SIA: Photovoltaik bald obligatorisch?
Die Tagung der SIA-Berufsgruppe Technik fokussiert auf die Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) und ihre Konsequenzen für die Planer. Werden energiepolitische Vorgaben zum Kreativitätskiller?
Die Energiestrategie 2050 des Bundes setzt nicht zuletzt auf eine verstärkte eigene Energieerzeugung der Gebäude, und dabei geniesst die Energiegewinnung auf Dach und Fassade besondere Priorität. Zudem werden die neuen Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) die Bauherren in die Pflicht nehmen, fortan Gebäude zu errichten, die sich in wachsendem Masse selbst mit Strom versorgen.
Pro Quadratmeter Energiebezugsfläche sollen in nächster Zukunft Photovoltaik-Äquivalente mit einer Leistung von 10W auf Dächern oder Wänden von Neubauten montiert werden. So legen es die Eckwerte in den Mustervorschriften fest. Nach ihrer Vernehmlassung derzeit noch zur Überarbeitung bei den Kantonen, wird die entsprechende Gesetzesvorlage für das Jahr 2015 erwartet.
Orientiert an den ehrgeizigen Zielen der Energiestrategie 2050, fordern die Mustervorschriften Engagement von Bauherren, Architekten und Gebäudetechnikplanern: Gefragt sind kostengünstige, ästhetische und in die Fassade integrierbare Photovoltaiklösungen. Architekten werden künftig nicht mehr umhin kommen, die Solaranlagen als quasi obligatorisches Element bereits im Entwurf mitzudenken. Der Gebäudetechnikingenieur wird seinerseits für elektrische Anlagen, Heizung und Warmwasserbereitung einen höheren Eigendeckungsgrad erzielen müssen. Gelingt es, dazu einen hohen Deckungsgrad mit einer grossen Solaranlage zu realisieren und dabei ästhetisch ansprechende Formen zu finden, ist ein wesentliches Ziel erreicht.
An der Tagung werden neueste Erkenntnisse zur Bedeutung von Gebäuden als Energieerzeuger aufgezeigt und zeitgemässe Lösungen für Gebäudetechnik und Fassadengestaltung vorgestellt. Am Vormittag wird aus Sicht der verschiedenen Disziplinen (Architektur, Gebäudetechnik, usw.) der state of the art gebäudeintegrierter Energieerzeugung vorgestellt.
Der Nachmittag ist bestimmt von drei parallelen Workshops. Thema ist unter anderem die Frage «Wie viel Solaranlagen verträgt ein architektonischer Wurf » sowie, in einem weiteren Workshop, die Frage nach der Zukunft thermischer Solaranlagen. Auch an die SIA-Tagung «Strom und Gebäude» vom Juli wird thematisch angeknüpft.
Zielgruppe der Tagung sind Fachpersonen aus Architektur, Gebäudetechnik, Fassadenplanung, Bauherren und Wohnungswirtschaft, Forschung und Lehre. Die Tagungssprache ist Deutsch; Abstracts der Vorträge in französischer Sprache liegen vor.