Sinn­vol­le In­nen­ent­wick­lung

Kommentar von Stadtplaner Mark Werren über die Entwicklung der Stadt Bern.

Publikationsdatum
14-01-2022
Mark Werren
Dipl. Architekt ETH SIA FSU; Partner im Architekturbüro, Stadtplaner Stadt Bern

Die Stadt Bern hat weit mehr Arbeitsplätze als Wohnende. Die resultierenden starken Pendlerströme belasten die Stadt. Um dieses ungünstige Verhältnis von Wohnen zu Arbeiten zu verbessern, ist sie bestrebt, möglichst viel neuen Wohnraum zu schaffen. Die Umnutzung von leer stehenden Büro- zu Wohngebäuden wird so zu einer willkommenen Stossrichtung der Siedlungsentwicklung nach innen. Sie ist sowohl raumplanerisch als auch wohnpolitisch sinnvoll. Planungsrechtlich ist die Stadt Bern dafür gut aufgestellt: Die Bauordnung erlaubt in Dienstleistungszonen 50 % Wohnnutzung, unter bestimmten Voraussetzungen gar 100 %.

Es ist also nicht in jedem Fall eine aufwendige Anpassung der baurechtlichen Grundordnung notwendig. Die Erneuerung und Konzentration von Arbeitsplätzen privater Unternehmen und öffentlicher Institutionen generiert zunehmend Leerstände und damit verfügbare Flächen.

Lesen Sie auch: 
Die Rückeroberung der Stadt als Wohnort

Die ungebremste Nachfrage nach Wohnraum, auch nach unkonventionellen Wohntypen, macht die Umnutzung zu Wohnraum attraktiv. So sind 2020 in der Stadt Bern 234 Wohneinheiten durch Umbau aus anderer Nutzung entstanden. Sie machten mehr als ein Drittel der in diesem Jahr neu entstandenen Wohnungen aus. 2016 und 2017 waren es erst rund 50 Wohneinheiten. Derzeit wird ein ehemals als Forschungs- und Verwaltungsgebäude genutztes Hochhaus an der Ostermundigenstrasse zu einem Wohngebäude umgebaut. Jüngst zu neuem Leben erweckt wurde die Schönburg, der ehemalige Hauptsitz der Post. Auch ältere Beispiele, wie etwa die 2010 abgeschlossene Umnutzung eines grossen Büro­komplexes aus den 1960er-­Jahren an der Könizstrasse zu einem Pflege­zentrum und Alterswohnen, bestätigen das Potenzial.

Ich unterstütze diese Entwicklung. Die Branche verfügt zunehmend über Erfahrung im Umgang mit der Weiterentwicklung bestehender Bau­substanz und -struktur und leistet damit einen sinnvollen Beitrag zur Stadt­entwicklung.

Magazine

Verwandte Beiträge