Na­he Bau­stel­le, aber en­trückt

Die Spitallammsperre im Winter

Im Sommer an der vielbefahrenen Grimselpassstrasse gelegen, sind die Staumauern der Kraftwerke Oberhasli KWO im Winter schwer erreichbar, was sich auf die Baustellenlogistik auswirkt.

Data di pubblicazione
30-04-2025

Stellen die Verbindungen zu den Stauanlagen am Grimselsee im Sommer kein Problem dar – die sehr gut ausgebaute Grimselpassstrasse führt unmittelbar daran vorbei –, sieht das im Winter schon anders aus. Bis Guttannen im Haslital ist die Strasse für alle öffentlich befahrbar. Der Winterdienst wird durch den Kanton Bern sichergestellt. Weiter taleinwärts ist die Strasse nur für den Werkverkehr der KWO geöffnet. 

Knotenpunkt Kraftwerk Handeck

Aufgrund Schnee und Lawinengefahr ist am Kraftwerk Handeck üblicherweise auch für die KWO Schluss. Zu den höhergelegenen Baustellen beziehungsweise Kraftwerksanlagen geht es nur noch unterirdisch durch kraftwerkseigene Stollen, mit Seilbahnen oder per Hubschrauber. Für die Anfahrt zur Spitallammsperre im Winter bedeutete dies üblicherweise: mit dem Fahrzeug von Handeck unter Tage etwa sechs Kilometer durch den Stollen zur Talsta­tion der Seilbahn im Summerloch (Hospizbahn). 

Mit dieser auf den Nollen zum Grimselhospiz, das direkt an der Baustelle liegt. Im Winter 2024/2025 war die Arbeiterschaft deshalb auch im Hospiz und in der Handeck untergebracht. Bis zu 150 Personen arbeiteten gleichzeitig am Bau. Die Abgeschiedenheit der Baustelle über viele Monate des Jahres bedingte eine weit vorausschauende Logistik. Das Material musste bereits im Sommerhalbjahr vorrätig bereitgestellt werden, bevor die Schneelage eine Anlieferung verunmöglichte.

Lawinengefährdete Baustelle

Für die Winterarbeiten an der Talsperre galt es, die Lawinenlage stets im Auge zu behalten. Die KWO haben hierfür einen werkseigenen Lawinenwarndienst. Auch wurden Lawinen künstlich durch Sprengungen ausgelöst. Neuralgische Punkte waren etwa die Zufahrt vom Summerloch zum Installationsplatz an der Luftseite der Mauer, da hier die Flanke des Nollens die Strasse gefährdete. Auch bei den Arbeiten an den Stollen im abgesenkten See auf der Wasserseite der alten Sperre liegen gefährdende Steilflanken. Der Zugang zum Seeboden erfolgte mittels Baustellenkran. An einem Korb wurden die Arbeiter über 100 m ab­gelassen.

Neben Lawinen wartet das Haslital auch noch mit anderen Naturphänomenen auf: Die Grimsel ist ein ausgesprochenes Föhngebiet. Auf bis zu 200 km/h waren die Baukräne ausgelegt. In der Zeitspanne von sechs Jahren mussten die Arbeiten an der Mauer aufgrund von Sturm nicht ein einziges Mal eingestellt werden.