Can­di­da Hö­fer im Kunst­mu­se­um Lu­zern

Candida Höfer fotografiert seit den 1970er-Jahren Orte, an denen üblicherweise viele Leute zusammenkommen. Doch ihre grossformatigen, symmetrischen Bilder sind menschenleer und fokussieren ganz auf die Architektur. Unter dem Titel «Düsseldorf» vereint die Ausstellung im Kunstmuseum Luzern Fotografien aus rund vierzig Jahren, die exemplarisch für Candida Höfers Schaffen stehen.

Publikationsdatum
17-12-2014
Revision
01-09-2015

Ausstellungen von Candida Höfer tragen häufig nüchterne Titel. So auch die aktuelle Schau «Candida Höfer. Düsseldorf». Doch wie kommt es zu einer Ausstellung mit diesem Titel bei einer Kölnerin 

Einerseits lassen sich die Anfänge von Höfers Schaffen durch ihr Studium an der «Becher-Schule» mit Düsseldorf in Verbindung bringen. Andererseits entstanden auch später immer wieder Bilder in dieser Stadt, so dass die Arbeiten zu Düsseldorf mittlerweile einen Bogen von 40 Jahren umspannen.

Für die zuerst im Museum Kunstpalast Düsseldorf, dann in der Landesgalerie Linz und nun im Kunstmuseum Luzern gezeigte Ausstellung fotografierte Candida Höfer zudem ab 2011 erneut Orte ihrer Wahl in Düsseldorf. Gelegentlich kehrte sie dabei an Plätze zurück, die sie vor vielen Jahren schon einmal mit ihrer Kamera aufgesucht hatte.

Sie selbst sagt dazu: «Düsseldorf steht für mich für Anfang. Es war und ist für mich eine Auseinandersetzung mit dem Anfang meiner Arbeit. Es war für mich eine Einladung, mir Fragen zu meiner Arbeit in der Zeit und über diese Zeit hinaus zu stellen.»

Neben den grossformatigen Interieurs von Opern, Schlössern und Kulturinstitutionen werden in der Ausstellung Bilder aus der frühen Serie Türken in Deutschland, Schaufensteransichten sowie Interieurs von Imbissbuden und Cafes gezeigt. Wir begegnen eher unscheinbaren Momenten, verschiedenen Aufnahmen aus dem öffentlichen Raum mit dokumentarischem Charakter, und merkwürdigen architektonischen Details. Auf einigen dieser Bilder sind dann doch Menschen zu sehen - manchmal sogar die Künstlerin selbst.

In diesen weniger bekannten Arbeiten gelingt es Candida Höfer, «sehenswürdige Bilder zu machen, aus Erscheinungen der Welt, die alles andere als sehenswürdig sind», so Friedrich Wolfram Heubach im zur Ausstellung erschienenen Katalog. Candida Höfers fotografischer Blick, ihr ausgeprägter Sinn sowohl fürs Details als auch für die Totale, schlussendlich für Präsentation ganz allgemein, kennzeichnen nicht nur ihre Aufnahmen, sondern regt sie auch immer wieder dazu an, darüber nachzudenken, in welcher Form das Publikum ihre Bilder wahrnimmt.

So begegnet man in der Ausstellung neben den bekannten, gerahmten Fotografien auch einer Reihe von Projektionen. Diese Projektionen bilden ein interessantes Gegengewicht zu den statischen, meist von Symmetrie geprägten Werken. Für die Projektionen hat die Künstlerin bestehende Dias aus frühen Jahren neu arrangiert und digitalisiert. Damit wird die Ausstellung auch zu einer Reflexion der Künstlerin über ihr vergangenes und gegenwärtiges Arbeiten und thematisiert Technik, Bildwahrnehmung und Präsentation.

Weitere Infos
Kunstmuseum Luzern, Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr, Mittwoch 10-20 Uhr, Montag geschlossen
(24./25./26./31.12. und 01.01. nur bis 16 Uhr offen)
Öffentliche Führungen mittwochs um 18 Uhr, sonntags um 11 Uhr

Publikation
Zur Ausstellung erscheint die Monografie «Candida Höfer. Düsseldorf» mit Texten von Lothar Baumgarten, Benjamin H.D. Buchloh. Fanni Fetzer. Friedrich Wolfram Heubach. Candida Höfer. Gabriele Hofer-Hagenauer. Erika Krugel, Gunda Luyken, Michael Oppitz und Friedemann von Stockhausen bei Richter Fey, Hg. Stiftung Museum Kunstpalast Düsseldorf, d, 192 Seiten, ISBN 978-3-941263-56-7, CHF 42.- / für Mitglieder KGL CHF 35.-

Biografische Angaben
Candida Höfer wurde 1944 in Eberswalde (D) geboren. 1973-1982 studierte sie an der Staatlichen Kunstakademie im Düsseldorf, davon 1973-1976 in der Filmklasse von Ole John und von 1976-1982 in der Fotografieklasse von Bernd Becher. Höfer zählt neben Andreas Gursky, Axel Hütte, Thomas Ruff, Tata Ronkholz und Thomas Struth zur «Düsseldorfer Fotoschule», die inzwischen zu Weltruhm gelangte. Als Abgängerin dieser legendären «Becher-Schule» hat Candida Höfer ihr Werk konsequent und eigenständig vorangetrieben. Candida Höfers Arbeiten waren auf der documenta in Kassel als auch auf der Biennale in Venedig sowie in zahlreichen Einzelausstellungen in Europa, Amerika und Asien zu sehen. Candida Höfer lebt und arbeitet in Köln.

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