Mit dem Auf­sch­wung wird der Ar­beits­kräf­te­man­gel wie­der be­deu­tend

Die konjunkturelle Lage der Planungsbüros hellt sich laut der KOF-Konjunkturumfrage weiter auf. Bis April 2021 stieg die Zahl der Beschäftigten im Projektierungssektor erstmals wieder an. Daher taxieren wieder mehr Planungsbüros ihre Beschäftigtenzahl als zu niedrig.

Date de publication
12-05-2021

Die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) hat Ende April 2021 ihre vierteljährlich Konjunkturumfrage veröffentlicht, die Informationen über die aktuellen und künftigen Konjunkturtendenzen im Projektierungssektor liefert. Das Ergebnis ist ermutigend, denn zwischen Januar und April 2021 ist die Beschäftigungszahl im Projektierungssektor erneut angestiegen. Aufgrund dessen ist der Mangel an Arbeitskräften aktuell auch das meistgenannte Leistungshemmnis, das knapp ein Drittel der befragten Planungsbüros angeben.

Die Bausumme für öffentliche Bauprojekte sinkt

Ebenso haben sich die Ertragslage, die Nachfrage sowie die Summe der erbrachten Leistungen seit dem ersten Quartal dieses Jahres verbessert. Auch die Reichweite der Auftragsbestände hat sich im Vergleich zum ersten Quartal 2021 nochmals erhöht – um 0.5 Monate auf insgesamt 11.1 Monate.

Dennoch herrscht nicht nur eitel Sonnenschein: Seit Beginn dieses Jahres verringert sich die Bausumme für öffentliche Bauprojekte bei den Planungsbüros stark, während sie im Wohnbau und im industriell-gewerblichen Bau seit Mitte 2020 ungebrochen ansteigt. Und trotzdem; die Erwartungen über die Entwicklung der Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten sind optimistischer als noch im Januar 2021. Aktuell rechnen 10 % der befragten Planungsbüros mit einer Verbesserung, 82 % mit einer gleichbleibenden und 8 % mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage.

Die Erwartungen der Befragten bezüglich der Nachfrage, der Leistungserbringung und der Ertragslage in den kommenden drei Monaten haben sich seit Januar 2021 insgesamt weiter aufgehellt. Jedoch verharren diese Salden weiter deutlich unter den Niveaus, die im ersten Quartal 2020 noch zu beobachten waren. Der Preisdruck hat seit Januar 2021 etwas nachgelassen: 3 % der Planungsbüros erwarten eine Preissteigerung in den nächsten drei Monaten, während 86 % mit gleichbleibenden und 11 % mit sinkenden Preisen rechnen.

Architekturbüros – ungenügende Nachfrage und Arbeitskräftemangel

Die erwartete Geschäftslage der Architekturbüros ist in den nächsten sechs Monaten deutlich besser als noch zu Beginn dieses Jahres. Lediglich 8 % rechnen mit einer schlechteren Geschäftslage, während 14 % eine Verbesserung erwarten Die Erwartungen für die nächsten drei Monate im Hinblick auf die Nachfrage, die Ertragslage und die Leistungserbringung haben sich seit der letzten Befragung ebenfalls weiter aufgehellt, und der Preisdruck gibt leicht nach.

Die Reichweite der Auftragsbestände erhöhte sich gegenüber dem ersten Quartal 2021 nochmals um 0.6 Monate auf insgesamt 12.5 Monate, was zuletzt im ersten Quartal 2016 beobachtet wurde. Als Hemmnis für die Leistungserbringung nennt über ein Drittel der Befragten am häufigsten die ungenügende Nachfrage, jedoch beklagen auch 30 % der Befragten den Arbeitskräftemangel wieder häufiger.

Ein ähnliches Bild bei den Ingenieurbüros

Bei den Ingenieurbüros zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Der Mangel an Arbeitskräften wird aktuell von 33 % der Firmen und die ungenügende Nachfrage von 31 % der Firmen als Leistungshemmnis genannt. Dies impliziert eine Gewichtsverschiebung innerhalb der Hemmnisse, da zu Jahresbeginn die ungenügende Nachfrage noch das meistgenannte Leistungshemmnis der Ingenieurbüros war. Zu guter Letzt hat sich auch die erwartete Ertragslage der befragten Büros seit Jahresbeginn verschlechtert. Das, obwohl sich ihre Preiserwartungen im gleichen Zeitraum aufgehellt haben.

Doch die Ingenieurbüros bleiben zuversichtlich, denn sie haben die Erwartungen im Hinblick auf die Nachfrage und die Leistungserbringung in den nächsten drei Monaten nach oben revidiert. Ganz allgemein melden 54 % der Ingenieurbüros eine gute Geschäftslage, 39 % eine befriedigende und nur 6 % eine schlechte. Die Auftragsbestände haben seit der letzten Befragung nochmals an Reichweite zugelegt, sodass diese jetzt mit 10.1 Monaten auf dem Höchstwert seit dem Jahr 2016 liegt.

Corona-Krise versus Finanzkrise

Die Corona-Krise wird oft mit der Finanzkrise von 2008/2009 verglichen. Tatsächlich weisen sie aber deutliche Unterschiede auf, wie die KOF in einer Meldung von Ende April festhält. Die Erklärung: Die Ursache der Finanzkrise lag im Wirtschaftssystem selbst, während die Corona-Krise exogen durch eine weltweite Pandemie ausgelöst wurde.

Des Weiteren waren in der Finanzkrise andere Sektoren betroffen als in der aktuellen Krise. So war der Einbruch in der Industrie in der Finanzkrise deutlich stärker als in der Corona-Krise. Obwohl die Finanzkrise durch die Banken ausgelöst wurde, war der Einbruch des Sektors «wirtschaftliche Dienstleistungen», zu dem die Banken und Versicherungen zählen, gar nicht so gross. Die Wertschöpfung in diesem Sektor ging damals nur um gut 2 % zurück, während der Sektor Handel, Verkehr und Gastgewerbe auf einem Wachstumspfad blieb. In der Corona-Krise hingegen haben alle Branchen gelitten.

Beide Krisen weisen aber eine Gemeinsamkeit auf: Die Entwicklungskurve der Krise gilt, sofern die von fast allen Wirtschaftsforschungsinstituten prognostizierte Erholung eintritt, als V-förmig – ein steiler Absturz mit rascher Erholung. Weitere Szenarien, die diskutiert werden, können als U- (steiler Absturz mit Stabilisierung auf tiefem Niveau, dann Aufschwung), W- (steiler Absturz, mit kurzer Erholung, die schnell wieder endet und erst nach einem zweiten Absturz in einem Aufschwung mündet) oder L-förmig (steiler Absturz mit einer langen Phase der Stagnation auf niedrigem Niveau) beschrieben werden. Damit bleibt nur festzustellen: Wenn schon Wirtschaftskrise, dann wenigstens V-förmig.

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