Die Schweiz ist grös­ser ge­wor­den - theo­re­tisch

Neues Landesvermessungssystem

Bis Ende 2016 ist die Umstellung der amtlichen Vermessung abgeschlossen. Dann sind die Daten nur noch im Format LV95 verfügbar.

Publikationsdatum
12-03-2015
Revision
25-08-2015

Im Jahr 1903 erfolgte die Einführung der Schweizerischen Landesvermessung durch das Bundesamt für Landestopografie swisstopo mit der Landestriangu­lation auf Basis von rund 70 Fixpunkten im Abstand von 30 bis 50 km. Die Koordinatenwerte der LV03 basieren bis heute auf dem Nullpunkt in der Sternwarte Bern mit den ­Werten 200 000 (Nord-Richtung) und 600 000 (Ost-Richtung).

Mit Bestimmung des Standorts auf der Erde durch Satelliten (mit dem globalen Navigationssystem GNSS [GPS, GLONASS, Beidou, Galileo]) verbesserte sich die Genauigkeit, sodass in den letzten Jahren  die Vermessung der Schweiz darauf umgestellt wurde. Die Koordinaten beruhen nun auf dem Bezugsrahmen der Landesvermessung von 1995, worauf auch der Name LV95 zurückzuführen ist.

Mit den neuen Koordinaten geht aber eine Schwierigkeit einher: Alte und neue Daten lassen sich nicht beliebig kombinieren. Je weiter vom Nullpunkt in Bern entfernt ein Ort ist, desto grösser die Differenz vom neuen zum alten Wert. Um hier eindeutig zu unterscheiden, wird bei der LV95 den Koordinaten eine 2 resp. eine 1 vorangestellt. Bedingt durch die beschriebene Verzerrung erhalten sie aber leicht andere Zahlenwerte. Ein Vergleich am Beispiel des Zürcher Uetlibergturms zeigt: Nach LV03 hiessen die Koor­dinaten 679 543.41 / 244 832.23. Neu lauten sie 2 679 544.28 / 1 244 832.08, haben also eine (fiktive) Distanz von rund 88 cm.

Worauf achten 

Es ist wichtig, beide Systeme in ihrer vollen Länge zu benutzen – das Weglassen (beim LV95) oder Hinzufügen (beim LV03) der Zahlen 1 oder 2 kann zu Fehlern führen. Im Idealfall behält man bei Projketen, die auf den alten Koordinaten beruhen, diese bei und übernimmt bei neuen Projekten von Anfang an die LV95-Koordinaten.

Sollte es aus Gründen der Projektdauer nötig sein, einen Übergang im System vorzunehmen, ­bietet swisstopo Hilfe an: Wie ein Blick auf die Karte in der Bildergalerie zeigt, ist die Transformation einer alten in eine neue Koordinate vom Standort des Punkts abhängig – eine einfache lineare Ähnlichkeitstransformation ist nicht möglich. Für die Umrechnung entwickelte swisstopo eine Software. Vorsicht ist bei der Transformation von Achsen geboten – da sie von der Lage eines Punkts abhängig ist, treten bei der Umwandlung von Bahn- oder Strassenachsen Verzerrungen in der Achsgeometrie auf. So wird sich die gegenseitige Lage ändern, und Radien, Klothoiden und Tangenten stimmen nicht mehr. 

Was bleibt bestehen  

Auch wenn mit dem neuen Höhensystem LHN95 ebenfalls neue Höhenwerte zur Verfügung stünden, bleiben die bisherigen Werte als offizielle Gebrauchshöhen erhalten. Das System LN02 (Landesnivellement 1902) wird nicht geändert; es sind zu viele Höhenwerte in Umlauf, und die Verwechslungsgefahr wäre zu gross. Das LHN95 dient vor allem der Landesvermessung.

Bei Wanderungen treten die beschriebenen Probleme nicht auf, denn die Abweichungen wären auch im kleinsten Massstab der Landeskarten von 1:25 000 nur unwesentlich. Die einzige Änderung besteht in der Angabe der neuen, siebenstelligen Koordinaten. 

 

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