Ge­mein­schaf­tlich Woh­nen im Grü­nen

Open House Basel öffnete erneut die Türen zu herausragenden Gebäuden. Der Verein lässt immer wieder Neues entdecken, wie zum Beispiel die von Nord Architekten realisierte Wohnbebauung an der Gempenstrasse in Birsfelden: Die dichte Siedlung im Grünen fördert das gemeinschaftliche Wohnen.

Data di pubblicazione
22-07-2025

Wie in vielen Gemeinden der Nachkriegszeit entstanden auch in Birsfelden die typischen Zeilenbauten und Punkthäuser, zwischen denen sich das Abstandsgrün – «Anstandsgrün» – ausbreitete, ohne den sozialen Austausch zu fördern. 

Im Studienauftrag für den Ersatzneubau eines bestehenden Zeilenbaus aus den 1950er-Jahren an der Gempenstrasse suchten Nord Architekten deshalb Vorbilder, bei denen der Grün- und Freiraum zur gemeinschaftlichen Nutzung anregt. 

Als gutes Beispiel diente ihnen die baugenossenschaftliche Wohnkolonie «Im Lerchengarten» in Birsfelden von Wilhelm Brodtbeck aus dem Jahr 1924: Doppelwohnhäuser formieren sich um einen privaten Platz oder Strassenraum, der gemeinschaftlich genutzt wird. Angelehnt an diese Typologie fassen die zwei parallelen Neubauzeilen in der Gempenstrasse einen zentralen Hofraum für die Gemeinschaft. 

Die darin versetzt angeordneten parkartigen Grünflächen mit Spielwiesen und Spielplätzen gliedern die Flächen, dienen als Treffpunkt und Aufenthaltsort; so auch die offenen Laubengänge mit in die Fassade integrierten Sitzbänken, die alle Geschosswohnungen erschliessen.

Die vertikale Zugang erfolgt über zwei ebenfalls offene Haupttreppenhäuser und zwei Lifte in der Mitte, ergänzt durch zwei kleine Spindeltreppen am Ende der Zeilen. Zwischen den beiden Gebäuden verbinden sich die Laubengänge zu einer Brücke und fassen den Hof ein. 

Architekt und Mitgründer von Nord Architekten Markus Walser schildert bei der Besichtigung, wie erfreut sie waren, dass die Bauherrschaft so offen für ihr Projekt war. «Es gleicht einer Genossenschaft», meint er. Auftraggeberin ist jedoch die Anlagestiftung Pensimo; deren Mission sind langfristig stabile Renditen, Wertsteigerung und ein klimaangepasstes Portfolio.

Neben den Ein- bis Zweipersonenhaushalten bilden Familien die wichtigste Bewohnergruppe. Obwohl es sich um ein Mehrfamilienhaus handelt, erfüllt es den Traum vom mehrgeschossigen Einfamilienhaus mit Garten. Im Hof reihen sich Maisonettewohnungen aneinander, auf der Aussenseite sind ihnen private Grünräume vorgelagert. 

Diese Gestaltung macht das Wohnen im Erdgeschoss attraktiver und ermöglicht die gemeinschaftliche Nutzung der Flächen zwischen den Zeilenbauten. Über den doppelgeschossigen Wohnungen stapeln sich zwei Vollgeschosse mit mehrheitlich 2-Zimmer-Wohnungen und ein Attikageschoss mit kompakten Studiowohnungen und grosszügigen 3.5-Zimmer-Wohnungen an den Köpfen. 

Alle Küchen der insgesamt 52 Wohnungen haben ein Fenster zum Hof und zu den Laubengängen, was wiederum die Begegnung fördert. Um die Privatsphäre zu gewährleisten, liegen die Schlafräume auf der hofabgewandten Seite.

In Bezug auf die Bauweise mussten die Architekten Kompromisse machen. Hinter der mit Holz verkleideten Fassade und der Holzkonstruktion der Laubengänge und Balkone verbirgt sich ein Massivbau. 

Ein reiner Holzbau wäre zu teuer gewesen, da während der Bauphase die Covid-Pandemie begann und der Preis durch die Holzknappheit massiv anstieg. Eine Reduktion der Parkplätze war 2021 im Kanton Baselland noch nicht möglich, so musste der Hof für die 1.3 Parkplätze pro Wohnung komplett unterkellert werden. 

Das Wohnprojekt an der Gempenstrasse in Birsfelden ist ein Paradebeispiel für verdichtetes Bauen von hoher Qualität. 

Ersatzneubau MFH Gempenstrasse, Birsfelden

 

Bauherrschaft
Anlagestiftung Pensimo, Zürich

 

Architektur
Nord Architekten, Basel

 

Landschaftsarchitektur
META Landschaftsarchitektur, Basel

 

Baumanagement
Anderegg Partner AG, Basel