Zug­pfer­de

Kolumne

Publikationsdatum
27-03-2014
Revision
10-11-2015

Borromini sah ich noch nie. Le Corbusier begegne ich häufig. Und auch Max Frisch treffe ich hin und wieder im Zürcher HB. Denn ich bin Pendler und fahre am liebsten mit einem der 44 Intercity-Neigezüge – in der internen Nummerierung der SBB: RABDe 500.000–043. An den Triebwagen prangen die Namen berühmter Schweizer Persönlichkeiten: Künstlerinnen, Erfinder und Politiker. Und der drei Architekten.

Viel Ehre für meinen Berufsstand. Der Namenszug auf der Lokomotive gleicht einem Ritterschlag in unserem Land ohne Adel und Aristokratie. Wie stehen die Chancen für heute tätige Architektinnen und Architekten, dass ihr Name dereinst einen Triebwagen ziert? 

Berühmte Schweizer Baukünstler gibt es noch immer – und darunter befinden sich durchaus Persönlichkeiten. Trotzdem werden sie wohl kaum in den exklusiven Zirkel um Einstein und Jeanne Hersch aufgenommen. Weshalb nicht? Zu selten mischen sie sich in gesellschaftliche Debatten ein, wie dies Le Corbusier und Frisch getan haben. Der Platz auf der Lokomotive will verdient sein – mit Engagement ennet der Baustelle.

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