Die DV will vor­der­hand kei­ne An­he­bung des Mit­glie­der­bei­trags

SIA-Delegiertenversammlung 2018

Die SIA-Delegierten sagen Nein zu einer Beitragserhöhung. Sie ­verabschieden das Budget 2018 und die Jahresrechnung 2017, berufen die Architektin Carole Pont in den Vorstand und würdigen Eric Frei,
Valerio Olgiati, Jürg Conzett und Judit Solt mit der Ehrenmitgliedschaft.

Publikationsdatum
17-05-2018
Revision
17-05-2018

Mit grosser Mehrheit sprachen sich die Delegierten des SIA an ihrer Versammlung vom 27. April 2018 in Mendrisio gegen eine Erhöhung der Einzelmitgliederbeiträge um 50 Franken aus. Genauer: Bei einer Enthaltung und acht Gegenstimmen gaben die restlichen 63 von insgesamt 72 Stimmberechtigen dem Gegenantrag der Berufsgruppe Architektur (BGA) auf Verschiebung des Geschäfts bis zur nächsten Delegiertenversammlung (DV) statt.

Parallel dazu erhielt der Vorstand den Auftrag, bis zur DV 2019 mit einer Finanzplanung genauer darzulegen, wie er die allenfalls zusätzlichen Mittel in den darauffolgenden fünf Jahren einzusetzen gedenkt. Diese Planung hatte der BGA gefehlt, weshalb sie sich zu ihrem Gegenantrag veranlasst sah. Paolo Spinedi, Präsident der SIA-­Sektion Tessin, äusserte auch den Wunsch, dass im Rahmen dieser Planung noch klarer als bisher Prio­ritäten gesetzt werden.

Karin Eugster Singer und Peter Wehrli, De­legierte der Sektion Winterthur, verlangten zudem, dass der Aufforderung der Rechnungsprüfungskommission (RPK) des SIA nach ­einer dringenden Analyse des fortwährend ansteigenden Personalaufwands auf der Geschäftsstelle, wie er im Bericht der RPK zur Jahresrechnung 2017 nachzulesen ist, Folge geleistet wird.

Budget 2018 genehmigt, aber …

Eine Analyse, die der Vorstand im Budget 2018 bereits angegangen ist und der er auch schon Anpassungen folgen liess. Der Personalaufwand wurde gegenüber 2017 um 5 % reduziert. Gemeinsam mit anderen Sparmassnahmen resultierte damit ein Budget mit einem kleinen Gewinn von 6000 Fr. vor Auflösung oder Bildung von Rückstellungen. Gegenüber der zuvor verabschiedeten Jahresrechnung 2017, die auf derselben Position noch mit einem Minus von 110 000 Fr. abschloss, ist das eine erhebliche Verbesserung. Die Delegierten genehmigten in der Folge das Budget, folgten aber auch hier einem Antrag der BGA, der vom Vorstand bis zur nächsten Konferenz der Berufsgruppen und Sektionen, also bis zum kommenden 26. Oktober, einen Zwischenbericht darüber verlangt, wie sich bis dahin die laufende Rechnung entwickelt hat.

Carole Pont in den Vorstand berufen

Schon beim nächsten Traktandum war es dann aber vorbei mit Vorbehalten. Einstimmig und mit grossem Applaus wählten die Delegierten die bis anhin im Vorstand der SIA-Sektion Wallis mitwirkende Architek­tin Carole Pont als neues Mitglied in den Vorstand des Zentralvereins. Sie tritt dort die Nachfolge des Lausanner Architekten Eric Frei an, der nach zehn Jahren der Mitwirkung im Vorstand zurückgetreten ist. Die 1975 geborene Pont hat in Montreal und an der EPF Lausanne Architektur studiert. Nach der Mitarbeit in verschiedenen Walliser und Waadtländer Architekturbüros machte sie sich ab 2005 als Architektin selbstständig. 2012 gründete sie gemeinsam mit Céline Guibat das Architekturbüro Mijong mit Niederlassungen in Sitten und Zürich. Neben der neu gewählten Carole Pont wurden Anna Suter und Ariane Widmer Pham, gleichfalls begleitet von einem grossen Applaus, für eine weitere Periode von vier Jahren im gegenwärtig zehn Mitglieder umfassenden Vorstand bestätigt.

