SIA: Sou­ve­rän prä­sen­tie­ren

Architekten und Ingenieure gewinnen Bauherren weniger durch perfekte Visualisierungen als vielmehr durch einen überzeugenden Auftritt und gute Argumente – ein Form-Kurs zur Kunst des Präsentierens.

Publikationsdatum
09-10-2014
Revision
05-11-2015

«PowerPoint is evil!», brachte es der amerikanische Informationswissenschaftler Edward Tufte schon 2004 knapp und direkt auf den Punkt: PowerPoint ist böse – warum das? Die beliebte, aus dem heutigen Business nicht mehr wegzudenkende Präsentationssoftware, so Tuftes These, konterkariert effiziente und präzise Kommunikation, anstatt sie zu unterstützen – besonders dann, wenn sich der oder die Präsentierende blind auf die Möglichkeiten des Mediums verlässt. 

Doch ganz unabhängig davon, ob Architekten und Ingenieure nun mit PowerPoint, PDF-Dokumenten oder anderen Mitteln visualisieren, geht es bei Projektpräsentationen gegenüber Bauherren, Ämtern oder Bürgerversammlungen im Kern immer um zwei Dinge: Zum einen will man die eigenen Ideen und Pläne erläutern, die Zuhörer mit guten Argumenten davon überzeugen und dabei ihre Bedenken zerstreuen. Zum anderen – und das ist oft die einzige Chance, das erstgenannte Ziel zu erreichen – geht es darum, beim Gegenüber Vertrauen und Sympathie zu wecken. Präsentationen und Bauherrengespräche sind der entscheidende Augenblick: Springt jetzt der Funke über, ist meist die grösste Hürde genommen. 

Der Redner im Mittelpunkt 

An der Präsentation selbst sollte also nichts die Präsenz des oder der Vortragenden schmälern. Zu den Vorbereitungen zählt, den Vortrag im Büro vor einem Testpublikum zu üben – schon um zu prüfen, ob er im gesetzten Zeitrahmen bleibt. 

Eine gute Präsentation unterstreicht die Ausführungen des Referenten, lenkt aber nicht von ihm ab. Klingt einleuchtend, führt aber geradewegs in den Kern des Dilemmas: Denn massvoll eingesetzt, verstärken gut gewählte Bilder durchaus die Wirkung einer Präsentation; das belegt auch die Lernforschung. Auf der anderen Seite konkurriert jedes zusätzliche Bild mit der Aufmerksamkeit für den Vortragenden. Im ungünstigen Fall degradiert dieser sich zum blossen Foliendrücker, der, halb vom Publikum abgewandt, ganz mit seinen PowerPoint-Charts beschäftigt ist. Fazit: Das Präsentationsmedium soll den Vortrag begleiten, nicht der Vortragende das Medium. 

Für den Erfolg einer Präsentation sind eine Reihe weiterer Faktoren von Bedeutung: Die Körpersprache des Vortragenden, seine akustische Verständlichkeit, Tageszeit und Beschaffenheit des Raums – und nicht zuletzt, dass jemand in der Lage ist, ein Thema strukturiert zu vermitteln und eine Problemlösung als Folge kausaler Abwägungen zu vermitteln. Die Antwort auf die Frage «Warum haben wir eine Aufgabe so gelöst und nicht anders » sollte dabei den roten Faden bilden. 

Zweifellos gibt es Menschen, denen das Präsentieren in die Wiege gelegt ist. Aber mit etwas Übung kann jeder seine Überzeugungskraft in Gesprächen und Vorträgen verbessern. Wichtigste Basis dafür ist ein klares Konzept und eine anlassbezogene Vorbereitung: In welcher Runde werde ich präsentieren, was soll thematisch im Mittelpunkt stehen, und wie lautet mein Vortragsziel? Was wird meine Gesprächspartner besonders interessieren, und an welchen Punkten muss ich mit Gegenwind rechnen? Wie viel Zeit schliesslich sollte für das anschliessende Gespräch bleiben  

Fast immer ist das Gespräch von Angesicht zu Angesicht der Königsweg der Kommunikation – weil es unmittelbar mit der Reaktion, den Fragen und Einwänden des Gegenübers konfrontiert und die Möglichkeit gibt, sie direkt aufzugreifen. Je kleiner die Runde, desto offener kann über ungelöste Fragen gesprochen werden. Dabei kommt es neben guten Argumenten auch auf Fingerspitzengefühl und Zuhörerqualitäten an. 

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