizipationsprozess eruiert wurde.

Nach der Führung versammelten sich die Teilnehmenden zur Podiumsdiskussion im Architekturforum Zürich. Passend zum Thema gestaltete sich auch die Ausstellung im Architekturforum «Tableau Vivant», die «bewegten Fotografien» zeigt, die als Eigenproduktionen des Forums entstanden sind. Gut zu erkennen ist darin die Aneignung des abgebildeten Raums durch die Menschen, die sich darin bewegen.

Beiträge zum Thema «Baukultur: Qualität und Kritik» finden Sie in unserem E-Dossier.

In die Podiumsdiskussion führte Judit Solt ein, indem sie auf die beiden Publikationen des Bundesamts für Kultur BAK hinwies. Die Davos Declaration 2018 «Davos Qualitätssystem für Baukultur – Acht Kriterien für eine hohe Baukultur» mithilfe derer die europäische wissenschaftlich-inhaltlich und politisch-strategisch weiterentwickelt werden soll und die «Strategie Baukultur».

Was ist hohe Baukultur? Das fragte der espazium Verlag seine Mitarbeitenden und forderte sie auf, gelungene Projekte vorzuschlagen. In kurzen Clips begründen die Autorinnen und Autoren ihre Wahl. 

Mit auf dem Podium sassen Claudia Schwalfenberg, Leiterin Fachbereich Politik und Verantwortliche Baukultur beim sia, Martin Tschanz, Architekturhistoriker und -kritiker und Dozent an der ZHAW und Thomas Müller, stv. Geschäftsführer des sia. Die Diskussionsgrundlage bildete die Frage, ob die vom BAK zur Verfügung gestellten Mittel nicht zu stark einen Top-Down-Prozess anstelle einer Bottom-Up-Kultur prägen.

Auch wurde die Frage gestellt, wie die Diskussion darüber, was eine hohe Baukultur ist, in die breite Öffentlichkeit gebracht werden kann, damit es kein Gespräch nur innerhalb der Fachkreise bleibt. Eine Verankerung in der Grundausbildung sei erstrebenswert und dass der Diskurs über Architektur in der Tagespresse, wie es ihn zum Beispiel in der NZZ gab, gekürzt wird, ist bedauerlich.

Schon nach kurzer Zeit öffnete Judit Solt das Podium für die Anwesenden, die sich am Gespräch rege beteiligten. Dies zeigt auch: Baukultur bewegt alle. Und je nachdem stehen unterschiedliche Parameter im Vordergrund. Es geht dabei nicht immer um die «Schönheit» der Architektur. Partizipation, Ökologie, Bautechnik oder Forschung sind wichtige Themen in der Europäsichen Baukultur.

Einen ersten Einblick in diese Themenvielfalt bietet die Publikation «Baukultur: Qualität und Kritik», denn die darin besprochenen Projekte reichen von Arealplanungen über Renaturierungen bis hin zu Infrastrukturprojekten und ja, Hochbauten sind natürlich auch dabei.

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Baukultur. Qualität und Kritik. Werke auf dem Prüfstand,
 espazium – Der Verlag für Baukultur, Zürich 2022, Schweizer Broschur, ca. 100 Seiten, farbig bebildert, ISBN 978-3-9525101-9-3, Fr. 39.– Zum Shop

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