SIA: Auf­ent­halts­qua­li­tät für al­le

Vertreterinnen des Verein Lares erklären an der Europaallee, wie man im Städtebau Bedürfnisse verschiedener Nutzer berücksichtigen kann.

Publikationsdatum
29-12-2014
Revision
05-11-2015
Barbara Stettler
Architektin EPFL SIA, Verantwortliche für die Berufsgruppe Architektur BGA beim SIA

Als Bauherrin beauftragte die SBB 2008 den Verein Lares, die Anforderungen verschiedenster Personengruppen – vom Vater mit Kind über Studierende bis zur Rentnerin – zu definieren und Massnahmen zu deren Berücksichtigung im neuen Quartier zu benennen. Das bedeutet, Dinge wie Sicherheit oder Barrierefreiheit unter die Lupe zu nehmen und zugleich die Aneignung der Räume zu fördern – mit dem Ziel, das Wohlbefinden unterschiedlichster Nutzerinnen und Nutzer zu verbessern. Der graue Novembernachmittag brachte gute Voraussetzungen, den öffentlichen Raum kritisch zu betrachten und Qualitäten wie Defizite des neuen Stadtteils am Zürcher Bahnhof zu erkennen. Bauherrenvertreter Andreas Steiger führte zu Beginn in die Geschichte des Projekts ein. 

Die Lares-Fachfrauen Doris Königer und Martina Dvoracek gaben Einblick in ihre Beurteilungskriterien. Beispielsweise sind die in den Erdgeschossen recht prominent angeordneten Velostationen gut zu erreichen. Zusätzlich bringt dies Überschaubarkeit und Sicherheit. Bei der Besichtigung des Areals in kleinen Gruppen nahmen die Teilnehmer die Rollen unterschiedlicher Quartiersnutzer ein, etwa die einer gehbehinderten Person. Für sie ist der Weg aus dem Hof der Fachhochschule über die lange Treppe fast unüberwindbar. Will sie den öffentlichen Lift nutzen, muss sie zurück in die Allee und erreicht die Lagerstrasse nur auf Umwegen. 

Die vom SIA unterstützte Begehung sensibilisierte für Dinge wie schlechte Beleuchtung, Barrieren, Höfe ohne Charme und zu lange Wege. Dagegen sind Qualitäten wie belebte Räume, Durchblicke in andere Strassenzüge, Foyers und innere Raumschichten gute Voraussetzungen für die Aneignung und die Entstehung sozialen Lebens. Beobachtungen und gewonnene Erkenntnisse flossen in die abschliessende Diskussion ein. 

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