Bien­nale Ve­ne­dig 2023: Han­den op!

Pavillon der Niederlande

Date de publication
12-08-2023

«Plumbing the system»
Pavillon der Niederlande, Giardini

 

Kuratiert durch:

Het Nieuwe Instituut, Rotterdam, Aric Chen

Jan Jongert, Superuse Studios

Carlijn Kingma mit Thomas Bollen, Martijn Jeroen van der Linden


Genug von der Reduktion auf Diskussionen und das «Was wäre, wenn»: Im niederländischen Pavillon wird in diesem Jahr nicht nur geforscht, sondern auch Hand angelegt. Grundlage ist die Betrachtung von Architektur als eine formgebende Struktur, die energetische, wirtschaftliche, soziale und politische Strömungen umfängt und leitet. Folglich lassen sich diese durch aufmerksame Raumgestaltung steuern – es folgt die Probe aufs Exempel.

Grosse Rollgerüste, Holzplanken und Markierungen an den Wänden zeigen unmissverständlich, dass hier für die Versuche, bestehende Systeme hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit zu verbessern, der Pavillon selbst herhalten muss.

Während der gesamten Dauer der Biennale wird er einem Update im Umgang mit dem anfallenden Regenwasser unterzogen. Ein Rückhaltebecken soll eingefügt werden, um seine Verteilung und Nutzung im Gebäude und den zugehörigen Aussenanlagen zu verbessern. Das Aufzeigen der bürokratischen und baulichen Hindernisse, denen die Architekten dabei begegnen, ist Teil der Ausstellung. 

Mit seinem offenen Grundriss eignet sich der Pavillon, den Gerrit Rietveld zwischen 1953 und 1954 erbauen liess, für die Installation der unterschiedlichen Stationen. Zu den Arbeiten gehören nicht nur Schadensanalysen am Baukörper und seinem baulichen sowie landschaftsplanerischen Umfeld, sondern auch Fragestellungen zur Bedeutung von Wasser am Standort Venedig.

In einem Laborbereich steht Baumaterial zur Verfügung und in kleinen Schalen werden unterschiedliche Pflanzen und Erden auf ihre Eignung als Drainagen untersucht. Ein Schwerpunkt liegt auf unkomplizierten Handlungsanweisungen. All das ist so haptisch und zugänglich aufgebaut, dass keine Schwellenangst aufkommen kann. In diesem kleinen Rahmen wird beispielhaft vorgeführt, wie jede einzelne Person aktiv werden und Verantwortung übernehmen kann.

Gegenüber den räumlich und wirkungstechnisch begrenzten Umsetzungen darf der theoretische Überbau als Gegengewicht nicht fehlen. Hier findet er Ausdruck in Schwarz-Weiss-Zeichnungen der Serie «The waterworks of money», die Carlijn Kingma geschaffen hat. Sie bilden das System, mit dem sich das Geld in der Welt verteilt, als eine wundersame Fabrik ab. Die Regulation im Geldfluss, die hier zu Überschwemmungen und dort zu einer Dürre führt, scheint einer eigenen Logik zu folgen. Dass derartige Ungerechtigkeiten hausgemacht und veränderbar sind, ist an den mannigfaltigen Schrauben und Hebeln abzulesen, mit denen die Pipelines ausgestattet sind.

In einem Umfeld, in dem sich viele Länderpavillons den übergeordneten Themen und Konzepten verschrieben haben, ist eine wahrhaftige Baustelle wohltuend. Sie erinnert daran, dass das Handeln, nicht das Begrenzen, zu Neuerungen führt.

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