140 Jah­re TEC21: Von der «Ei­sen­bahn» zur «Agen­da 21»

Die Jahre von 1874– bis 2004 im Überblick.

Publikationsdatum
19-09-2014
Revision
18-10-2015

1874

Der Zürcher Verlag Orell Füssli & Comp. gründet die Zeitschrift «Die Eisenbahn», die als Autorenzeitschrift die Entwicklung der Bahn begleitet. Zur selben Zeit suchen die technischen Vereine GEP (Gesellschaft ehemaliger Polytechniker, heute ETH Alumni) und SIA nach einem geeigneten Mitgliederorgan. Ab 1876 ist «Die Eisenbahn» das offizielle Vereinsblatt. GEP und SIA unterstützen die junge Zeitschrift personell und finanziell. 

1883

Der Ingenieur August Waldner, seit 1880 Redaktor der «Eisenbahn», erwirbt das Blatt und nennt es fortan «Schweizerische Bauzeitung». Dokumentiert werden technische Projekte im Brücken-, Tunnel- und Strassenbau sowie Flusskorrekturen und industrielle Innovationen. Seit 1881 sind auch «Concurrenzen», also Ausschreibungen wichtiger öffentlicher Aufträge, fester Bestandteil der Schweizerischen Bauzeitung. 

1906

Nach Waldners Tod führt sein Studienfreund August Jegher die Zeitschrift fort. Dessen Sohn Carl setzt einen neuen Fokus auf Architektur und Städtebau. Wichtige Projekte wie die Rhätische Bahn oder die Mittlere Rheinbrücke in Basel werden vom Wettbewerb bis zur Fertigstellung als «Fortsetzungsgeschichten» begleitet. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs werden viele Projekte auf Eis gelegt, die Hefte werden schmal. 

1920

Die frühe Moderne findet in der Schweizerischen Bauzeitung nur am Rand statt. Dokumentiert sind Debatten zwischen dem Kritiker Peter Meyer, dem Werkbund und der Gruppe der modernen Architekten (ABC). Neben Besprechungen von Wohnbauausstellungen wie «Das neue Heim» 1928 in den Häfeli-Musterhäusern in Zürich gilt das Hauptinteresse weiterhin Wasserkraftwerken und Bahnviadukten, aber auch der Teststrecke auf dem Dach des Fiat-Werks Lingotto in Turin. 

1931

Carl Jegher holt seinen Sohn Werner in die Redaktion, er wird später Herausgeber. An der konservativen Ausrichtung ändert sich vorerst wenig, immerhin werden mit dem Hallenstadion und dem Kongresshaus in Zürich zwei wichtige Bauten der Schweizer Moderne dokumentiert. Von 1934 bis 1936 erscheinen, redigiert von dem Moderne-Exponenten Alfred Roth, sechs Hefte der Beilage «Weiterbauen» als «Diskussionsblatt für die Probleme des Neuen Bauens und verwandter Gebiete». 

1939

Zur Landesausstellung wird ein Sonderheft publiziert, das auch über den Bau und die Eröffnung des Kongresshauses Zürich von Max Häfeli, Werner Moser und Rudolf Steiger berichtet. Schwerpunkte der Zeitschrift sind aber weiterhin der Bau von Brücken, Kraftwerken und Schwimmbädern sowie der Lokomotivbau. Die Rationierung von Rohstoffen infolge des Zweiten Weltkriegs widerspiegelt sich in Berichten über neue Bauweisen mit alternativen Materialien. 

1945

Adolf Ostertag wird Redaktor und ab 1948 (neben Werner Jegher) Mitbesitzer der Schweizerischen Bauzeitung; ab 1950 kommt Hans Marti als Redaktor hinzu. Bis in die 1960er-Jahre hinein verfolgen die drei das Ziel einer Dokumentation des technischen Fortschritts und wichtiger Bauten vom Wettbewerb bis zur Vollendung. Nach den Weltkriegsgräueln werden nun auch gesellschaftliche Fragen erörtert und ein Zusammenwirken von Technik und sozialen Aspekten gefordert.

1966

Nach langwierigen Verhandlungen verkaufen Jegher und Ostertag die Schweizerische Bauzeitung an die technischen Verbände SIA, GEP, BSA, asic und weitere. Diese gründen die Verlags-AG der akademischen technischen Vereine als Herausgeberin; Hauptaktionär ist der SIA. Vermehrt rücken jetzt auch Auslandsprojekte von Schweizer Architekten 
in den Blickpunkt. Mit seiner Klage über das Fehlen von Architekturkritik löst Hans Marti eine heftige Debatte aus. 

1973

Die erste Ölkrise schlägt sich massiv auf die Baubranche nieder und dezimiert das Inserateaufkommen in der Zeitschrift. Ein obligatorisches Abonnement für alle SIA-Mitglieder wird jedoch erst 1981 beschlossen. Vorangegangen war die Namensänderung in «Schweizer Ingenieur und Architekt SI+A», mit der die Nähe zum SIA zum Ausdruck kommen sollte. Inhaltlich sucht die Branche nach Auswegen aus der Krise, die erstmals die Grenzen des Wachstums bewusst macht.

1982 

Alle SIA-Mitglieder erhalten nun ein Abonnement in ihrer jeweiligen Sprache – neben «SI+A» erscheinen «Rivista Tecnica» sowie «Ingenieurs et architectes suisses». Sanierungen, Renovationen und Umnutzungen werden zu immer wichtigeren Themen. Daneben wächst die Sensibilität für Umweltfragen und entsprechende Wissenschaften. Im Bereich der Architektur dominieren ästhetische, kunsthistorische und gesellschaftliche Überlegungen zulasten des aktuellen Baugeschehens. 

1995

In der Redaktion von «SI+A» findet ein Generationenwechsel statt. Die redaktionelle Verantwortung wird aufgeteilt in die Ressorts Architektur, Bauingenieurwesen sowie Energie und Umwelt. Zugleich wird der interdisziplinäre Anspruch der Zeitschrift betont. Die Redaktion nimmt alle Aspekte der Heftproduktion einschliesslich Satz und Layout in Eigenregie. 

2000 

Um die laufenden Verwechslungen zwischen Zeitschrift «SI+A» und Verband zu vermeiden, kommt es zu Beginn des neuen Jahrtausends zur kontrovers diskutierten Umbenennung in «tec21». Dabei leitet sich «tec» vom altgriechischen  (téchne) her, was auf Baukunst, Technik und Tektonik gleichermassen hindeutet; «21» verweist auf die Nachhaltigkeits-«Agenda 21», die 1992 beim UNO-Umweltgipfel in Rio de Janeiro proklamiert worden war.

Illustrationen aus dem Archiv der Schweizerischen Bauzeitung finden Sie in der Bildergalerie.

Magazine

Verwandte Beiträge