Und tä­glich stellt sich die Wet­ter­frage

«Wetter. Sonne, Blitz und Wolkenbruch» – Ausstellung im Landesmuseum Zürich

Date de publication
22-03-2017
Revision
23-03-2017

Wie wird das Wetter? Im amerikanischen Städtchen Punxsutawney wird jeweils Anfang Februar ein Murmeltier geweckt, weil es das lang ersehnte Ende des Winters voraussagen soll. Dieses Jahr hat das verschlafene Wettertier genau zum 130. Mal Auskunft gegeben. Seine Antwort war: «Das Frühjahr beginnt erst Mitte März.» Ob diese Prognose eingetroffen ist, hat ebenso wie im Kinofilm «Und täglich grüsst das Murmeltier» kaum jemanden interessiert.

Hierzulande könnte man entweder die Wetterschmöcker im Muotatal oder Kirschblüten rund um Liestal befragen, wie sich das Wetter mittelfristig entwickeln wird. Die Baselbieter Kernobstbäume dürften von diesen drei Varianten die besten Vorhersagen liefern. Zwar hat sich der Blütezeitpunkt in den letzten 100 Jahren, parallel zum Anstieg der inländischen Durchschnittstemperaturen, von Anfang Mai auf Mitte März verschoben. Dennoch ist es vermessen, anhand des aktuellen Blütenstands eine genaue Prognose zum Jahreswetter zu wagen. Ob in den USA, der Innerschweiz oder anderswo: Wetterprophezeiungen sind populär, obwohl die postindustrielle Gesellschaft eigentlich wetterunabhängig funktioniert. Die Wetterfrage wird jeden Tag von Neuem gestellt; auch das Smartphone liefert unzählige Applikationen dazu.

«Warum nur stimmen die Prognosen nicht?», ist das sich ebenfalls wiederholende Alltagsrätsel. Offizielle und private, sich durchaus heftig konkurrierende Wetterdienste vertrauen auf Hightech und verzichten darauf, die Natur zu beobachten: Anstelle den Boden abzuhören oder Baumrinde abzutasten, werden hoch fliegende Satelliten, hochalpine Radaranlagen für die Datensammlung eingesetzt (vgl. «Radarstation Plaine Morte – Bauen im Grenzbereich», TEC21 48/2014). Mithilfe komplexester Algorithmen und leistungsfähiger Supercomputer lassen sich daraus Vorhersagen im Minutentakt berechnen und modellieren. Meistens treffen diese die Realität verblüffend genau. Von zehn Prognosen, die das Wetter über fünf Tage betreffen, sind nicht einmal zwei falsch. Allerdings versagen die Meteorologen immer dann, wenn es wirklich zählt – und Hochzeit, Aufrichte oder Ernte ins Wasser fallen. Der hohen Präzision von Wetterdaten zum Trotz: Die Angaben sind durch nie auszuschliessende Vorbehalte und Unsicherheiten geprägt und ebenso mit der subjektiven Wahrnehmung des Laienpublikums konfrontiert.

Unsicherheiten werden kaum thematisiert

«Wie gehen Meteorologen mit der Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit um?» Auch mit dieser Frage im Kopf haben wir die Ausstellung «Wetter» im Landesmuseum besucht. Sonne, Regen und das Klima sind mittlerweile omnipräsent und gehören schon fast zum medialen Kerngeschäft. Doch Einblicke und Aufklärung in ein derart spannendes und angesichts der Erwärmung der Troposphäre auch brisantes Thema tun Not. Die auf Monitoren aufbereiteten Simulationen lassen zwar staunen; aber helfen wenig, die thermischen, hydrologischen und anderen klimatischen Einflüsse besser als nach den Hauptnachrichten zu erfassen. Es werden auch typische Wolkenbilder und Wetterlagen mit Föhn oder Bise gezeigt; warum sich der lästige Nebel an gewissen Tagen auflöst, meistens jedoch nicht, wird leider nicht erklärt. Bedauerlicherweise scheut sich die Ausstellung davor, einzelne Phänomene zu vertiefen, sodass der Eindruck bleibt, das Wetter sei eine Disziplin für Experten. Auch der Umgang mit Unsicherheiten wird dürftig thematisiert.

Ein Wetterleuchten für meteorologische Amateure und Laien erzeugten jedoch folgende Installationen: die eingangs erwähnte, wetterfühlige Kirschblüte, abgebildet in einer Klimachronik; Aufzeichnungen von mittelalterlichen Gelehrten, die für die moderne Klimamodellierung äusserst hilfreich sind, sowie eine Ton-Bild-Installation, bei der Blitz, Donner und garstiges Wetter im Trockenen sitzend beobachtet werden kann.

«Wie ist die Ausstellung?» Wie beim Wetter sollte sich jeder selbst ein Bild machen. Auf alle Fälle regt sie mehr an als ein Meteo-App, und man erfährt deutlich mehr über Sonne, Wind und Regen, als dies von den Nachrichtenshows geboten werden kann. Ein Abstecher in diese Nebenausstellung ist daher allen Landesmuseums-Besuchern zu empfehlen.

Die Ausstellung im Landesmuseum Zürich ist noch bis 15. Mai 2017 zu sehen.

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