Ein er­grü­nen­der Turm am Triem­li­spi­tal

Praxisbeispiel – Architektur

Das ehemalige Bettenhochhaus wird neuerdings für die Spitalverwaltung genutzt. Die begrünte Südfassade schützt Arbeitsräume und Büros vor Überhitzung.

Data di pubblicazione
15-06-2022
Nicolas Disch
Projektleiter Vertikalbegrünung, Fachbereich Naturschutz, Grün Stadt Zürich

Das Triemlihochhaus entstand als Teil des Zürcher Stadtspitals zwischen 1963 und 1970. Nun konnte die Instandsetzung dieses Gebäudes abgeschlossen werden. Teil dieser Arbeiten war ein Pilotprojekt zur Fassadenbegrünung. Ziele sind, den sommerlichen Wärmeschutz für die Innen­räume zu verbessern und die lokale Bio­diversität zu erhöhen. Angestrebt wird ein Fassadensystem, das für ähnliche Kon­struktionstypologien ebenso geeignet ist. Handlungsbedarf ergab sich aus der Bestandsanalyse, die 2018 folgende Erkenntnisse brachte: Der Gesamtzustand der Fassade, im Speziellen Fenster, Aussentüren und Sonnenschutz, war mittelmässig bis schlecht. Auch die Betonfassade selbst war teilweise stark verwittert. Bei der Instandhaltung verzichtete die Bauherrschaft aber darauf, die massive Fassade thermisch zu verbessern. Eine Fassadenbegrünung wurde jedoch in Betracht gezogen, um den sommerlichen Wärmeschutz ohne bauliche Veränderungen an heutige und künftige Bedürfnisse anzupassen. Die Realisierung dauerte ein halbes Jahr; seit Frühjahr 2022 ist die Südfassade des Triemlihochhauses begrünt.

Varianten und Zielkonflikte

Mithilfe einer Machbarkeitsstudie wur­den Begrünungssysteme evaluiert, die den Aufwand für Konstruktion und Unterhalt verhältnismässig kostengünstig halten. Das Variantenstudium brachte einen Fa­voriten hervor: Pflanztröge, die eine Hin­terlüftung der Fassade gewährleisten. Aus Brandschutzgründen musste auf geschossübergreifende Strukturen verzichtet werden. In den Trögen selbst wachsen nun Gehölze, Stauden und Kletterpflanzen. Deren Rankhilfe endet jeweils an der Geschossoberkante. Auf den 16 Etagen stehen nun über 200 Tröge, die Platz für 4600 Pflanzen von 100 unterschiedlichen Arten bieten.

Der stark exponierte Standort schränkt die Wahl der Gehölze und der Kletter­pflanzen ein – es wurden Arten bevorzugt, die sich vor allem in Steppen und Trockenwäldern der südlichen Hemisphäre heimisch fühlen. Dagegen wählte man für die beschatteten Bereiche, etwa bei der Unterpflanzung, überwiegend einheimische Arten aus. Ebenso wurde darauf geachtet, dass diese für Insekten besonders attraktiv sind. Der Bepflanzungscharakter weist deshalb eine standortgerechte Bepflanzung mit hoher Artenvielfalt auf.

Zur Bewässerung wird gefiltertes ­Wasser separat vom gebäudespezifischen Versorgungsnetz zur Verfügung gestellt. Das Prinzip dabei ist: Dank einem korres­pondierenden Wasseranstau werden die Pflanztröge regelmässig mit Feuchtigkeit versorgt, ohne dass sie überlaufen oder zwischendrin austrocknen.

-> Zum Hauptartikel «Weniger Hitze in der Stadt – Ein Paradigmenwechsel für den Städtebau»

Dieser Artikel ist erschienen im Sonderheft «Hitzeminderung».

Mehr zum Thema Hitzeminderung finden Sie unserem digitalen Dossier.

Projektdaten
Landschaftsarchitektur
raderschallpartner landschaftsarchitekten, Meilen

 

Architektur
hemmi fayet architekten, Zürich

 

Bauherrschaft
Stadtspital Zürich Triemli

 

Projektleitung
Amt für Hochbauten Stadt Zürich

 

Auftraggeber
Grün Stadt Zürich

 

Realisierung
Sommer 2021–Frühjahr 2022

 

Kosten
1.9 Mio. CHF