Blo­ckrand ergän­zen

Studienauftrag Hunzikerei Wohnen & Arbeiten Züri 4

Oester Pfenninger Architekten gewinnen den Studienauftrag Hunzikerei im Zürcher Kreis 4. Mit ihrem Projekt für Gewerbe- und Wohnbauten zeigen sie auf, wie in einer Quartierhaltungszone der Blockrand zeitgemäss ergänzt werden kann.

Date de publication
05-06-2019

Zwischen Bäckeranlage und Pflanzschulwiese liegt der Firmensitz der Armin Hunziker AG, ein Betrieb, der seit Generationen im Malergewerbe tätig ist. Die traditionsreiche Firma wurde 1933 gegründet und zog rund fünfzehn Jahre später an die Kanzleistrasse. Im Laufe der Firmengeschichte wurden von den drei Unternehmergenerationen immer wieder verschiedene Liegenschaften an der Kanzlei-, Anwand-, Feld- und Pflanzschulstrasse erworben. Die Häuser und zweigeschossige Gewerbebauten umfassen mittlerweile den halben Block und gehören der AHZ Immobilien AG, die Teil der Familienholding der Gebrüder Marc und Eric Hunziker ist. Für die kurz bis mittelfristige Zukunft der Häuser drängen sich trotz ständiger Unterhaltsarbeiten Erneuerungen auf, da organisatorisch und strukturell wie auch im haustechnischen Bereich erhebliche Defizite bestehen. Die Bauherrschaft führte für diese anspruchsvolle Entwurfsaufgabe einen zweistufigen Studienauftrag durch. Aus 60 Bewerbungen wurden fünf Architektenteams ausgewählt, um für die zukünftige Hunzikerei flexible Grundrissstrukturen für den Gewerbebereich, innovative Konzepte und Grundrisse für die Wohngeschosse und über alles intelligente, flexible Konstruktionssysteme vorzuschlagen.

Kongruente Zusammenführung

Beim Siegerprojekt von Oester Pfenninger Architekten bildet eine einfache reduzierte Tragstruktur zusammen mit einer möglichst vorfabrizierten Bauweise die Grundlage für einen interessanten Entwurfsansatz. Im Erdgeschoss liegen die beliebig unterteilbaren Gewerbeflächen, die sowohl über den Hof als auch von der Strasse mit grossen öffenbaren Glasfaltwänden erschlossen werden. Die Wohnungen in den Obergeschossen werden über drei offene Treppenanlagen erreicht, was die Jury jedoch nicht überzeugte und entsprechend überarbeitet werden müssen. Die Wohnungen wiederum überzeugen durch ihre einfache Grundstruktur, die auf der Rationalität des Gewerbehauses basieren. Der loftartige Zuschnitt, die vielseitige Möblierbarkeit, und die Nasszelle mit den beiden Türen lassen sehr unterschiedliche Nutzungen zu. Aus der Logik der Konstruktion wird die Fassade und deren Materialisierung abgeleitet. Der zeitgemässe architektonische Ausdruck ergibt sich aus den vorfabrizierten Betonelementen zusammen mit den aus der Tragstruktur abgeleiteten grossfromatigen Fensteröffnungen. Gestärkt wird der gesamte Projektansatz mit einer nachhaltigen Haustechnik, die es erlaubt, das Gebäude ausschliesslich mit erneuerbarer Energie zu heizen.

Zu wenig Identität oder Flexibilität

Die anderen Projektvorschläge beziehen sich sehr stark auf das Quartier, respektive auf die Vorgaben der Quartiererhaltungszone. Adrian Streich sucht mittels Sichtbacksteinfassaden den Bezug zum Quartier auf der Ebene des Material, verpasst aber die Chance dem Ort und der Armin Hunziker AG ein aufgefrischtes Gesicht zu geben. Zitta Cotti knüpft bei den quartiertypischen Gebäudetypologien an, mit der Wiederaufnahme der Wohnungsgrundrisse der Gründerzeit lässt sie die Möglichkeit aus, dem Neubau eine eigene Identität zu schenken. Auch der Vorschlag von Merkli Degen Architekten trägt dem Aspekt der Quartiererhaltungszone Rechnung, verbaut sich aber mit starren Wohnungs-grundrissstrukturen langfristige Flexibilität. Hauenstein La Roche Schedler schlagen einen Holzskelettbau auf einem massiven Untergeschoss vor, mit Brettschichtholz-Stützen und Brettsperrholz-Decken. Der eigenständige Fassadenausdruck mit bedruckten Tafeln als Referenz an die historische Umgebung vermag die Jury jedoch nicht zu überzeugen.

Vorwärtsgerichtet weiterbauen

Der Studienauftrag mit dem prämierten Siegerprojekt zeigt auf, dass ein Blockrand in der Quartiererhaltungszone vorwärtsgerichtet weitergebaut werden kann. Dem allgegenwärtigen Verdichtungsdruck in der Stadt Zürich wird durch das Ergänzen des Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebs mit zeitgemässen Stadtwohnungen plausibel nachgekommen. Gleichzeitig wird auf unaufgeregte Art und Weise die so oft gesuchte Nutzungsdurchmischung im Stadtquartier erreicht.

Weitere Pläne und Bilder finden Sie in der Rubrik Wettbewerbe.

 

Zur Weiterbearbeitung empfohlen

Oester Pfenninger Architekten: Oester Pfenninger Architekten, Zürich; Büro Thomas Boyle+Partner, Zürich; Sustainable System Solutions, Dübendorf

Weitere Teams

Adrian Streich Architekten: Adrian Streich Architekten, Zürich
Merkli Degen Architekten: Merkli Degen Architekten, Zürich; Indievisual, Zürich; STB Schnyder+Tobler, Zürich;
Hauenstein La Roche Schedler Architekten: Hauenstein La Roche Schedler Architekten, Zürich; Timbatec, Zürich
Zita Cotti Architekten: Zita Cotti Architekten, Zürich

FachJury

Anita Emele, Architektin Amt für Städtebau, Zürich; Vera Gloor, Architektin, Zürich; Patrick Gmür, Architekt, Zürich; Claude Reinhardt, Architekt, Zürich

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