Der zwei­te Streich

In der Basler Architekturszene gehören auch sie unterdessen zu den wichtigsten Playern: Ein Vierteljahrhundert nach ihrer Firmengründung legen Buchner Bründler Architekten nun ihre zweite Monografie vor. Aktuell läuft dazu eine Ausstellung in Zürich.

Data di pubblicazione
06-03-2023

Kurz nach der Veröffentlichung ihrer zweiten grossen Monografie mit dem lakonischen Titel «Bauten II» bespielen Buchner Bründler in Zürich nun raumfüllend das Architekturforum im Zollhaus.

Der schwere Band präsentiert Ideen in gedachter und gebauter Form: von einem Umbau im Tessin, der die rui­nenartigen Reste des Bestands inszeniert, bis zur Schweizer Premiere des begrünten Hochhauses, dem Garden Tower in Wabern bei Bern. Auch strenger gehaltene Entwürfe gehören zum Repertoire, etwa das Hotel Nomad in Basel oder der Hauptsitz der Credit Suisse in Genf.


Das Buch ist allerdings mehr als nur Dokumentation und Bestandsaufnahme, es ist auch eine «Werkstatt». Vorgefundenes aus diversen Zusammenhängen ist zwischen die Projektpräsentationen eingewoben. Eigens angefertigte Bilder stellen auf unterschiedlichen Bedeutungs- und Wirkungsebenen einen Zusammenhang mit dem architektonischen Werk her. Neben Objekt- und Landschaftsfotografien sind auch Gesichter zu sehen. Die Firmengründer, arbeitende Hände, Freundinnen und Familie tauchen im Bilderreigen des dicken Buchs auf.

Herausgegeben hat es Ludovic Balland, der schon die erste Monografie des Büros (gta Verlag, 2012) gestaltet hatte. Zehn Jahre später verantwortet Balland nun also die Konzeption des gesamten Kompendiums zu seit 2007 entstandenen Werken der Architekten und ist so nicht mehr nur Grafiker und Typograf, sondern Mastermind des Zusammenspiels von Bild und Text. Dabei unterliegt Zweiteres klar dem Ersten, die Wortbilder ordnen sich in den Reigen der Bilder ein.

Nach dem knappen Vorwort von Daniel Buchner und Andreas Bründler stellt Balland den Überlegungen verschiedenster Autoren (Tibor Joanelly, Urs Stahel, Franziska Schürch, Isabel Koellreuter, Oliver Schneider) einen ausführlichen eigenen Text voran. Die Essays sind so ambitioniert wie das Werk überhaupt. Die Welt soll im Schwung bleiben, also entwickelt es seine Erzählung entlang einer «Entstehungsspirale» der Projekte und sucht in die andere Richtung entlang einer «Spirale der Zeit» nach einem rückblickenden Verständnis. Hier allerdings befinden wir uns auf einer logarithmischen Spirale, die, wie Balland uns erklärt, in der Unendlichkeit verläuft.

Die gekonnt orchestrierte Bilderorgie spannt mit Detail und Kontext, Gefundenem und Erfundenem, Stimmung und Projektdaten, schwarz-weissem Minimalismus und buntem Reichtum einen schwungvollen Bogen, der Schwindelgefühle nicht scheut: Dass Ballands eigener Text dabei den Titel «Vertigo» trägt, erscheint schlüssig.

Die Monografie ist so kreativ gestaltet, dass sie schliesslich keine Übersicht mehr leistet. Dafür aber Einsichten in die Haltung der Architekten bietet, die sich aller ihr zur Verfügung stehenden Mittel bedienen, wenn es darum geht, räumliche Wirkungen zu erzeugen − auch im Buchformat, inklusive eher deliriöser Drehmomente.

Die Ausstellung «Buchner Bründler Architekten – RAUMBUCH» im Architekturforum Zürich ist noch bis zum 22. April zu sehen.

 

Weitere Infos: af-z.ch/ausstellungen

Publikation

 

Ludovic Balland (Hg.): Buchner Bründler. Bauten II. Park Books, Zürich 2022. 528 Seiten, 295 farb. und 815 sw-Abb., 23 × 27 cm, ISBN 978-3-03860-251-4, 120.– Fr., (auch in engl. Sprache erhältlich)

 

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