Qua­li­tät des Bau­werks im Fo­kus

Konferenz der SIA-Berufsgruppen und Sektionen in Siders

Die Konferenz der Berufsgruppen und Sektionen bestimmte Grundsätze für die Etablierung von BIM in der Schweizer Planungs- und Baubranche. Daneben diskutierten die Teilnehmer über Strategien für bessere Planerhonorare.

Publikationsdatum
04-12-2015
Revision
05-12-2015

Building Information Modeling (BIM) ist bereits Realität, nicht nur im Ausland, sondern auch in der Schweiz. Aber BIM bringt auch Verunsicherung!» Mit diesen Worten stieg Sacha Menz an der Konferenz der SIA-Berufsgruppen und -Sektionen am 30. Oktober in Siders in das Thema BIM ein.

Der Zürcher Architekt und Hochschullehrer ist seit Mai Mitglied des SIA-Vorstands und zudem verantwortlich für das neue strategische Themenfeld «Planungs- und Bauprozesse». Die Konferenz stand ganz im Zeichen des Themas Building Information Modeling (BIM).

Die Verunsicherung sei deshalb recht gross, weil die Implementierung von BIM bisher mehr oder weniger nach dem Prinzip «Achtung – fertig – los – und irgendwie wird es schon gehen» vonstatten gegangen sei, sagte Menz. 

Um dem entgegenzuwirken und weil die Technologie die rich­tige Implementierung nicht von ­selber regle, so Menz weiter, brauche es Information und Aufklärung. 

Architekt Odilo Schoch, Forschender in Sachen Digitale Fabrikation und Bauprozess an der ETH Zürich, knüpfte an seinen Kollegen Sacha Menz an: Es gehe, so Schoch, nicht nur um die Frage, wie die Planer möglichst gut mit BIM zurechtkämen, sondern darum, welche beruflichen Potenziale sich für Architekten und Ingenieure daraus ergäben. BIM ­biete, richtig eingesetzt, viele Chancen zur hochwertigen Weiterentwicklung der Schweizer Planungs- und Baukultur – weshalb es unabdingbar sei, die Digitalisierung der Planungs- und Bauprozesse jetzt ­beherzt anzugehen. 

Positionspapier in der Vernehmlassung 

Hierzu hat Sacha Menz einen runden Tisch zum Thema BIM ins Leben gerufen – mit Vertretern des SIA, der Schweizerischen Zentralstelle für Baurationalisierung (CRB), der Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffent­lichen Bauherren (KBOB) und der Interessengemeinschaft Privater, Professioneller Bauherren (IPB). 

Gleichfalls bereits erarbeitet haben Menz und die Geschäftsstelle des SIA das Positionspapier «Eckwerte des SIA in der zukünftigen Entwicklung der Planungs- und Bauprozesse». Dieses soll, in Analogie zu den SIA-Positionspapieren zu Baukultur, Bildung und Energie, den übergeordneten strategischen Rahmen sowie die grundsätzliche Orientierung für jegliche zukünftige Mitwirkung und Einflussnahme des SIA zum Thema bilden.

Mit dem Papier, das bereits in die Vernehmlassung bei den Berufsgruppen und Sektionen gegangen ist, positioniert sich der SIA im Kern als Vermittler zwischen bewährten Planungsmethoden und neuen Ansätzen. Über Letztere, so das Positionspapier weiter, soll eine offene und kritische Auseinandersetzung geführt werden.

Es fördert die Adaption digitaler Planungs- und Bauprozesse an die Schweizer Verhältnisse, wenn damit aus Nutzersicht ein Mehrwert, sprich die langfristige Sicherung hochwertiger Planungsleistungen und der Qualität des Bauwerks Schweiz, verbunden ist. Ziel ist daher eine disziplinenübergreifende, ganzheitliche und den gesamten Lebenszyklus im Fokus behaltende Auseinandersetzung.

Parallel zum Positionspapier wird auch bereits mit Hochdruck am Merkblatt 2051 Building Information Modeling gearbeitet, das Manfred Huber, Präsident der gleichnamigen Kommission, vorstellte. Es wird dazu beitragen, die BIM-Methode besser zu verstehen und die Diskussion da­rüber zu versachlichen. Das Merkblatt soll im Herbst 2016 in die Vernehmlassung gehen. 

Wem nützt die Charta-Aktion? 

