SIA: Quer­schnitt­wis­sen ist ge­fragt

In Kooperation mit dem SIA entwickelt, beginnt an der Hochschule Luzern im Herbst zum siebten Mal der Masterstudiengang «Energieingenieur Gebäude». Wie hat sich der Studiengang, wie haben sich seine Absolventen seither bewährt?

Publikationsdatum
04-06-2015
Revision
05-11-2015
Luca Pirovino
Dipl. Kultur-Ing. ETH/SIA, MAS Energie-Ing., Verantwortlicher Themenfeld Energie und Berufsgruppe Technik (BGT)

Themen wie Energiewende und intelligente Gebäudetechnik sind in aller Munde. Der Bedarf an professionell ausgebildeten Fachkräften ist hoch. die Hochschule Luzern bietet in Zusammenarbeit mit dem Bund, dem SIA sowie weiteren Verbänden das Programm Passerelle zum «Energieingenieur Gebäude» als Master of Advanced Studies (MAS) an.

Wenn im Herbst der nächste Kurs startet, wird das schon der siebte Durchgang sein. 20 bis 25 Quereinsteiger absolvieren nach Aussage von Studienleiter Heinrich Manz jährlich den Stu­diengang – meist sind es Personen mit einem Hochschulabschluss in einem technisch-naturwissenschaftlichen Fach. Der Master ist berufsbegleitend, d. h., die Absolventen arbeiten an drei Tagen je Woche bei einem Planungsunternehmen, an zwei Tagen studieren sie. «Der Bedarf von Seiten der Wirtschaft ist gross. Gerade Leute, die technisch-naturwissenschaftliche Erfahrungen mitbringen und diese mit dem MAS kombinieren, haben beste Chancen, als Energieexperten erfolgreich Fuss zu fassen», erklärt Studienleiter Heinrich Manz.

Und wie bewähren sich die Absolventen der zurückliegenden Jahrgänge in der Praxis? Roland Grab, Abteilungsleiter «Projektentwicklung Energie und Nachhaltigkeit» der Firma Hans Abicht in Zug, schwärmt von der «neuen Berufsgattung». Vor sieben Jahren hatte er im Rahmen einer unternehmerischen Neuausrichtung die Möglichkeit, die neue Abteilung zu gründen. Inzwischen beschäftigt er fünf Energie­ingenieure, die er während ihres Studiums fast alle selbst betreut hat. Wichtig ist ihm die Zusammensetzung des Teams, denn je nach Erstausbildung bringen die Inge­nieure einen unterschiedlichen Wissensrucksack mit.

Der Energie­ingenieur sei dann am effizientesten und auch am zufriedensten, wenn er in seiner Arbeit all sein Wissen einsetzen kann. «Ein ehemaliger ­Maschineningenieur wird sich eher um komplexe Energiekonzepte kümmern, ein Architekt um die Gebäudehülle und Naturwissenschaftler um Nachhaltigkeitskonzepte. Die Stärke des Energieingenieurs kommt da zum Tragen, wo er Aufgaben übernimmt, die von den klassischen Disziplinen und Planungsteams kaum gleichwertig geleistet werden können», erklärt Roland Grab.

Wichtig sei es, bei den Auftraggebern ein Bewusstsein für die transdisziplinäre Herangehensweise zu wecken; noch zu oft werde nach altem Schema geplant. Bei der Arealentwicklung Mattenhof-Sternmatt in Kriens war es dank Roland Grabs Engagement möglich, den Bauherrn von der Notwendigkeit eines arealübergreifenden Energie- konzepts zu überzeugen. Erarbeitet hat es Patrick Ernst, Passerellen-­Student des ersten Jahrgangs. Die Gesamtprojektleitung lag hier nicht wie üblich beim Architekten, sondern beim Energieingenieur. Insgesamt koordiniert Ernst zwei Architekten und 15 Gebäude. Er ist für den Bereich Energie und Nachhaltigkeit verantwortlich sowie für die energiebezogene Infrastrukturplanung bis auf Gebäudeebene.

Ein anderer MAS-Absolvent ist Daniel Kaufmann. Der Maschineningenieur und ICT-Spezialist ist für das Projekt Energieverbund Zug zuständig. «Mit Wärmebedarfs­analyse im Geoinformationssystem konnten wir aufzeigen, wo die grossen Energieverbraucher liegen, und so die Etappierung des Energieverbunds optimal planen. Das ist ein typisches Projekt, bei dem das Wissen eines Energieingenieurs unerlässlich ist», sagt Kaufmann.

Auch Daniel Marti, Präsident von Alenii, dem Netzwerk der Energieingenieure, macht sich für das neue Berufsbild stark: «Es muss zu einer Selbstverständlichkeit werden, dass man bei komplexen Projekten zuerst einen Energieingenieur beizieht.» Sowohl bei den Auftraggebern als auch bei den Planungsfirmen sei ein Umdenken nötig. Ein Umdenken erwarte er auch von den Firmen, die beim Passerelle-Programm mitwirken. Der Mehrwert, den ein Energieingenieur einer Firma bringen könne, sei enorm. Seine breite Expertise stärke auch die Position seines Arbeitgebers gegenüber dem Auftraggeber. Martis Erfahrung: «Die Auftraggeber wissen das zu schätzen, und nicht selten folgt dem ursprünglich beauftragten Energiekonzept dann ein Auftrag im angestammten Planungsbereich.» 

MAS «Energieingenieur Gebäude»
 

Anbieter: Hochschule Luzern

Studienbeginn: Herbst 2015

Lehre: 2 Tage je Woche über 3 Semester

Kosten: 11.000 Fr.

Info-Abend für Interessierte: 11. 6. 2015, 18 Uhr HSLU, Technikumstr. 21, Horw
www.passerelle-energieingenieur.ch
www.alenii.ch

Tags

Verwandte Beiträge