Von De­cken und Wäl­dern

Kolumne

Publikationsdatum
16-11-2015
Revision
16-11-2015

Als die Architekturabteilung der ETH Zürich 1976 vom Globusprovisorium im Stadtzentrum auf den Hönggerberg verlegt wurde, war die Wut der Betroffenen gross. Nicht bloss, dass damit viele Akteure der Zürcher Studentenunruhen ins Exil geschickt wurden. Schwerer wog aus heutiger Sicht, dass Fächer wie Stadtplanung, Soziologie und Geschichte zu blutleerer Abstraktion verkamen: Konkretes Anschauungsmaterial für den Unterricht gab es im hermetisch dichten HIL-Gebäude auf der Kuhweide nicht. Nur in puncto Haustechnik erfuhren wir hautnah, was man besser vermeiden sollte. Ein Glück, dass wir uns in den Wald absetzen konnten, wenn uns die abgehängte Decke auf den Kopf fiel.

Seit einigen Jahren nun wird der Standort zu einem Campus aufgerüstet. Der spannendste Neubau ist zurzeit das Arch_Tec_Lab. Das interdisziplinäre, experimentelle Gebäude wird gleich neben dem HIL auf der alten Tiefgarage erstellt. Deren Decke musste provisorisch abgestützt werden, damit Sattelschlepper die Baustelle anfahren können. Und siehe da: Der neue, temporäre Wald eignet sich zwar kaum für Spaziergänge, doch über ihm entsteht etwas Motivierendes für Baufachleute. Das ist gut so. Denn was am Hönggerberg sonst noch fehlt, kann man nicht bauen. Das wächst. Langsam.

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