So­li­de Ent­wick­lun­gen im Pro­jek­tie­rungs­sek­tor

Konjunktur- und Geschäftslage im Projektierungssektor III/2016

Trotz Brexit bleibt die Geschäftslage in der Schweiz vorderhand stabil. Gemäss der ETH-Konjunkturforschungsstelle (KOF) hat die neue Situation auf Schweizer Unternehmen bisher keinen wesentlichen Einfluss. 

Publikationsdatum
25-08-2016
Revision
26-08-2016

Auch im Projektierungssektor ist die Stimmung nach wie vor gut. Der Bauboom klingt insgesamt zwar weiter ab; dennoch bleibt der Schweizer Immobilienmarkt laut dem Immobilienblasen­index der UBS vorläufig noch in der Risikozone. Für den Rückgang der Risiken machen die UBS-Ökonomen zwei Faktoren verantwortlich: Erstens stagnierten die Eigenheimpreise, was zusammen mit der Inflation einem realen Rückgang um 0.6 % entspricht. Zweitens schwächte sich die Dynamik des Hypothekarwachstums ab.

Die Verschuldung der privaten Haushalten stieg gegenüber dem Vorjahr nur noch um 2.7 % – so langsam wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr. Gleichzeitig sind die Hypotheken in den letzten Monaten laufend gesunken. So kostet laut Experten der UBS eine langfristige Hypothek derzeit rund 30 % weniger als noch vor drei Jahren. Immobilieninvestitionen bleiben damit also nach wie vor gefragt: In der ersten Jahreshälfte wurden Baubewilligungen für knapp 30 000 Wohnungen erteilt, was einem Anstieg von rund 8 % gegenüber der Vorjahresperiode entspricht. 

Baufreudige Schweiz

Auch im internationalen Vergleich darf die Schweiz als baufreudig gelten: Die Bauausgaben erreichten im vergangenen Jahr 10.5 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Spanien und Irland, die nach der Finanzkrise auch Immobiliencrashs erlebten, erreichten Bauausgaben von lediglich 7.3 bzw. 6 %. Spitzenreiter war Finnland mit 13.9 %. Die Schweiz hat allerdings auch weitaus prosperierendere Baukonjunkturphasen erlebt: In der Hochkonjunktur Mitte der 1970er-Jahre machten die Bauausgaben stolze 19 % des BIP aus. 

Stabiler Geschäftsgang im Projektierungssektor

Die Geschäftslage im Projektierungssektor bleibt laut der neuesten Quartalsumfrage der KOF stabil: Die befragten Büros haben ihre Einschätzung der Geschäftslage im Vergleich zum April 2016 kaum revidiert. Seit über einem Jahr ist die wirtschaftliche Lage somit erfreulich robust. Auch die Aussichten für das nächste halbe Jahr verändern sich nur unwesentlich: 8 % der Umfrageteilnehmer erwarten eine Verbes­serung, während 10 % mit einer ­Verschlechterung rechnen.

Die Auftragssituation erholt sich langsam, 18 % der Umfrageteilnehmer melden steigende Auftragsbestände, im vierten Quartal 2015 waren es nur 15 %. Die neu eingehenden Aufträge betreffen alle Bausektoren, aber insbesondere die Bausummen im Wohnbau entwickeln sich stark. Zurzeit entspannt sich zudem die Wett­bewerbsposi­tion: Ertragslage wie auch Honorar­ansätze werden positiver bewertet als im Vorquartal. 

Architekten profitieren von Wohnungsbau

Nach wie vor ist die Entwicklung der Geschäftslage der Architekturbüros stabil, obwohl sich die Aussichten auf die nächsten Monate etwas ein­trüben. Positiv wird dagegen die Nachfrage für die nächsten drei ­Monate eingeschätzt. Die zusätz­lichen Aufträge fallen vor allem im Wohnbau an. Dagegen sind die Bausummen im industriell-gewerblichen Bau recht deutlich gesunken: Ein Viertel der befragten Büros berichtet von sinkenden Bausummen in dieser Sparte; nur 15 % spüren steigende Bausummen. Des Weiteren sind auch jene des öffentlichen Baus aktuell rückläufig. 

Stabile Situation bei den Ingenieuren

Bereits seit Mitte 2015 bewegt sich die Geschäftslage der Ingenieur­büros seitwärts: Die Aussichten bezüglich der Nachfrage und der Leistungserbringung sind verhalten. Weiterhin scheinen die Unternehmen mit finanziellen Hemmnissen zu kämpfen; so geben 16 % der befragten Büros finanzielle Restrik­tionen als hemmenden Faktor an.

Jedoch gibt die Beurteilung von Nachfrage, Auftragsbestand sowie Ertragslage in den vergangenen drei ­Monaten Anlass zu Optimismus. Ausserdem steigen die Bausummen stark. Im vierten Quartal 2015 meldeten 24 % der Umfrageteilnehmer sinkende Bausummen, momentan sind es nur noch 15 %.

Gleichzeitig ist der Anteil der Ingenieurbüros mit einer positiven Einschätzung von 8 % auf 14 % gestiegen. Im Gegensatz zu den Architekturbüros trägt dazu besonders der öffentliche Bau bei. Ein immer grösserer Anteil der ­Bausummen entfällt auf Umbau- und Ausbauarbeiten. Mittlerweile liegt ihr Anteil mit 31 % bei nahe­zu einem Drittel, vor einem Jahr waren es erst 27 %.

Die Konjunkturumfrage der ETH-Konjunkturforschungsstelle (KOF) für den Projektierungssektor ist eine Befragung von freiwillig teilnehmenden Schweizer Architektur- und Ingenieurbüros. Die Fragebögen bestehen aus Einschätzungen hinsichtlich der jüngst vergangenen, gegenwärtigen und künftigen Geschäftsaktivitäten. 

Wer an der Umfrage teilnehmen möchte, kann den Fragebogen online unter http://survey.kof.ethz.ch beantworten. Sie können die Onlineumfrage unverbindlich testen.

Weitere Infos: www.kof.ethz.ch

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