Mehr Pla­tz für Kä­se

In Emmen erweiterte ein Käseproduzent sein Werk. Vorgefertigte überhohe Betonelemente für die Wände erforderten eine exakte Planung und Sorgfalt bei der Ausführung.

Data di pubblicazione
01-12-2022

Bei Emmi in Luzern dreht sich meist alles um die Käseherstellung – in den Jahren 2021 und 2022 jedoch auch um einen 50 Mio. Fr. teuren Neubau, um zusätzliche Kapazitäten zu schaffen – eben zur Käseherstellung. Denn allein in den letzten zehn Jahren hat sich die Milchmenge, die zu Käse verarbeitet wird, verdoppelt.

Von innen nach aussen denken

Die benötigten Anlagen und Produktionsflächen bestimmten den architektonischen Entwurf. Die Planenden verbanden den Neubau über einen eingeschossigen Zwischenbau mit der alten Käserei. Da auf dem bestehenden Produktionsniveau weitergebaut wurde, sind ­Verbindungen zum Bestand schwellenlos möglich. Ein Untergeschoss gibt es nicht, schuld ist der hohe Grundwasserspiegel. Das Gebäude steht auf Fundamentriegeln, die mit 150 Bohrpfählen im Erdreich verankert sind. Die neue Halle wurde unabhängig vom Bestandsgebäude gebaut, sodass die Produktion während der Bauzeit ohne Unterbrechung weiterlaufen konnte.

Für die Aussenwände ergriffen das Planungsteam und die ­Bauherrschaft die Chance, mit Vorfabrikation den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden. Man entschied sich für vorfabrizierte überhohe Doppelwand-Beton­elemente, die allgemein Vorteile hinsichtlich Baustellenkapazität und Bauzeit bieten. Im Fall der neuen Halle in Emmen waren das jedoch nicht die einzigen Gründe. Die Elemente wurden direkt an die ­bestehenden Fassaden angebracht, wodurch auf die verlorene Schalung verzichtet werden konnte. Zudem weisen auch thermisch wirkende Elemente beidseitig glatte Betonoberflächen auf. Mit dieser Eigenschaft konnte man die strengen Hygieneanforderungen der Pro­duktionsräume für Lebensmittel erfüllen.

Präzise planen und fertigen

Die Doppelwand-Betonelemente bestehen aus zwei industriell vorgefertigten Betonschalen, in denen die komplette Bewehrung enthalten ist. Die Fertigteile sind durch Gitter­träger auf Abstand miteinander ­verbunden und werden vor Ort aus­betoniert. Bei den bis zu 3 m breiten und 9 m hohen Elementen ist beim Ausbetonieren Vorsicht geboten, ­damit die Steiggeschwindigkeit des Betons nicht überschritten wird.

Insgesamt brachte der deutsche  Hersteller etappenweise rund 210 Elemente mit Spezialtransporten über die Grenze. Um die rund 3200 m2 Wandelemente bewegen zu können, brauchte es einen leistungs­fähigen Kran auf der Baustelle – die schwersten Elemente wogen um die 9 t. Die Betonwände wurden liegend geliefert und mithilfe eines Wendebocks in eine senkrechte Lage gebracht.

Für den Baumeister war die Arbeitssicherheit hierbei zentral. Für die Arbeit in 10 m freier Höhe wurde die Sicherheit mit Kletterbühnen und die Zugänglichkeit mit Gerüsttürmen gewährleistet. Bereits im Werk musste jede Verankerung für diese Kletterbühnen eingelegt werden – neben den üblichen Aussparungen für Türen oder Haus­technikleitungen oder Einlagen für spezielle Einbauten, wie im Fall von Emmen ein Kran für das Salzbad.

Sensible Industriearchitektur

Raumhohe Stahlfachwerkträger überspannen die grosse Produk­tionshalle und den Salzbadraum stützenfrei. Eine abgehängte Hygie­nedecke verkleidet die Dachkon­struktion und wirkt gleichzeitig schallschluckend. Hohe Verglasungen in der Ostfassade garantieren einen guten Lichteinfall.

Der Hauptbau ist von einer hinterlüfteten Metallprofilfassade umschlossen. Die grosse Fassadenfläche wird durch die Anordnung der stehenden Verglasungen und die feine horizontale Gliederung subtil gestaltet. Der Annexbau ist in Sichtbeton gehalten. In den Produktionsräumen wurde ein fugenloser Bodenbelag auf Polyurethanbasis gegossen. Die Wandoberflächen sind mit einer Epoxidharzbeschichtung ausgeführt. Die Abschrägung von Brüstungen und die Ausbildung von Hohlkehlen ermöglichen reinigungsfreundliche Oberflächen.  

Die Anlage befindet sich seit Ende Oktober 2022 im Testbetrieb. Der vollständige Produktionsbetrieb soll Ende des Jahres aufgenommen werden.

Neubau Produktions­gebäude, Emmen

 

Bauherrschaft
Emmi Schweiz, Emmen


Architektur
TGS Architekten, Luzern

 

Tragkonstruktion
Kost + Partner, Sursee


Bauunternehmung
Schmid Bauunternehmung, Ebikon


Stahlbau
Josef Meyer Stahl und Metall, Emmen


Elektroplanung
Wey + Partner, Sursee


HLK-Planung
E. + Th. Bertsch, Luzern


Sanitärplanung
AW Haustechnikplanung, Obernau


Betonfertigteile
Elsässer, Geisingen (D)