Parallel zur BIM-Diskussion fand am Nachmittag ein Austausch des Vorstands und der Geschäftsstelle mit den Vertretern und Vertrete­rinnen der Sektionen über die im vergangenen Frühling lancierte Charta-Aktion «Faire Honorare für kompetente Leistungen» statt.

Ein Dialog, den der Vorstand schon an der Delegiertenversammlung angekündigt hatte, nachdem verschiedene Sektionen beklagt hatten, zu wenig in die Aktion integriert worden zu sein. Vor allem die spezielle Situation in den Schweizer Randregionen sollte Thema sein. Hatte doch die Sektion Genf ebenfalls an der DV verlauten lassen, dass die Charta- Aktion zwar gut gemeint sei, zur Entschärfung der Situation in ihrer Region aber wenig bis gar nichts nütze. 

Die Vertreter und Vertreterinnen der Sektion Genf unterstrichen in Siders noch einmal ihren Standpunkt. Ausländische Architekten und Ingenieure mit sehr tiefen Honorarofferten würden zunehmend in den Genfer Markt drängen. 

Durch die Unterzeichnung der Charta würden sich ihre Mitglieder bloss ein zusätzliches Korsett verpassen und ihre Position gegenüber den ausländischen Anbietern zusätzlich schwächen. Der Vorstand der Sek­tion Genf wünscht sich deshalb nach wie vor einen viel weiter gehenden Schutz der SIA-Professionen – zum Beispiel über ein Architekten- bzw. ein Ingenieurgesetz.

Die Vertreter und Vertreterinnen der Sektion Tessin schilderten die Lage in ihrem Kanton ähnlich und formulierten analoge Anliegen. Das ist umso erstaunlicher, als der Kanton Tessin im Unterschied zu Genf, ja überhaupt als einziger in der Schweiz, mit der «Ordine Ingegneri e Architetti» über eine Art Kammer verfügt und im Tessin schon jetzt nur als Architekt oder Ingenieur arbeiten darf, wer der OTIA angehört. 

Von der Honorar- zur Qualitätsdebatte

Die Voten anderer Sektionen und die anschliessende Diskussion verdeutlichten, dass in der Honorardebatte das Thema Qualität in den Vordergrund rücken müsse. Es gehe darum, der Gesellschaft klarzumachen, dass weiter schrumpfende Honorare auch abnehmende Qualität be­deuten.

Wie mit diversen Vorstehern von kantonalen und städtischen Hoch- und Tiefbauämtern, ja auch der Astra und der SBB bereits geschehen, seien im Gespräch die grossen Auftraggeber aufzufordern, die umfängliche Verantwortung der Ingenieure und Architekten in angemessener Weise anzuerkennen und bei der Auftragsvergabe stärker auf die Qualität der Leistung und weniger auf den Preis abzustellen. 

Die SIA-Ordnung 144 für Ingenieur- und Architekturleistungsofferten ist für diesen Zweck das richtige Instrument, weswegen auch die Sektionen umfassende Anstrengungen unternehmen wollen, diese Ordnung noch breiter bekannt zu machen. 

Romandie diskutiert Lohnuntergrenze für Architekten

Ganz neue Wege beschreiten die ­Union patronale des architectes et ingénieurs (UPIAV), die Union des Ingénieurs et architectes diplômés employés (UIADE) und die Gewerkschaft UNIA des Kantons Waadt. Dies berichtete Alain Oulevey, Präsident der dortigen Sektion. Weil es aufgrund der immer schlechter werdenden Honorare auch immer schwieriger werde, angemessene Löhne für angestellte Architekten und Ingenieure zu bezahlen, insbesondere für sehr qualifizierte, sei ein Gesamtarbeitsvertrag für Architektur und Ingenieurbüros in der Vernehmlassung.

Damit sind auch Minimallöhne in Diskussion. Die Sektion Waadt steht dem Ansinnen grundsätzlich positiv gegenüber.
Ihrer Meinung nach könnte es ein weiteres Mittel gegen den unlauteren Wettbewerb und Dumpingpraktiken sein. Sie hat aber in der Vernehmlassung auch zu Protokoll gegeben, dass im Gesamtarbeits­vertrag die strukturelle Diversität der Architektur- und Ingenieur­büros angemessen zu berücksichtigen ist.

Man darf gespannt sein, wie die Diskussion im Kanton Waadt weitergeht. Vorstand und Geschäftsstelle des SIA werden die Kampagne weiterführen – wohl wissend, dass das Ziel der fairen Honorare noch weit entfernt ist. Wichtig dabei ist, dass wir von allen Mitgliedern unterstützt werden.

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