Kon­junk­tu­relle Lage im Pro­jek­tie­rung­ssek­tor sta­bi­li­siert sich

Während das KOF-Konjunkturbarometer im Oktober 2020 erstmals nach einer kurzen Erholungsphase sinkt, ist der Projektierungssektor mit einem blauen Auge davongekommen. Denn seine Lage ist seit Juli 2020 nahezu stabil.

Date de publication
09-11-2020

Das sind gute Nachrichten für den Projektierungssektor: Gemäss den Ergebnissen der vierteljährlichen Umfrage der ETH-Konjunkturforschungsstelle (KOF) vom Oktober 2020 hat sich die Einschätzung der konjunkturellen Lage der Planungsbüros seit dem Juli 2020 nicht gross verändert. Rund 44% der Befragten beurteilen die Geschäftslage als gut, 48% als befriedigend und 8% als schlecht (Juli; 45% als gut, 46% befriedigend und rund 8% als schlecht).

Dem gegenüber steht das Resultat des KOF-Konjunkturbarometers – ebenfalls vom Oktober 2020. Es ist im Oktober erstmals wieder leicht gesunken. Die Konjunkturaussichten für die Schweiz seien angesichts der Pandemiesituation und der daraus voraussichtlich resultierenden Einschränkungen verhalten, schreibt die KOF in ihrer Medienmitteilung vom 30. Oktober 2020 dazu.

Gute Nachrichten für die einen, schlechte für die anderen

Das gesunkene Niveau des KOF-Konjunkturbarometers sei vor allem auf negative Entwicklungen der Indikatorenbündel des Wirtschaftsbereichs übrige Dienstleistungen, des Gastgewerbes und der Auslandsnachfrage zurückzuführen. Des Weiteren verzeichneten Indikatoren, die das verarbeitende Gewerbe beträfen – Elektro- und Metallindustrie sowie Nahrungs- und Genussmittelhersteller – ebenfalls einen Rückgang.

Der private Konsum und das Baugewerbe blieben hingegen zum Vormonat nahezu stabil, erläutert die KOF die aktuelle Lage in der Medienmitteilung. Auch die Credit Suisse kommt in ihrem Einkaufsmanagerindex (PMI) zu einem ähnlichen Resultat – die steigenden Corona-Ansteckungen wirken sich mehr auf den Dienstleistungssektor als auf die Industrie aus.

Und damit nicht genug: Daten zum Mobilitätsverhalten der Schweizerinnen und Schweizer zeigen, dass diese ihre Mobilität seit Mitte September wieder kontinuierlich verringern. Das dürfte bedeuten, dass der Drawdown in der Wirtschaft noch weiter geht.

Projektierungssektor trotzt dem aufziehendem Sturm

Von all dem ist der Projektierungssektor bis dato verschont geblieben. Im Gegenteil: Der Anteil der Unternehmen sinkt, die sich über eine ungenügende Nachfrage als Leistungshemmnis beklagen. In der Oktober-Umfrage geben dies rund 36% der Unternehmen an, im Juli haben sich noch rund 40% darüber beklagt. Rund 30% der Unternehmen geben an, keine Hemmnisse zur Leistungserbringung zu erfahren. Anfang des Jahres waren es nur rund 26%.

Die Erwartungen der Planungsbüros sind ebenfalls stabil oder hellen sich sogar leicht auf. 8% der befragten Büros rechnen mit einer Verbesserung in den nächsten sechs Monaten, 82% mit einer gleichbleibenden Lage und 10% mit einer Verschlechterung. Die Reichweite der Auftragsbestände liegt im dritten Quartal 2020 bei 10.1 Monaten (saisonbereinigt) und somit nur leicht tiefer als noch im zweiten Quartal (10.2 Monate).

Architekturbüros zurückhaltend zuversichtlich

Die Architekturbüros schätzen die konjunkturelle Lage im Oktober 2020 sehr ähnlich ein wie bereits im Juli und zeigen sich verhalten optimistisch. Zurzeit beurteilen 40% der Architekturbüros die aktuelle Geschäftslage als gut, 49% als befriedigend und 11% als schlecht. Die Erwartungen der Umfrageteilnehmenden hellen sich erneut auf.

Gleichzeitig hellen sich auch die Erwartungen hinsichtlich der Nachfrage und der Ertragslage in den nächsten drei Monaten weiter auf. Zudem steigt der Anteil der Architekturbüros, die sich über Hemmnis durch Arbeitskräftemangel beklagen, wieder an und liegt nun bei 23% (Juli: 20%). Die saisonbereinigte Reichweite der Auftragsbestände steigt weiter an und liegt im Oktober 2020 bei 11.4 Monaten (April: 10.8 Monate).

Fast die Hälfte der Ingenieurbüros beurteilen die Geschäftslage als gut

Die Einschätzung der konjunkturellen Lage durch die Ingenieurbüros hat sich seit der Julibefragung ebenfalls nicht stark verändert – sie zeigen sich im Oktober verhalten optimistisch. In der jüngsten Befragung beurteilen 48% der Unternehmen die Geschäftslage als gut, 46% als befriedigend und 6% als schlecht.

Über 85% der Unternehmen rechnen damit, dass sich die Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten nicht verändern wird, 11% rechnen mit einer Verschlechterung und nur 4% mit einer Verbesserung. Zudem sinkt die Reichweite der Auftragsbestände minimal von 9.4 Monaten auf 9.3 Monate (saisonbereinigt).

Weitere Korrekturen der Finanzmärkte wahrscheinlich

Die wirtschaftliche Lage wird noch auf unbestimmte Zeit volatil bleiben. Und zwar genauso lange wie die Pandemie dauert – oder eine Impfung und/oder wirksame Medikamente zur Verfügung stehen – und sich Wirtschaft und Gesellschaft immer wieder einschränken müssen. Auch die Finanzmärkte werden diese Unsicherheit spüren und müssen mit weiteren Korrekturen rechnen.

Besonders bitter ist, dass die zweite Corona-Welle die im Sommer viel bejubelte Konjunkturerholung bremsen wird. Dennoch, die zweite Welle kommt nicht überraschend und auch nicht aus dem Hinterhalt. Stimmen der Vernunft haben immer wieder in Erinnerung gerufen, dass sich die Pandemie nicht in Luft aufgelöst hat. Das heisst, Wirtschaft, Gesellschaft und Finanzmärkte werden sich den Gegebenheiten fügen müssen und so lapidar es klingen mag, auf bessere Zeiten hoffen.

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