«Nor­men kön­nen zu Läh­mung füh­ren»

Studium an der ETH, Büro in Deutschland

In einer kleinen Serie präsentieren wir junge deutsche Architekturbüros mit Verbindung zur ETH Zürich. Basista Jansen Architekten lassen sich von den Bauformen und Elementen des jeweiligen Orts inspirieren.

Date de publication
02-11-2020

Das Büro Basista Jansen wurde 2016 in Hamburg gegründet. Maike Basista hat ihr Studium an der RWTH Aachen mit Gastsemester an der ETH Zürich absolviert und unter anderem im Zürcher Büro von Meili Peter Architekten gearbeitet.

Johann Jacob Jansen hat an der RWTH Aachen und der ETHZ studiert und 2012 bei Adam Caruso diplomiert. Im Anschluss war er Assistent und Doktorand bei Uta Hassler am Institut für Denkmalpflege und Bauforschung und promovierte zum Thema «Wie man auf dem Land baut – Der Schweizer Holzstil im 19. Jahrhundert». Die ersten Projekte des Büros stehen in enger Verbindung zu ihrer Umgebung und deren Bausubstanz.

Basista Jansen Architekten möchten mit ihren Projekten eine Beziehung zum jeweiligen Ort aufbauen; sei es durch das Aufnehmen örtlicher Bauformen oder durch den Bezug zu einfachen Bautechniken.

TEC21: Was sehen Sie als grösste Chance in Ihrer Stadt, Ihrer Region?

Basista Jansen: Wir wollen bauen. In Hamburg bot sich durch Familie und Freunde die Möglichkeit, erste Projekte realisieren zu können. Den Beruf des Architekten sehen wir in erster Linie als einen regionalen, bei dem eine Vertrautheit mit dem Ort notwendig ist. Deutschland bietet uns durch seine Geschichte, insbesondere mit dem hochwertigen Bestand, aber auch mit den kriegsbedingten, zerrissenen Stadtbildern und durch seinen Bedarf nach neuem Wohnraum und öffentlicher Infrastruktur eine herausfordernde Tätigkeit.

Unser erstes Haus, der Neubau eines Einfamilienhauses in Steinhorst, teilt sich seinen Garten mit einem wertvollen Bestand, den es zu achten gilt. Das Haus in Lübeck ist weder alt noch neu, ein Versuch, Architektur als etwas Zeitloses zu verstehen. Das Bauen in der neuen Stadt fordert Architektur, die einen Ort generiert. Dies zu erfüllen versuchten wir im Wettbewerb Freiham durch ein robustes, präsentes und grosszügiges Haus.


TEC21: Wo ist der Bezug zur ETH oder zur Schweiz in Ihrer Arbeit spürbar?

Basista Jansen: Die Schweiz hat uns stark geprägt, haben wir doch einen grossen Teil der Ausbildung bzw. des Arbeitslebens dort verbracht. Wir sind dankbar, dass wir so starke Lehrer hatten wie Uta Hassler, Adam Caruso, Marcel Meili und Markus Peter, die uns lehrten, Architektur als Wissensschatz zu verstehen, den es in seiner Gesamtheit zu lesen, zu verstehen und weiterzuführen gilt. Das bestimmt unser Denken und Handeln. Die ETH Zürich hat einen grossen Pool an wirklich guten Freunden und Architekten zusammengeführt, der uns auf unserem Weg begleitet.


TEC21: Was sind aktuelle Inspirationen Ihrer Arbeit?

Basista Jansen: Aktuelle Architektur und Baukultur in Deutschland inspirieren sehr wenig, wir neigen eher dazu, das Gegenteil zu tun. Die Bautechnik sowie die Komplexität der Konstruktionen versuchen wir zu reduzieren und auf einem sinnvollen Niveau zu halten.

Was ist die einfachste Konstruktion, wie können wir auf Schichten verzichten? Tradierte Lösungen sind häufig die Antwort, das Arbeiten mit reversiblen Techniken geht mit einem Materialbewusstsein einher und entspricht unserem Verständnis von Nachhaltigkeit.

Der Versuch, Architektur durch Normen und Richtlinien zu unterstützen, ist wichtig, kann aber auch zu Angst und Lähmung bei Architekten und Handwerkern führen. Persönlichkeit und Schönheit gehen verloren. Das kann nur überwunden werden, indem wir Risiken tragen und Verantwortung übernehmen. Das ist unsere Herausforderung.

In unserer Online-Serie «Debüt» präsentieren wir die Werke junger Architekturbüros. Dieser Beitrag ist Teil einer Reihe, die den Schwerpunkt auf Architektinnen und Architekten mit Bezug zur Schweiz setzt, die ihr Büro in Deutschland gründeten.

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