Go­ne wi­th the Wind

Kolumne

Publikationsdatum
29-12-2014
Revision
10-11-2015

Lang scheint sie her, die Zeit, in der ­nahezu überall geraucht wurde. Es befremdet, wenn in alten Filmen die Protagonisten um die Wette paffen und im Mundwinkel des Kommissars lässig eine Kippe hängt. Sich im überfüllten Pendlerzug eine anstecken? Früher Alltag, heute unvorstellbar. Und wer gerade eine Zigarette am Glimmen hatte und mal kurz aus­treten musste, konnte sie im Aschenbecher über dem Pissoir parken, um die Hände frei zu haben.

Die Zeiten ändern sich – für die ­Gesundheit ein Gewinn. Und auch für das Zusammenleben von Raucher­innen und Nichtrauchern, die sich früher ungefragt die Räume teilen mussten. Zum Beispiel ein Restaurant. Oder das Foyer der Oper. Auch das ist kein Verlust. 

Dennoch gibt es ein Opfer im Kampf gegen das Rauchen: die Fumoirs, die tatsächlich noch welche waren. Im Jugendstilhotel «Schatzalp» in Davos gab es für die Raucher dazumal ein elegantes Herrenzimmer, in den Zeppelinen bakelitverkleidete Raucherräume. Und heute? In den Flughäfen sitzen die Raucher in sterilen Glas­käfigen mit hochglänzenden weissen Möbeln: ausgestellte Süchtige im permanenten Durchzug der potenten Lüftungen. Wer sich noch zu rauchen getraut, lässt es ­angesichts dieser «Verrichtungs­kammern» sicher bald sein.

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