Vier neue Ehrenmitglieder

Neben Eric Frei sind auch Valerio Olgiati, Architekt aus Flims, Professor an der Accademia di architet­tura in Mendrisio und gleichfalls rund zehn Jahre Vorstandsmitglied, sowie der Zürcher Architekt und ETH-Professor Sacha Menz aus dem Vorstand zurückgetreten. Allen dreien dankte SIA-Präsident Stefan Ca­dosch für ihre ausserordentlichen Verdienste, sowohl für den SIA als auch für die Schweizer Baukultur. Weil die enge Beziehung zu den Universitären Hochschulen für den SIA sehr wichtig sei, kämen für die Nachfolge von Olgiati und Menz aus Sicht des Vorstands nur wieder Professoren und Professorinnen der Università della Svizzera italiana, der ETH Zürich und der EPF Lau­sanne infrage. Er führe zwar bereits intensiv Gespräche, so Cadosch weiter, definitive Kandidaturen für die Nachfolge seien aber trotzdem erst auf die nächste DV zu erwarten.

Valerio Olgiati und Eric Frei wurde im Anschluss ge­meinsam mit der Chefredaktorin der vom SIA ­getragenen Fachzeitschrift TEC21, Judit Solt, sowie dem renommierten Churer Bauingenieur Jürg Conzett die Ehrenmitgliedschaft des SIA verliehen. Die Laudatio auf Judit Solt hielt Cadosch selber; zur Ehrung von ­Olgiati, Frei und Conzett waren Mario Botta, Alain ­Oulevey, Bau­ingenieur und Altpräsident der SIA-­Sektion Waadt, sowie Valentin Bearth, Architekt und gleichfalls Professor an der Acca­demia di architettura, als Laudatoren geladen. Sichtlich gerührt, nicht zuletzt von den sehr persön­lichen und mitunter bewegenden Worten des SIA-Präsiden­ten, nahmen alle vier die Ehrenurkunde entgegen.

Des einen Rück- ist des anderen Antritt

Auch für Hans-Georg Bächtold war es die letzte Delegiertenversammlung als amtierender Ge­schäfts­füh­rer. Seinen offiziell letzten Arbeitstag hat er zwar erst am kommenden 30. Juni, Stefan Cadosch liess es sich aber nicht nehmen, die Verdienste des scheidenden Geschäftsführers schon jetzt speziell zu würdigen und ihm für alles zu danken. Hans-Georg Bächtold habe in den fast zehn Jahren seiner Führung der Geschäftsstelle massgeblichen Anteil daran gehabt, den SIA zu dem zu machen, was er heute sei: eine dynamische, aktive und wieder Wirkung er­zeugende Gemeinschaft. Geschafft habe er das mit einer ihresgleichen suchenden Integrität dem SIA gegenüber, mit einem unbändigen Elan und Willen sowie einer kaum zu übertreffenden Einsatzfreudigkeit.

Ein erstes Mal an einer Delegiertenversammlung nahm Joris Van Wezemael teil, der am 1. Juli 2018 die Nachfolge von Hans-Georg Bächtold als Geschäftsführer des SIA antritt. Stefan Cadosch hiess ihn herzlich willkommen. Der promovierte Wirtschaftsgeograf und habilitierte Architektursoziologe der Universität respektive ETH Zürich sprach kurz zu den Delegierten. «Den SIA gibt es nur wegen seiner Mitglieder, und ich werde deshalb auch in Zukunft die Tätigkeiten des Vereins mit aller Kon­sequenz auf ebendiese Mitglieder ­ausrichten», meinte Van Wezemael einleitend. Zurzeit gehöre dazu insbesondere die treuhänderische Vertretung der Mitglieder in den Verhandlungen mit der Schweizerischen Wettbewerbskommission (Weko) – Verhandlungen, in denen er durchaus eine Chance erkenne, für die Mitglieder des SIA und auch alle anderen Ingenieurinnen und Architekten zu modernisierten und noch dienlicheren Honorarkalkulationshilfen zu finden.

Die verschiedenen Ziele, die sich der SIA nicht zuletzt in den strategischen Themenfeldern gesetzt hat, will Van Wezemael operationalisieren, um die Aktivitäten, Aktionen und Projekte des Vereins noch wirkungsvoller werden zu lassen. Er möchte das Normenwerk des SIA weiter voranbringen, die Berufsgruppen zu Thinktanks machen und die Zusammenarbeit mit den Sek­tionen intensivieren. Für Letz­teres werde er als eine seiner ers­ten ­Amtshandlungen jede Sektion besuchen.
 

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